Hochzeit nach Plan B (German Edition)
sollte Thomas es doch mit seiner Natalie werden!
Entschlossen stieg ich aus dem Auto und betrat hinter Berschmann das Fabrikgebäude. Mit dem Aufzug fuhren wir in die oberste Etage, in der zwei großzügige Lofts entstanden waren.
Beeindruckt sah ich mich um. Moderne Architektur mit viel Glas und Stahl ergab in der Kombination mit den alten Fabrikelementen ein interessantes Wohnobjekt. Mein inzwischen ein wenig geschultes Maklerauge sagte mir, dass sich für die hier entstandenen Wohnungen bestimmt schnell solvente Käufer fanden. Wenn Berschmann einen Exklusivvertrag für uns ausgehandelt hatte, wäre das für das Maklerbüro ein halber Lottogewinn.
In der Nähe einer großen, nachträglich eingefügten Fensterfront standen zwei Männer und diskutierten angeregt über großformatige Baupläne, die auf einem Tisch ausgebreitet waren.
Der eine war schon etwas älter, hatte graumeliertes Haar, eine Brille und trug einen Anzug. Ein Vertreter von Prange-Bau, nahm ich an.
Der andere war Thomas. In einer Haltung, die von absoluter Selbstsicherheit kündete, lehnte er lässig an einem Stuhl. Er hatte sein Jackett ausgezogen und die Ärmel seines Hemds hochgekrempelt.
Jetzt bloß keine Panik!
Mit halbwegs entschlossenen Schritten steuerte ich neben Berschmann auf die beiden zu. Sie blickten fast gleichzeitig auf, als sie uns kommen hörten.
Im ersten Moment schien Thomas mich nicht zu erkennen – kein Wunder mit den kurzen, blondierten Haaren. Sein Gesicht verzog sich zu einem professionellen Lächeln. Doch als ihm Sekundenbruchteile später klar wurde, wen er vor sich hatte, löste sich seine Selbstsicherheit komplett in Wohlgefallen auf. Mit offenem Mund starrte er mich an.
»Hannah!«, brachte er hervor.
Blitzschnell diagnostizierte ich einen schweren Fall von Schnappatmung bei ihm, und meine eigene Nervosität flaute ein wenig ab.
»Hallo Thomas«, sagte ich mit so souveräner Stimme, dass man mir meine wackelnden Knie kaum noch anmerkte. Dann brachte ich ihn vollends aus dem Konzept, indem ich ihm meine Hand hinhielt, und zwar auf genau die seltsame Weise, wie ich es häufiger bei seiner Mutter beobachtet hatte: mit dem Handrücken nach oben, so als erwartete ich einen Handkuss.
Thomas ergriff meine Hand prompt, schien dann aber nicht zu wissen, was er damit anfangen sollte. Also schüttelte er sie heftig wie ein kleines Kind im Kindergarten.
Mit stiller Genugtuung beobachtete ich danach, wie Thomas beim Druck von Berschmanns Pranke zusammenfuhr. Bei Männern schien der Makler noch weniger Rücksicht zu nehmen als bei Frauen, und ich meinte beinahe, die Fingerknochen meines Exfreundes krachen zu hören.
Nachdem mir Berschmann auch noch Herrn Munkel von der Prange-Bau vorgestellt hatte, wandten wir uns den beruflichen Themen zu. Die ganze Besprechung und Besichtigung dauerte nicht viel länger als eine Stunde. Dann waren alle offenen Fragen geklärt und wir verabschiedeten uns voneinander.
Als wir wieder in Berschmanns Wagen saßen und zum Maklerbüro zurückfuhren, merkte ich erst, wie sehr mich das unerwartete Zusammentreffen mit Thomas mitgenommen hatte. Ich war plötzlich völlig erschöpft.
»Sie kennen Herrn von Unckendinck wohl näher?«, fragte Berschmann mit einem wissenden Seitenblick zu mir.
Ich seufzte theatralisch. »Viel zu nahe, würde ich sagen.«
Der Makler nickte verständnisvoll. »Das dachte ich mir gleich. Ist wohl noch nicht allzu lange her, was?«
Manchmal war ein Chef mit guter Menschenkenntnis echt anstrengend!
Ich sah zu ihm hinüber und verzog das Gesicht. »Es ist sogar noch ziemlich frisch«, gab ich zu. Es hatte sowieso keinen Zweck, etwas vor ihm zu verheimlichen. Ich wusste, dass er nicht lockerlassen würde, bis er alles wusste.
Berschmann nickte wieder und runzelte dann nachdenklich die Stirn. »Ich hoffe nur, es gibt keine Probleme mit der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Exfreund.«, murmelte er leise, so als spräche er mit sich selbst. »So wie er aussah, hat er noch ganz schön an der Trennung von Ihnen zu knabbern.«
Kapitel 24
Ein paar Tage später hatte Berschmann schon wieder eine Überraschung für mich, diesmal allerdings in unserem Büro.
Es war schon später Nachmittag. Ich war gerade dabei, ein Zeitungsinserat für die Wohnungen der Prange-Bau zu entwerfen. Glücklicherweise hatte ich mich in den letzten Tagen nicht mehr mit Thomas auseinandersetzen müssen. Alle Kontakte liefen direkt über Herrn Munkel.
Ich hatte sogar den leisen
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