Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Dabei begann er hektisch, an seiner Krawatte herumzufummeln.
»Nein, keine Sorge, Sie sehen wirklich gut aus«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Ich habe mich nur gewundert, dass Sie heute schon so früh hier sind.«
Tatsächlich fiel mir jetzt erst auf, dass er sich heute besonders herausgeputzt hatte. Er trug zwar wie immer seine karierten Hosen, aber dazu hatte er ein weißes Hemd und ein dunkelblaues Jackett angezogen. Auf der schwarzen Krawatte prangten rote Rosenblüten. Wahrscheinlich stammte sie von irgendeiner Hochzeitsfeier. Bei Berschmanns Geschmack hätte er sie allerdings auch für eine Beerdigung gekauft haben. Da war ich mir nicht so ganz sicher.
Der Makler wirkte erleichtert.
»Wir müssen heute einen guten Eindruck machen. Wir haben nämlich gleich einen wichtigen Termin«, verkündete er, wobei er ein Gesicht machte wie ein kleiner Junge, der gerade den Weihnachtsmann auf seinem Rentierschlitten vorbeifliegen gesehen hat.
»Haben wir?«, fragte ich unsicher.
»Ja.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Und wir müssen gleich los. Ich fahre.«
Trotz aller Freundlichkeit duldete sein Tonfall keinen Widerspruch. Also ergab ich mich meinem Schicksal.
Erst als wir in seinem alten Mercedes quer durch Hamburg kurvten, weihte mich Berschmann in sein Vorhaben ein.
»Kennen Sie die Prange-Bau GmbH?«, fragte er mit unschuldiger Miene.
»Wer kennt die nicht?«, gab ich zurück. Und das war nicht übertrieben. Die Baugesellschaft war eine der ganz großen Player in der Branche und weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Ich erinnerte mich, dass auch Thomas sich mehrfach bemüht hatte, Ausschreibungen zu gewinnen und einen lukrativen Auftrag von der Firma zu bekommen, einmal sogar mit Erfolg.
Dabei war es um ein altes Fabrikgebäude in der Nähe des Hafens gegangen, das in luxuriöse Lofts umgebaut werden sollte. Damals hatte ich kräftig mitarbeiten müssen, hauptsächlich in Form von stundenlangem Stehen vor dem Kopierer. Zu den Terminen war er allerdings immer allein gegangen. Wahrscheinlich, damit ich ihn mit meiner Blödheit nicht blamierte, dachte ich verbittert.
»Die Prange-Bau saniert gerade mehrere alte Fabrikgebäude«, fuhr Berschmann in seinen Erklärungen fort. »Dabei entstehen sehr gut ausgestattete Eigentumswohnungen und Lofts. Und wir sollen genau die an den Mann oder an die Frau bringen.«
Er grinste triumphierend, während mir ganz schlecht wurde.
»Wo fahren wir denn hin?«, erkundigte ich mich mit zittriger Stimme. Mir schwante Übles.
»Die Objekte liegen ganz in der Nähe des Hafens. Tolle Lage«, erwiderte Berschmann dann auch.
Immer mit der Ruhe! , versuchte ich mich etwas abzuregen. Die Prange-Bau hatte bestimmt Hunderte von Objekten in Arbeit. Und dass ich ausgerechnet für das Gebäude zuständig werden sollte, für das Thomas den Umgestaltungsauftrag erhalten hatte, war doch mehr als unwahrscheinlich.
Ich atmete einmal tief durch und versuchte, nicht in Panik zu geraten.
Doch als wir zehn Minuten später vor einem großen Backsteingebäude vorfuhren und Berschmann den Wagen am Straßenrand stoppte, erkannte ich sofort Thomas` protzigen Geländewagen, der direkt vor dem Eingang parkte.
Hunderte Möglichkeiten, wie ich verhindern konnte, einen Fuß in die Fabrik zu setzen, schossen mir durch den Kopf.
Ich konnte behaupten, der Chef von Prange-Bau sei der Kopf der hiesigen Mafia und wir würden mit Betonschuhen im Hafenbecken landen, wenn wir uns mit ihm einließen. Aber ob Berschmann mir das abnehmen würde? Wohl kaum.
Oder ich konnte eine Schwangerschaft im Endstadium mit plötzlich einsetzenden Wehen vortäuschen. Ich blickte an mir herunter. Mist! Ich hatte heute ein schmales Etui-Kleid an, das meine schlanke Taille betonte. Die Möglichkeit fiel wohl auch aus.
Auch die Behauptung, dass ich gerade noch eine Tsunami-Warnung für den Hamburger Hafen im Radio gehört hatte, mit dem Hinweis, das betroffene Gebiet sofort zu verlassen, erschien mir wenig erfolgversprechend.
Genau genommen war keine der vielen Möglichkeiten auch nur annähernd dazu geeignet, ein Treffen mit Thomas zu verhindern.
Ich kniff die Augen zusammen und rieb mir mit beiden Händen über das Gesicht. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich mich der Situation einfach stellte. Irgendwann musste ich das ohnehin tun. Und je länger ich es hinausschob, umso schwieriger würde es werden.
Außerdem: Was sollte überhaupt das Problem dabei sein? Ich war inzwischen mit Ben glücklich,
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