Hochzeit zu verschenken
Mal nicht. Wirklich, Suze. Ich habe mich endgültig entschieden.«
»Was ist mit Luke?«
»Dem ist es egal. Er hat die ganze Zeit gesagt, dass er die Entscheidung mir überlässt.«
Suze schweigt einen Moment. Dann holt sie ihr Handy aus der Tasche und drückt es mir in die Hand.
»Okay. Wenn du es sowieso tun willst, dann tu es jetzt. Ruf Elinor an.«
»Geht nicht. Elinor ist in einer Klinik in der Schweiz. Ich wollte ihr eigentlich einen Brief schreiben -«
»Nein.« Suze schüttelt entschieden den Kopf, »Du tust es jetzt. Es muss doch irgendjemanden geben, den du anrufen kannst. Diese Hochzeitsplanerin. Robyn. Ruf sie an, und sag ihr, dass alles abgeblasen wird. Bex, du kannst es dir nicht leisten, auch nur eine Minute länger zu warten.«
»Gut, okay«, sage ich und ignoriere, dass sich tief in mir irgendetwas anfängt zu sträuben. »Okay, ich mach‘s. Ich... rufe sie an. Ich weiß die Nummer auswendig.«
Ich will gerade anfangen zu wählen - da lasse ich das Telefon auch schon wieder sinken. Im Kopf eine Entscheidung zu treffen, war eine Sache. Aber jetzt tatsächlich den entscheidenden Anruf zu tätigen, ist eine andere. Soll ich wirklich die ganze Hochzeit in New York absagen?
Was wird Robyn sagen? Was werden alle anderen sagen? Mein Gott, wenn ich doch nur ein klein wenig Zeit hätte, damit ich mir genau überlegen könnte, was ich ihnen allen sagen soll...
»Los jetzt!«, sagt Suze. »Ruf an!«
»Ja, ja!«
Meine Finger zittern, als ich 001 für Amerika wähle -aber auf dem Display passiert nichts.
»Ach... so was!«, rufe ich und versuche, enttäuscht zu klingen. »Hier ist kein Empfang. Na, dann rufe ich eben später an -«
»Nein, das tust du nicht! Wir laufen jetzt so lange die Straße entlang, bis das Telefon Empfang hat. Los!« Suze marschiert in Richtung King‘s Road los, und ich zottele nervös hinterher.
»Versuch‘s jetzt noch mal«, sagt sie, als wir am Zebrastreifen angelangt sind.
»Nichts«, sage ich mit zitternder Stimme. Mann, Suze sieht wirklich übermächtig aus, wie ein riesiger Schiffsbug. Ihre blonden Haare fallen ihr auf den Rücken, und ihr Gesichtsausdruck zeigt wilde Entschlossenheit. Wie kann das sein, dass sie so viel Energie hat? Ich dachte, schwangere Frauen sollen immer alles schön mit der Ruhe nehmen.
»Versuch‘s jetzt noch mal!«, wiederholt sie nach hundert Metern. »Los! Ich lass nicht locker, bis du endlich dieser Anruf hinter dich gebracht hast!«
»Kein Empfang!«
»Sicher?«
»Ja!« Ich drücke wie wild auf den Tasten herum, aber es tut sich nichts. »Guck!«
»Versuch‘s weiter! Komm!«
»Ja, ja!«
»Oh, mein Gott!« Suze kreischt völlig unvermittelt kurz auf, und ich zucke zu Tode erschrocken zusammen.
»Ich versuch‘s doch, Suze! Ehrlich, Suze, ich tue alles, was ich -«
»Nein! Guck doch mal!«
Ich bleibe stehen und drehe mich nach ihr um. Suze steht ungefähr drei Meter hinter mir auf dem Bürgersteig inmitten einer Pfütze.
»Suze... mach dir keine Gedanken«, sage ich unbeholfen. »Ich erzähl‘s bestimmt niemandem.«
»Nein! Du verstehst das nicht! Ich habe nicht...« Sie guckt mich mit einem ziemlich irren Blick an. »Ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt!«
»Deine was?« Schieres Entsetzen durchflutet mich. »Oh, mein Gott! Soll das etwa heißen... Bekommst du jetzt -«
Das darf doch nicht wahr sein!
»Ich weiß es nicht.« Ich sehe Suze an, dass sie panisch wird. »Ich meine, es könnte natürlich sein... Aber das ist doch vier Wochen zu früh! Es ist zu früh! Tarkie ist nicht hier, es ist überhaupt nichts vorbereitet... Oh, Gott...«
Ich habe Suze noch nie so ängstlich gesehen. Es schnürt mir fast die Kehle zu, sie so zu sehen, und ich kämpfe gegen die aufsteigenden Tränen an. Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht? Abgesehen von allem anderen, habe ich jetzt auch noch dafür gesorgt, dass meine beste Freundin eine Frühgeburt hat!
»Tut mir Leid, Suze«, würge ich hervor.
»Das ist doch nicht deine Schuld! Sei jetzt nicht albern!«
»Natürlich ist das meine Schuld! Du warst so glücklich und selig, und dann hast du mich gesehen. Ich sollte mich einfach von schwangeren Frauen fern halten -«
»Ich muss jetzt sofort ins Krankenhaus.« Suze ist ganz blass. »Die Cleath-Stuarts sind für ihre Sturzgeburten berühmt. Ich war innerhalb von einer halben Stunde auf der Welt.«
»Eine halbe Stunde?« Ich lasse praktisch das Telefon fallen. »Ja, dann mal los! Komm!«
»Aber ich habe meine Tasche
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