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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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richtig stolz auf mich. Aber dann sind wir zu Karen Milien gegangen und gerade, als ich zur Hälfte in einer sagenhaften Lederhose steckte, fing Ernest an zu schreien. Nicht bloß putzig zu wimmern oder bemitleidenswert zu jaulen. Nein, er schrie aus Leibeskräften, als wolle er der Welt mitteilen Diese Frau hat mich entfuhrt, rufen Sie sofort die Bullen!
    Da ich kein Fläschchen, keine Windeln oder sonst was dabei hatte, musste ich wie bekloppt die Fulham Road hinunterrennen, und bis ich endlich bei Suze angelangt war war ich schon ganz rot im Gesicht und bekam kaum noch Luft. Suze hat geweint, und Ernest hat mich angeguckt, als wenn ich eine Massenmörderin oder so etwas wäre.
    Und dann, nachdem sie ihn gestillt hatte, schrie er den ganzen Abend wie am Spieß...
    »Ach, du meine Güte!«, sagt Danny, als er vor mir stehenbleibt. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Ich werfe einen Blick in den Spiegel und bin entsetzt. Ich bin totenbleich vor Erschöpfung, mein Haar hängt glanzlos und schlaff herab, und meine Augen liegen tief in den Höhlen. Es war meinem Allgemeinzustand auch nicht besonders zuträglich, dass ich auf dem Rückflug neben einer Frau mi sechs Monate alten Zwillingen saß.
    »Meine Freundin Suze hat ein Kind gekriegt«, erzähle icl trüben Blickes. »Und weil ihr Mann auf einer Insel fest steckte, habe ich ihr eine Weile ausgeholfen...«
    »Luke hat mir erzählt, du würdest Urlaub machen«, sag Danny und betrachtet mich entsetzt. »Er hat gesagt, du würdest dich ausruhen!«
    »Luke... hat keine Ahnung.«
    Jedes Mal, wenn Luke anrief, war ich entweder damit beschäftigt, Windeln zu wechseln oder einen heulenden Ernie zu trösten oder eine heulende Suze zu trösten - oder ich habe schlicht und ergreifend geschlafen. Wir haben ziemlich kurz und zusammenhangslos miteinander geredet, bis Luke irgendwann meinte, ich solle mich besser hinlegen und schlafen, da ich ziemlichen Unsinn reden würde.
    Und sonst habe ich mit niemandem gesprochen. Meine Mutter rief mal an, um Bescheid zu geben, dass Robyn eine Nachricht hinterlassen habe und dringend um Rückruf bitte. Und ich wollte sie auch zurückrufen. Aber immer, wenn ich mal fünf Minuten für mich hatte... hatte ich einfach nicht die Kraft dazu. Ich habe keine Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert ist, wer sich mit wem ge- oder gar zerstritten hat. Ich bin mir sicher, dass Elinor fuchsteufelswild ist. Und ich bin mir sicher, dass ich mich auf ein gewaltiges Donnerwetter gefasst machen kann.
    Aber... das ist mir in diesem Moment mal so was von egal. Ich will jetzt nur noch ins Bett.
    »Hey, da ist ein Haufen Pakete von QVC gekommen.« Danny sieht mich neugierig an. »Hast du Marie-Osmond-Puppen bestellt?«
    »Weiß ich nicht«, sage ich erschöpft. »Kann sein. Ich habe so ziemlich alles bestellt, was QVC im Angebot hatte.«
    Ich erinnere mich nur dunkel daran, um drei Uhr morgens total geschafft vor der Glotze gesessen zu haben, während ich den glockenwachen Klein Ernest auf dem Schoß hatte, damit Suze endlich mal schlafen konnte.
    »Weißt du eigentlich, dass es um drei Uhr morgens im britischen Fernsehen nur Schrott gibt?« Ich reibe mir übers Gesicht. »Und einen Film zu gucken, braucht man gar nicht erst zu versuchen. Weil nämlich kaum, dass es spannend wird, das Baby anfängt zu schreien und man sowieso wieder aufspringen, das Kind herumtragen und dazu >Old McDonald Had a Farm, Ee-I Ee-I o...< singen muss. Was natürlich noch lange nicht heißt, dass das Kind aufhört zu schreien. Also versucht man es mit >Oh What a Beautiful Mooorrrning...<, aber das nützt auch nichts...«
    »Klar«, sagt Danny und weicht zurück. »Ich... ich glaub‘s dir, Becky. Und ich glaube, du brauchst ein bisschen Schlaf.«
    »Ja. Das glaube ich auch. Bis später.«
    Ich stolpere in die Wohnung, schmeiße den Poststapel aufs Sofa und gehe genauso zielgerichtet direkt ins Schlafzimmer wie ein Junkie, der weiß, wo er seinen nächsten Schuss kriegt.
    Schlafen. Ich muss schlafen...
    Das Lämpchen an unserem Anrufbeantworter blinkt, und noch im Hinlegen drücke ich automatisch auf den Knopf.
    »Hi, Becky! Ich bin‘s, Robyn. Ich wollte nur sagen, der Termin mit Sheldon Lloyd, bei dem wir die Tafelaufsätze für die Tische besprechen wollen, musste geändert werden. Der neue Termin ist nächsten Dienstag, den 21., um 14 Uhr 30. Bye!«
    Ich schaffe es gerade noch, »Komisch« zu denken, bevor mein Kopf auf dem Kissen landet und ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf

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