Hochzeit zu verschenken
sinke.
Acht Stunden später wache ich auf und setze mich sofort kerzengerade im Bett auf.
Was war das?
Ich strecke die Hand nach dem Anrufbeantworter aus und lasse die Nachricht noch einmal abspielen. Robyns Stimme flötet mir noch einmal genau das Gleiche vor, und das Display auf der Maschine verrät mir, dass der Anruf von gestern ist.
Aber... das kann doch gar nicht sein. Die Hochzeit in New York findet doch gar nicht statt.
Orientierungslos sehe ich mich in der halbdunklen Wohnung um. Meine innere Uhr ist total im Eimer, ich habe keine Ahnung, wie spät es sein könnte. Ich trotte in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken, und sehe noch völlig verschlafen aus dem Fenster auf das Wandgemälde am Gebäude gegenüber.
Ich habe die Hochzeit abgesagt. Dafür gibt es Zeugen. Warum kümmert sich Robyn dann weiter darum? Ich meine, ich hatte mich doch nun wirklich deutlich genug ausgedrückt, oder?
Was ist passiert?
Ich trinke das Wasser, schenke mir noch ein Glas ein und gehe ins Wohnzimmer. Die Uhr am Videorekorder verrät mir, dass es vier Uhr nachmittags ist, ich kann Robyn also noch anrufen. Und herausfinden, was los ist.
»Guten Tag! Hier ist die Wedding Events Inc.«, meldet sich eine Frauenstimme, die ich nicht kenne. »Was kann ich für Sie tun?«
»Hi! Entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Becky Bloomwood. Sie... organisieren eine Hochzeit für mich?«
»Ach, hallo, Becky! Ich bin Kirsten, Robyns Assistentin. Wenn ich Ihnen eben sagen darf, dass ich Ihre Dornröschen-Idee einfach absolut umwerfend finde? Ich habe allen meinen Freundinnen davon erzählt, und die haben alle gesagt: >Ich liebe Dornröschen! Das mache ich auch, wenn ich heirate!<«
»Oh. Äh... danke. Hören Sie, Kirsten, Sie finden das vielleicht eine etwas merkwürdige Frage...«
Wie soll ich mich ausdrücken? Ich kann wohl schlecht fragen, ob meine Hochzeit immer noch stattfinden soll!
»Findet... meine Hochzeit immer noch statt?«
»Na, das will ich doch hoffen!«, lacht Kirsten. »Es sei denn, Sie hätten sich mit Luke zerstritten!« Dann plötzlich verändert sich der Ton ihrer Stimme. »Haben Sie sich mit Luke zerstritten? Denn sollte das der Fall sein, wissen wir genau, was zu tun ist...«
»Nein! Habe ich nicht! Es ist nur... haben Sie meine Nachricht denn nicht erhalten?«
»Welche Nachricht denn?«, fragt Kirsten fröhlich.
»Die Nachricht, die ich vor ungefähr zwei Wochen auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen habe.«
»Ach, das tut mir aber Leid. Aber durch diese dumme Überschwemmung...«
»Überschwemmung?« Bestürzt sehe ich das Telefon an. »Sie hatten eine Überschwemmung?«
»Ich bin mir sicher, dass Robyn versucht hat, Sie deswegen in England telefonisch zu erreichen! War nicht so schlimm, es ist niemand ertrunken. Aber wir mussten das Büro für einige Tage evakuieren, und Teile der Telefonanlage haben etwas gelitten... leider ist auch das antike Ringkissen einer unserer Kundinnen vollständig ruiniert worden...«
»Das heißt, Sie haben meine Nachricht nicht bekommen?«
»War das die bezüglich der Hors de Oeuvres?«, fragt Kirsten.
Ich muss ein paarmal schlucken. Die Sache wächst mir über den Kopf.
»Becky, Robyn ist gerade hereingekommen«, informiert Kirsten mich. »Wenn Sie mit ihr sprechen möchten...«
Auf keinen Fall. Auf Telefone ist ja offensichtlich kein Verlass.
»Wenn Sie ihr bitte sagen würden, dass ich gleich zu ihr ins Büro komme.« Ich versuche, ganz ruhig zu bleiben. »Ich bin so schnell ich kann da.«
»Ist es dringend?«
»Ja. Ziemlich dringend.«
Robyns Büroräume befinden sich in einem eleganten Gebäude auf der 96th Street. Als ich anklopfe, höre ich bereits ihr gurgelndes Lachen, und als ich ganz langsam die Tür aufmache, sitzt sie mit einem Sektglas in der einen und dem Telefonhörer in der anderen Hand an ihrem Schreibtisch, auf dem eine offene Schachtel Pralinen steht. In der Ecke sitzt eine junge Frau an einem Computer und tippt. Das muss Kirsten sein.
»Becky!«, begrüßt Robyn mich. »Kommen Sie herein! Kleine Sekunde noch! Jennifer, ich finde, wir sollten den Devore-Satin nehmen. Ja? Gut. Bis bald.« Sie legt auf und strahlt mich an. »Becky, meine Liebe! Wie geht es Ihnen? Wie war es in England?«
»Danke, gut. Robyn -«
»Ich komme gerade von einem wunderbaren Lunch im Carlton, zu dem Mrs. Herman Winkler mich als Dankeschön eingeladen hat. Das war wirklich eine beeindruckende Hochzeit. Der Bräutigam hat der Braut am Altar einen Schnauzer-Welpen
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