Hochzeit zu verschenken
Luke kommt herein und klopft sich die Hände ab.
»Ich mag es nicht, wenn Leute uneingeladen bei Partys hereinplatzen«, bemerkt er trocken.
»Bravo«, ruft eine Frau, die ich nicht kenne. Luke verneigt sich, womit er allgemeines, erleichtertes Gelächter auslöst -und Sekunden später applaudiert alles.
Mein Herz rast in Überschallgeschwindigkeit, und ich weiß nicht, ob ich mich noch länger auf den Beinen halten kann. Als Luke wieder zu mir kommt, nehme ich seine Hand, und er drückt meine ganz fest. Ich will jetzt einfach nur noch gehen. Ich will hier weg.
Im gesamten Saal wird aufgeregt geplappert, und ich schnappe Gott sei Dank Wörter wie »gestört« und »bestimmt neidisch« auf. Eine von Kopf bis Fuß in Prada gekleidete Frau erzählt sogar fröhlich: »Also, bei unserer Hochzeit ist ja genau dasselbe passiert -«
Oh, Gott, und jetzt kommen auch noch Elinor und Robyn auf uns zu, nebeneinander, wie die beiden Königinnen in Alice im Wunderland.
»Es tut mir ja so Leid!«, ruft Robyn, sobald sie einigermaßen in unserer Nähe ist. »Lassen Sie sich davon bloß nicht den Tag verderben, meine Liebe. Das ist eine ganz traurige, nachtragende Gestalt.«
»Wer war denn das?«, fragt Elinor mit gerunzelter Stirn. »Kanntet ihr die?«
»Eine verstimmte ehemalige Kundin von mir«, erklärt Robyn. »Kommt schon mal vor, dass die eine oder andere durch die Auflösung der Geschäftsbeziehung verbittert ist. Keine Ahnung, was in denen vorgeht! Eben noch die nettesten jungen Geschöpfe, und im nächsten Augenblick verklagen sie einen! Keine Sorge, Becky. Wir machen das mit dem Auszug noch mal. Achtung, Orchester«, spricht sie entschlossen in ihr Mikrofon. »Auf mein Zeichen hin Wiederholung von >Some Day<. Beleuchtungsteam, bitte an die Ersatz-Rosenblätter! «
»Sie haben Ersatz-Rosenblätter?«, frage ich erstaunt.
»Liebe Rebecca, ich bin auf alle Eventualitäten vorbereitet.« Sie zwinkert mir zu. »Dafür hat man ja eine Hochzeitsplanerin.«
»Robyn«, sage ich und meine das Folgende völlig ernst. »Sie sind jeden Cent wert.« Ich lege den Arm um sie und gebe ihr einen Kuss. »Auf Wiedersehen. Auf Wiedersehen, Elinor.«
Die Musik schwillt von neuem an, wir schreiten wieder über die Tanzfläche, und es fallen neue Rosenblätter auf uns herab. Das muss ich Robyn lassen. Die Gäste scharen sich um uns herum und applaudieren - und bilde ich mir das bloß ein, oder gucken die seit dem Zwischenfall mit Alicia alle ein bisschen freundlicher? Am Ende des Spaliers steht Erin und beugt sich eifrig nach vorne. Ich werfe ihr den Brautstrauß direkt in die ausgestreckten Hände.
Und dann sind wir draußen.
Die schwere Doppeltür schließt sich hinter uns, und wir stehen in dem stillen, eleganten Flur, in dem sich außer uns nur zwei Türsteher befinden, die stur geradeaus glotzen.
»Wir haben es geschafft«, sage ich und lache vor Erleichterung. Welch ein Hochgefühl! »Luke, wir haben es geschafft!«
»Sieht so aus.« Luke nickt. »Haben wir prima gemacht. Und wenn du jetzt bitte so nett wärest, mir verdammt noch mal zu verraten, was zum Teufel hier gespielt wird?«
21
Laurel hat alles perfekt organisiert. Das Flugzeug wartet bereits auf uns, und gegen acht Uhr morgens kommen wir in London-Gatwick an, wo schon ein Wagen für uns bereitsteht. Und jetzt rasen wir quer durch Surrey nach Oxshott. Gleich sind wir da! Ich kann noch gar nicht glauben, dass alles so reibungslos geklappt hat.
»Du weißt natürlich, dass du einen großen Fehler gemacht hast«, sagt Danny und streckt sich genüsslich auf seinem Ledersitz in diesem schicken Mercedes.
»Wieso?« Ich sehe von meinem Telefon auf.
»Na, die Sache mit den zwei Hochzeiten. Ich meine, wenn schon mehr als eine, warum dann nicht gleich drei? Oder sechs? Sechs Partys...«
»Sechs Kleider...«, fügt Luke hinzu.
»Sechs Torten...«
»Ach, jetzt haltet die Klappe!«, setze ich mich beleidigt zur Wehr. »Ich habe das alles ja nicht absichtlich getan. Es ist halt... passiert.«
»Es ist halt passiert«, imitiert Danny mich spöttisch. »Becky, uns brauchst du doch nichts vorzumachen. Du wolltest zwei Kleider haben. Ist doch nicht schlimm.«
»Danny, ich telefoniere-« Ich sehe aus dem Fenster. »Okay, Suze, ich glaube, wir sind in ungefähr zehn Minuten da.«
»Ich fasse es einfach nicht, dass ihr es tatsächlich geschafft habt«, höre ich Suze sagen. »Ich fasse es nicht, dass wirklich alles geklappt hat! Ich würde am liebsten sofort losrennen und es
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