Hochzeit zu verschenken
anständig in die Flitterwochen fahren.« Er lächelt mich an. »Ich lass mich überraschen.«
»Gut. Okay. Ich überrasche dich.«
Ich trinke einen Schluck Champagner, der meine kribbelige Aufregung nur verstärkt. Ist das nicht cool? Ich darf mir aussuchen, wo unsere Flitterwochen hingehen! Vielleicht sollten wir eins dieser Wellness-Centren auf Thailand ansteuern oder so. Oder auf Safari gehen...
»Apropos Obdachlose«, sagt Luke zu Michael. »Im September müssen wir aus unserer Wohnung raus.«
»Ach was?«, sagt Michael. »Wieso das denn?«
»Unser Mietvertrag läuft aus - und die Eigentümerin verkauft. Alle müssen raus.«
»Ach!« Das lenkt mich unvermittelt von meinen Visionen von Luke und mir auf einer der Pyramiden von Gizeh ab. »Da fällt mir ein, Luke, dass ich da vorhin zufällig ein ziemlich merkwürdiges Gespräch mitgehört habe. Irgendjemand sagte, dass wir in dieses Gebäude hier einziehen würden. Wie kommen die denn auf so was?«
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagt Luke.
»Wie bitte?« Fassungslos starre ich ihn an. »Was willst du denn damit sagen? Das wäre eine Möglichkeit? Bist du verrückt geworden?«
»Wieso?«
Ich spreche etwas leiser weiter.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Lust habe, in diesem oberspießigen Haus voller schrecklicher alter Schachteln zu wohnen, die einen immer schief angucken?«
»Becky -«, unterbricht Michael mich und macht eine viel sagende Kopfbewegung.
»Ist doch wahr!«, erzähle ich ihm. »In diesem Haus wohnt nicht ein einziger freundlicher Mensch! Ich habe alle schon mal gesehen, und sie sind alle absolut -«
Ich verstumme schlagartig, als mir bewusst wird, was Michael versucht, mir zu sagen.
»Außer... Lukes... Mutter«, füge ich noch so gelassen wie irgend möglich hinzu. »Natürlich.«
»Guten Abend, Rebecca«, ertönt hinter mir eine eisige Stimme. Mit hochroten Wangen drehe ich mich um.
Und da steht sie. In einem langen, weißen togaähnlichen Kleid, dessen Falten bis auf den Boden fallen. Sie ist so blass und dünn, dass sie aussieht wie eine der Säulen in ihrer Wohnung.
»Tag, Elinor«, begrüße ich sie höflich. »Du siehst toll aus. Tut mir Leid, dass ich ein bisschen spät gekommen bin.«
»Rebecca«, antwortet sie und streckt mir ihre Wange zum Kuss entgegen. »Ich hoffe, du hast dich ein wenig unters Volk gemischt? Und nicht nur die ganze Zeit mit Luke herumgestanden?«
»Äh... ja, ja...«
»Das hier ist eine hervorragende Gelegenheit für dich, ein paar wichtige Leute kennen zu lernen«, sagt sie. »Zum Beispiel die Verwalterin dieses Gebäudes.«
»Aha.« Ich nicke. »Ja, äh... vielleicht.«
Das wäre jetzt wohl nicht gerade der geeignetste Moment, um ihr zu sagen, dass ich auf gar keinen Fall jemals in dieses Haus ziehen werde.
»Ich stelle dich ihr später vor. Jetzt wollte ich aber gerade einen Toast aussprechen«, sagt sie. »Wenn ihr beiden bitte mit zum Podium kommen würdet.«
»Gerne!« Ich bemühe mich, begeistert zu klingen, und trinke noch einen Schluck.
»Mutter, Michael kennst du ja bereits«, sagt Luke.
»Allerdings«, sagt Elinor mit einem huldvollen Lächeln. »Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut, danke«, antwortet Michael freundlich. »Ich wollte ja eigentlich auch zur Gründung Ihrer Stiftung kommen, aber ich konnte leider nicht aus Washington weg. Wie ich hörte, ist aber alles gut gelaufen?«
»In der Tat. Danke.«
»Und jetzt schon wieder ein freudiger Anlass. Ich habe gerade zu Luke gesagt, was für ein Riesenglück er hat, eine so schöne, talentierte und vielseitige Frau wie Becky gefunden zu haben.«
»Wie Sie meinen.« Elinors Lächeln erstarrt kaum merklich.
»Aber das meinen Sie doch bestimmt auch!«
Schweigen.
»Natürlich«, sagt Elinor schließlich. Sie streckt die Hand aus und platziert sie nach kurzem Zögern auf meiner Schulter.
Oh, Gott. Ihre Finger sind eiskalt. Das ist ja wie eine Berührung durch die Schneekönigin. Ich sehe zu Luke, der zufrieden strahlt.
»Also! Der Toast!«, sage ich fröhlich. »Auf zum Podium!«
»Bis später, Michael«, sagt Luke.
»Viel Spaß«, antwortet Michael und zwinkert mir kaum merklich zu. »Luke«, sagt er dann noch, als Elinor sich schon ein paar Schritte entfernt hat. »Was die Wohltätigkeit deiner Mutter angeht, möchte ich gerne später ein paar Takte mit dir reden.«
»Okay«, sagt Luke nach einer kurzen Pause. »Gut.« Bilde ich mir das nur ein oder guckt Luke schon gleich ein bisschen defensiv?
»Aber jetzt haltet
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