Hochzeit zu verschenken
bestürzt.
»Ja, natürlich. Ich habe die Polizei angerufen.« Laurel streckt das Kinn nach vorne und knöpft sich das Kleid zu. »Sie sind zu ihr gefahren, haben ihr ein paar Fragen gestellt und die Wohnung durchsucht. Aber sie haben nichts gefunden. Natürlich nicht.« Sie lächelt mich etwas seltsam an. »Und dann ist Bill dahinter gekommen. Und total ausgeflippt. Er ist zur Polizei gefahren und hat ihnen gesagt... Ach, ich weiß nicht, was genau er ihnen gesagt hat. Aber die Polizei rief mich noch am selben Nachmittag an und teilte mir mit, dass sie den Fall nicht weiter verfolgen würden. Die dachten natürlich, ich sei bloß eine rachsüchtige, betrogene Ehefrau. Und das war ich ja auch.«
Sie betrachtet sich im Spiegel, und irgendwie ist bei ihr auf einmal die Luft raus. »Wissen Sie... Ich habe immer fest daran geglaubt, dass er zur Vernunft kommen würde«, sagt sie leise. »Ich dachte, das würde vielleicht einen Monat dauern. Oder zwei. Und dass er dann wieder angekrochen käme. Dass ich ihn abweisen würde und er wieder angekrochen käme. Dass wir uns streiten würden, aber letztendlich...« Sie atmet ganz langsam aus. »Er kommt aber nicht. Er kommt nicht zurück.«
Sie begegnet im Spiegel meinem Blick, und auf einmal kann ich ihre Aggression verstehen. Ihre Empörung. Ihre Trauer.
‹Das Kleid gefällt mir«, sagt sie dann und klingt wieder etwas fröhlicher. »Ohne den Riss, meine ich.«
»Ich hole Ihnen noch eins davon«, sage ich. »Die sind auf dieser Etage.«
Ich verlasse die Abteilung Persönliche Einkaufsberatung und steuere die Ecke mit den Kleidern an. Für normale Kunden ist es noch ziemlich früh, darum ist die Etage so gut wie leer. Doch während ich nach einem weiteren Kleid in Laurels Größe suche, meine ich aus den Augenwinkeln eine mir bekannte Gestalt ausmachen zu können. Verwirrt drehe ich mich um, aber da ist die Gestalt bereits verschwunden.
Komisch. Ich finde Laurels Kleid und suche noch eine Fransenstola dazu aus. Ich drehe mich um - und da ist die Gestalt schon wieder. Das ist doch Danny. Was zum Teufel macht der bei Barneys? Ich gehe auf ihn zu und sehe ihn entsetzt an. Seine Augen sind gerötet, seine Haare völlig durcheinander, und er guckt ziemlich flatterig und rastlos aus der Wäsche.
»Danny!«, sage ich, und er zuckt sichtlich zusammen. »Was machst du denn hier?«
»Ach!«, sagt er. »Nichts! Ich... sehe mich nur ein bisschen um.«
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, klar! Mir geht‘s gut.« Er sieht auf die Uhr. »Und du -bist wahrscheinlich gerade wahnsinnig beschäftigt, was?«
»Allerdings, ja«, bedauere ich. »Ich habe eine Kundin in meiner Kabine. Sonst hätten wir gern einen Kaffee trinken gehen können.«
»Nein, nein. Schon okay«, winkt er ab. »Mach du dich mal wieder an die Arbeit. Wir sehen uns später.«
»Okay«, sage ich und gehe leicht verdutzt zurück zu meinem Umkleideraum.
Laurel beschließt, drei der Outfits, die ich ihr herausgesucht habe, zu kaufen, und als sie sich verabschiedet, nimmt sie mich feste in den Arm. »Lassen Sie sich von der Hochzeit nicht fertig machen«, sagt sie. »Hören Sie nicht auf mich. Ich bin nun mal ein bisschen abgestumpft. Ich weiß, dass Sie und Luke miteinander glücklich werden.«
»Laurel.« Ich erwidere zaghaft ihre Umarmung. »Sie sind klasse.«
Laurel gehört ja wohl zu meinen absoluten Lieblingsmenschen auf dieser Welt. Ich sage Ihnen, wenn mir Laurels Saftsack von einem Mann mal zwischen die Finger gerät, mache ich ihn fertig!
Als Laurel weg ist, sehe ich mir meinen Terminkalender für heute an. Ich habe eine Stunde Zeit, bis die nächste Kundin kommt, also beschließe ich, einen Spaziergang durch die Brautabteilung zu unternehmen und mir mein Kleid noch mal anzugucken. Es wird auf jeden Fall entweder dieses sein oder das von Vera Wang. Oder vielleicht das von Tracy Connop.
Also, auf jeden Fall eins von den dreien.
Ich komme aus meiner Abteilung heraus und bleibe überrascht stehen. Da ist Danny schon wieder. Steht neben einem Ständer mit Oberteilen und befühlt eines davon. Was macht der denn noch hier? Ich will gerade zu ihm hinüberrufen, ob er sich mein Kleid angucken und danach einen Cappuccino mit mir trinken will - doch in ebendem Augenblick sieht er sich um, bückt sich und holt etwas aus seiner Leinentasche. Dieses Etwas ist ein Kleiderbügel mit einem T-Shirt mit Glitzerärmeln darauf. Er hängt ihn an den Ständer, sieht sich noch einmal um und holt noch einen aus seiner
Weitere Kostenlose Bücher