Hochzeitsfieber bei den MacGregors
betrachtete.
»Gute Reise, MacGregor.«
»Cullum.« Sie seufzte tief auf, als er mit der Hand auf der Türklinke noch einmal stehen blieb und ihr einen feurigen Blick zuwarf. »Ich habe zu deinem Vater wie auch zu dir eine geschäftliche sowie eine persönliche Beziehung. Es ist mir wichtig, sie nicht kaputt zu machen.«
Ihm fiel nichts ein, was er darauf hätte sagen wollen, deshalb nickte er nur kurz und ging hinaus.
Nachdem sie allein war, setzte sie sich auf ihr Bett und wartete darauf, dass sich ihr Herz beruhigte. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte ihr Murdoch-Projekt eine scharfe Wendung genommen, und es war nicht ganz unwahrscheinlich, dass es bereits jetzt schon hoffnungslos zum Scheitern verurteilt war.
25. K APITEL
Julia liebte das elegante Reihenhaus in Georgetown. Dort hatte ihr Leben begonnen, und dorthin war sie, nach achtjähriger Unterbrechung, während der sie unter einer anderen Washingtoner Adresse gewohnt hatte, zurückgekehrt, um ihre letzten Teenagerjahre in den großen, von Licht überfluteten Räumen zu verbringen.
Sie konnte nicht über die Zeit klagen, während der sie im Rampenlicht gestanden oder sich mit ihren Cousinen in dem Privattheater hatte unterhalten lassen. Ihre Eltern hatten es entgegen aller Annahmen geschafft, die Villa in der Pennsylvania Avenue zu einem Heim für ihre Kinder zu machen. Julia hatte die Gelegenheit bekommen, die ganze Welt zu bereisen, und war in dem Gedanken der Verantwortlichkeit für ihre Nachbarn erzogen worden, egal, ob sie im Haus nebenan oder jenseits des Großen Teichs lebten.
Sie konnte sich noch jetzt an den Stolz erinnern, der in ihr aufgestiegen war, als sie ihren Vater zum ersten Mal an dem großen Schreibtisch im Oval Office hatte sitzen sehen oder als sich ihre Mutter unter donnerndem Applaus erhoben hatte, um eine von unzähligen Reden über die Grundsätze der Menschenrechte zu halten.
Sie musste die Allgegenwärtigkeit des Secret Service ertragen, ein Umstand, der für sie während ihrer Teenagerjahre besonders erdrückend gewesen war. Sie hatte die Verhaltensmaßregeln akzeptiert, denen sie unterworfen war, die Unmöglichkeit, einfach nach Lust und Laune mit ihren Freundinnen einkaufen gehen oder eine Pizza essen und in irgendeinem ganz normalen Lokal herumalbern zu können. Ihre Eltern hatten sich nach Kräften bemüht, Julia und ihrem Bruder ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Aber Julia war schon immer klar gewesen, dass sie aus einer bedeutenden Familie stammte. Und solche Wunder hatten nun mal ihren Preis.
Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem sie wieder in das Haus ihrer frühen Kindheit umgezogen waren, daran, wie ihre Mutter sie alle umarmt und schmunzelnd verkündet hatte, dass die ganze Familie jetzt Pizza essen und anschließend ins Kino gehen würde.
Es war einer der schönsten Abende in Julias Leben gewesen.
Jetzt stand sie am Bordstein, während ihr Taxi davonfuhr. Das Haus übte noch immer dieselbe Anziehungskraft auf sie aus, spendete noch immer Trost. Sie wusste, dass sie Häuser kaufte und verkaufte, um diesen Trost stets aufs Neue zu spüren und ihn dann an andere weiterzugeben.
Liebe brauchte ein Zuhause, in dem sie wachsen konnte, und sie, Julia, war in ihrem Zuhause so glücklich gewesen.
Sie schulterte ihre Reisetasche und ging, ihren Koffer auf Rollen hinter sich herziehend, den schmalen Weg hinauf. Die Herbstblumen hatten ihre Leuchtkraft eingebüßt. Der Winter rückte näher. Wenig mehr als vier Wochen, dann würde das Haus in buntem Lichterglanz erstrahlen, über der hohen Tür würde eine Weihnachtsgirlande hängen, und durch das anmutige Vorderfenster würde man die große Fichte sehen, deren Zweige sich unter dem von der Familie gebastelten bunt leuchtenden Weihnachtsschmuck bogen.
Sie liebte diese Erinnerungen.
Sie betätigte den Türklopfer aus Messing, den das MacGregor’sche Familienwappen schmückte. Der gekrönte Löwe beäugte sie grimmig und rief die Erinnerung an ihren Großvater wach.
Als sich die Tür öffnete, strahlte Julia die winzige, adrette Frau an, die auf der Schwelle stand. »Boxy, verändern Sie sich eigentlich nie?«
»Miss Julia!« Elizabeth Boxlieter schlang ihre kurzen Arme um Julia und drückte sie. Boxy war den MacGregors seit fünfzehn Jahren in den verschiedensten Funktionen treu zu Diensten. Während der zwei Legislaturperioden im Weißen Haus hatte sie den Titel »Verwaltungsassistentin« getragen. Aber in Wirklichkeit organisierte sie.
Weitere Kostenlose Bücher