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Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wie hatte er sich bloß von seinen Leuten überreden lassen können, nach Feierabend noch ein Bier trinken zu gehen? Er hatte überhaupt keine Lust gehabt. Aber nach Hause zu gehen hatte er auch keine Lust gehabt. Tatsache war, dass er auf überhaupt nichts Lust hatte und ausgesprochen schlechter Laune war.
    »Hoffentlich kommt Miss MacGregor bald zurück.« Der Vorarbeiter schob mit dem Daumen seine Baseballkappe aus der Stirn und grinste. »Den Jungs fehlt es richtig, dass sie ab und zu mal durchgeht, vor allem, wenn sie eins ihrer kurzen Röckchen anhat. Die Frau hat wirklich echt klasse Beine, das muss man ihr lassen.« Nicht ahnend, dass ein roter Nebel angefangen hatte, die Sicht seines Chefs zu verschleiern, lehnte sich der Mann vor, um einen Schluck von seinem kalten Bier zu nehmen. »Und dann auch noch dieser Duft!«
    Weil er den plötzlichen Drang verspürte, die Bierflasche dem Mann über den Schädel zu schlagen, setzte Cullum sein Bier sehr langsam und sorgfältig ab. »Sie sollten sich lieber auf Ihre Arbeit konzentrieren und nicht auf die Beine der Kundin, Jamison.«
    »Na ja … Teufel noch mal, Cullum …«, begann Jamison, doch als er die Wut sah, die in Cullums Augen aufflackerte, räusperte er sich. »Klar doch, Boss, war nur so dahingesagt.«
    Ohne etwas zu erwidern, warf Cullum ein paar Scheine auf den Tresen und stand auf. Er ging rasch hinaus, ehe er noch einen Schaden bei seiner Mannschaft anrichtete.
    Jamison atmete laut aus, dann grinste er und rief zu seinem Freund hinüber: »He, Jo, scheint so, als hätte der Boss ein Auge auf Miss MacG. geworfen.« Jo kam schnurstracks herüber und setzte sich auf den freien Platz, um die Neuigkeit eingehend zu diskutieren.
    Cullum hätte geschäumt vor Wut, wenn er gewusst hätte, dass sich seine Truppe länger als eine Stunde feixend das Maul über ihn und Julia zerriss. Und es hätte ihn gedemütigt, wenn ihm zu Ohren gekommen wäre, dass sich der Klatsch wie ein Steppenbrand unter den Subunternehmern ausbreitete. Am nächsten Tag gab es gegen Mittag keine einzige Person mehr, die nicht auf dem Laufenden gewesen wäre und sich gefragt hätte, was zwischen dem Boss und der Kundin ablief.
    Dass alle möglichen Wetten abgeschlossen wurden, war unvermeidlich.
    Cullum kam herein, als gerade zwanzig Dollar den Besitzer wechselten. Aber bei Murdoch and Sons arbeiteten nur Schnellzünder.
    »Danke fürs Leihen, Mike.« Der Mann steckte den Schein mit einem lässigen Grinsen weg. »Du kriegst es am Zahltag zurück. He, Boss, wir könnten jetzt mit dem Abbeizen anfangen.«
    »Tut euch keinen Zwang an.«
    Das Esszimmer würde der formellste Raum des Hauses werden. Die Holzvertäfelung, die drei nebeneinanderliegenden, hohen schlanken Fenster und die wunderschöne Stuckdecke verdienten nur das Beste. Blieb nur zu hoffen, dass Julia keine zierlichen Möbel hineinstellen würde. Der Raum schrie förmlich nach imposanten Stücken, Stühlen mit hohen Lehnen, einem schweren antiken Tisch.
    Sie hatte das kleine Wohnzimmer oben und den hinteren Salon, die sie verspielt einrichten konnte. Dieser Raum hier verlangte Strenge.
    »Wahrscheinlich will sie eine Blümchentapete«, brummte er und ging dann, nachdem er noch einen kurzen Blick auf die Arbeit seiner Leute geworfen hatte, in die Küche.
    Hier machte die Arbeit gute Fortschritte. Cullum konzentrierte sich auf die Einzelheiten, was dazu führte, dass ihm die vielsagenden Blicke, die sich seine Leute zuwarfen, entgingen. Das Linoleum war entfernt, der darunterliegende Kiefernholzboden mit Planen abgedeckt. Sie würden ihn erst ganz am Schluss abschleifen. Die Wände waren bereits gestrichen. Das Goldgelb, das Julia ausgesucht hatte, machte sich gut, das musste er neidlos anerkennen. Es war ein warmer Ton, der sehr gut zu dem Holz passen würde. Die Seitenveranda war in den Raum miteinbezogen. Im Augenblick wurden die Fenster eingesetzt.
    Es wird eine schöne Küche werden, entschied er, während er mit seinen Leuten über Einzelheiten redete und dabei seine Blicke durch den Raum schweifen ließ. Seine Vorstellungen erwachten langsam zum Leben. In solchen Augenblicken verspürte Cullum immer Befriedigung in sich aufsteigen, aber diesmal reichte es tiefer. Dieses Haus hatte aus irgendeinem Grund etwas ganz Besonderes für ihn.
    Aber das hatte nichts mit der Besitzerin zu tun.
    Und doch malte er sich aus, wie es wäre, wenn er selbst am Morgen in diese Küche käme. Am Südfenster würden Töpfe mit Kräutern stehen.

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