Hochzeitsfieber bei den MacGregors
beiseite, dann seufzte sie, als er ihr einen Arm um die Schulter legte und sie auf die Wange küsste. »Geh, setz dich hin und trink dein Bier.«
Er tat wie befohlen und legte die langen Beine auf den gegenüberstehenden Stuhl. Mit seinen zweiundzwanzig Jahren, dem blonden Haar, einem Gesicht, dessen Kantigkeit durch einen sensiblen Mund abgemildert wurde, und Augen, die fast violett waren, tat er sein Bestes, um dem Ruf gerecht zu werden, den sein Vater auf der Harvard Law School hinterlassen hatte. Und zwar sowohl was seine Studienleistungen als auch die Damenwelt betraf.
»Na, dann erzählen Sie doch mal, wie es im Sicherheitsgeschäft so läuft, Royce.«
Royce verstand auf Anhieb, worauf Ian MacGregor mit seiner Frage abzielte. Er würde keinen Millimeter von der Stelle weichen und hatte nicht die Absicht zuzulassen, dass Royce Laura in die Finger bekam, bevor sein Wissensdurst gestillt war.
Gut, das konnte er haben.
Verständnisinnig hob Royce sein Bier. »Man kann ganz gut davon leben«, sagte er.
Während der nächsten Woche betäubte Laura ihre sexuelle Frustration mit Arbeit. Ian war praktisch bei ihnen eingezogen und verbrachte jeden Abend und jede Nacht mit ihr in der Back Bay, um jeden Morgen zur Uni zu fahren.
Er war wie ein Wachhund, der sich nicht abschütteln ließ.
»Er braucht eine verdammte Leine«, brummte sie.
»Wer denn, Liebes?«
Laura schaute von ihren Akten auf. Ihre Mutter stand mit schräg gelegtem Kopf und erhobenen Augenbrauen in der Tür. Diana Blade-MacGregors Haar war dunkel wie das ihrer Tochter. Sie hatte es sich als Zugeständnis an ihren Gerichtsauftritt heute Morgen im Nacken zu einem glänzenden französischen Knoten zusammengesteckt. Ihre Augen waren dunkel und warm, ihre Haut hatte dank des Indianerbluts, das durch ihre Adern floss, einen dunklen Goldton. Ihr bronzefarbenes klassisches Kostüm brachte ihre schlanke Figur vorteilhaft zur Geltung.
Perfekt war das Wort, das Laura oft in den Sinn kam, wenn sie an ihre Mutter dachte. Absolut perfekt. Aber im Moment war sie nicht in der Laune für Familienloyalitäten.
»Dein Sohn. Er treibt mich noch in den Wahnsinn.«
»Ian?« Diana trat ins Zimmer und hatte Mühe, sich ein Augenzwinkern zu verkneifen. Ian hatte ihr erzählt, dass Laura mehr als nur ein bisschen interessiert an einem Mann wäre. »Was macht er denn?«
»Er lungert ständig bei uns herum. Er geht mir auf die Nerven. Er scheint unter der Wahnvorstellung zu leiden, mich beschützen zu müssen. Ich will aber nicht beschützt werden.«
»Ich verstehe.« Diana hockte sich auf die Kante von Lauras Schreibtisch und fuhr ihrer Tochter übers Haar. »Hat das vielleicht irgendetwas mit Royce Cameron zu tun?«
»Es hat etwas damit zu tun, dass ich mir nicht von meinem kleinen Bruder in mein Leben funken lasse.« Dann atmete Laura laut aus. »Und ja, es hat etwas mit Royce zu tun.«
»Ich würde ihn gern kennenlernen. Dein Großvater jedenfalls hält große Stücke auf ihn.«
»Grandpa?« Verwirrt warf Laura ihr Haar zurück und schaute ihre Mutter stirnrunzelnd an. »Er kennt ihn doch kaum. Er hat bloß Royces Firma beauftragt, das ist alles.«
»Da solltest du den Großen MacGregor aber besser kennen.« Lachend schüttelte Diana den Kopf. »Schätzchen, Daniel MacGregor hätte dir ganz bestimmt niemanden vor die Füße gelegt – und schon gar keinen attraktiven Mann –, wenn er nicht alles wüsste, was es über ihn zu wissen gibt und noch mehr. Seinen Worten zufolge kommt er aus einem guten Stall.«
»Das sagt er nur, weil er auch schottischer Abstammung ist.«
»Und du bist seine älteste Enkeltochter.« Dianas Lächeln wurde sanft. »Eine delikate Lage, in die dein Vater und ich dich da gebracht haben.«
»Ich verstehe nicht, was … Oh.« Sie stand auf, als sie aus dem Augenwinkel die Bewegung an der Tür wahrnahm. »Royce.«
»Entschuldige, die Rezeptionistin sagte, du wärst nicht beschäftigt, und hat mich raufgeschickt.«
»Ist schon in Ordnung, ich …« Sie hasste es, durcheinander zu sein. Und gab nicht gern zu, dass er es schaffte, sie durch seine bloße Anwesenheit in tiefste Verwirrung zu stürzen. »Mama, das ist Royce Cameron.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen.« Diana erhob sich von der Schreibtischkante und streckte die Hand aus. Sie wurde von kühlen blauen Augen einer sorgfältigen Musterung unterzogen.
»Entschuldigen Sie.« Royce lächelte sie an. »Ich sah nur gerade Laura in der Blüte ihrer Jahre vor mir. Sie hat mit ihrem
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