Hochzeitsfieber bei den MacGregors
dachte, ich könnte ihn nicht ausstehen, aber jetzt mag ich ihn wirklich sehr.«
»Und er empfindet offensichtlich genauso.«
»Ja.« Laura nippte an ihrem Tee, dann stellte sie ihn beiseite. »Weißt du, Männer können einen ganz verrückt machen. Ich hatte wirklich nicht die Absicht … Es gibt so viel, was ich für mich tun will, und ich habe überhaupt keine Zeit für derartige Komplikationen. Und dann hat Großvater ihn angeheuert. Angeheuert, um Himmels willen. Du lachst.«
»Entschuldige, Darling. Ich sollte es nicht tun.«
»In zehn oder zwanzig Jahren finde ich es vielleicht auch lustig«, brummte Laura. »Aber im Augenblick ist es einfach nur demütigend. Und dann beschließt Ian auch noch, den Anstandswauwau zu spielen, und weicht mir nicht mehr von der Seite. Und nachdem Ian und Royce sich geprügelt hatten, hätte man meinen können, sie seien seit Ewigkeiten die dicksten Kumpel.«
»Die beiden sind aneinandergeraten?«
»Sozusagen, aber es war ein Missverständnis.«
»Natürlich«, sagte Anna ruhig und trank ihren Tee.
»Und heute Morgen platzt auch noch Dad in mein Büro. In mein Büro und zeigt seine Fänge, nur weil Royce mich küsst.«
»Oh.« Annas Lächeln wurde mitfühlend. »Armer Caine. Sein kleines Mädchen.«
»Ich bin nicht …«
»Du bist sein kleines Mädchen und wirst es immer bleiben«, unterbrach Anna sie sanft. »Ich nehme an, ihr hattet eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
»Wir haben uns eine ganze Weile lang angebrüllt. Mama hat sich bemüht, die Wogen zu glätten. Aber als er dann sagte, dass Grandpa … Also, schlagartig wurde mir klar, was da gespielt wurde, und ich musste natürlich sofort raufkommen und Grandpa die Leviten lesen.«
»Natürlich.« Die MacGregors bleiben sich nichts schuldig, sinnierte Anna und fuhr sich mit der Hand glättend durchs Haar. »Aber jetzt hast du ihm ja deine Meinung gesagt.«
»Man kann Grandpa einfach nicht lange böse sein. Er versteht es immer wieder, sich einzuschmeicheln.«
»Das weiß niemand besser als ich. Und niemand liebt Daniel mehr als ich.«
»Ich weiß.« Laura biss sich auf die Unterlippe. Sie war versucht, etwas zu sagen, das sie sich bisher noch nie zu sagen gestattet hatte. »Grandma … ich glaube, ich könnte mich in Royce verlieben. Wenn ich es zuließe.«
»Laura.« Anna nahm die Hand, die sie ihr hinstreckte. »Wenn du dich verliebst, verliebst du dich. Es passiert einfach. Da kommt Daniel.« Sie drückte liebevoll Lauras Hand, während sie Daniels schwere Schritte auf der Treppe hörte. »Aber deine letzte Bemerkung würde ich ihm gegenüber im Augenblick noch nicht wiederholen.«
»Oh nein, diesen Gefallen tue ich ihm ganz bestimmt nicht«, sagte Laura entschlossen und griff nach ihrer Teetasse, als Daniel ins Zimmer trat.
»Nun, nun.« Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Zwei schöne Frauen. Und sie gehören beide mir.«
7. K APITEL
Laura fuhr zurück nach Boston, aß unterwegs eine Kleinigkeit und dachte nach. So wie ihr sich die Sache darstellte, hatte sie nur zwei Möglichkeiten. Sie konnte entweder stur sein und ihrem Großvater, der sich einbildete, seine Nase in alles hineinstecken zu müssen, eine Lektion erteilen, indem sie Royce Cameron nie wiedersah.
Diese Idee vermieste ihr den großen Eisbecher, den sie sich gegönnt hatte.
Oder sie konnte ihrer Beziehung mit Royce – wenn es denn eine war – die nötige Zeit zur Entfaltung geben. Sie konnte diese kleine Störung als einen Wink des Schicksals betrachten, um den Fuß vom Gas zu nehmen und nachzudenken. Zu schauen, bevor sie den Sprung wagte.
Aber die MacGregors waren wagemutige Menschen, keine zögerlichen Zuschauer.
Und das war der Grund dafür, warum sie um Viertel nach eins in der Nacht vor Royces Apartment stand und mit der Faust gegen die Tür hämmerte.
Die Wohnungstür gegenüber öffnete sich einen Spalt, gerade weit genug, dass sie ein finster dreinblickendes, blutunterlaufenes Augenpaar sehen konnte. Laura verengte ihre Augen und zischte: »Verschwinden Sie!« Die Tür fiel abrupt ins Schloss.
Sie klopfte wieder, hörte einen dumpfen Knall und einen Fluch. Dann sah sie einen Lichtstrahl unter der Tür durchfallen. Sie legte den Kopf zur Seite und lächelte verbindlich, weil sie sich sicher war, dass Royce durch den Spion lugte. Einen Moment später klapperte die Sicherheitskette, dann drehte sich der Schlüssel im Schloss.
»Was ist los?«, wollte er wissen.
»Warum sollte irgendetwas los sein?«
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