Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Sie rauschte an ihm vorbei in die Wohnung. »Mach schnell die Tür zu, du hast eine neugierige Nachbarin.«
Er schloss die Tür, lehnte sich dagegen und versuchte, seinen Kopf klarzubekommen. Sie sah in ihrem Nadelstreifenkostüm und den Schuhen mit den praktischen halb hohen Absätzen so frisch und gebügelt aus wie am vergangenen Morgen um zehn. Er fühlte sich in der ausgefransten Jeans, die er auf dem Fußboden entdeckt und schnell übergezogen hatte, so zerknittert wie die Laken von letzter Nacht.
Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht, hörte das Kratzen seiner Bartstoppeln und fuhr sich dann durch sein vom Schlaf zerzaustes Haar. »Ist es ein Uhr nachts, oder habe ich verschlafen?«
Laura warf einen Blick auf ihre Uhr am Handgelenk. »Es ist 1:17. Um genau zu sein.«
»Ja. Lass uns genau sein. Was tust du hier?«
Sie fing an, an der Sache Spaß zu finden, und schaute sich eingehend in seinem kleinen Wohnzimmer um. »Ich war noch nie in deiner Wohnung.« Sie registrierte auf den schon recht mitgenommen wirkenden Möbeln eine Staubschicht, die gut eine Woche alt sein musste. Vor einer durchgesessenen Couch stapelten sich die Zeitungen auf dem Fußboden. An einer Wand hing ein kleines, wirklich gutes Aquarell vom Bostoner Hafen, darunter stand auf einem Berber, der dringend gesaugt werden musste, ein Kiefernholzregal mit einer Stereoanlage. »Jetzt wird mir klar, warum.« Sie hob die Augenbrauen. »Du haust in einem Saustall.«
»Ich habe nicht damit gerechnet …« Er unterbrach sich. Es war ein Uhr morgens, verflucht noch mal. »Ja, na und?«
»Es ist nur eine Beobachtung. Hast du Wein? Ich wollte nichts trinken, weil ich noch fahren musste.«
»Ja, ich denke, ich müsste irgendwo noch eine Flasche …« Wieder verschluckte er das Ende seines Satzes. Sein Gehirn war wie eingerostet. Es war Jahre her, seit er innerhalb von Sekunden hellwach sein musste. »Du bist auf einen Drink vorbeigekommen?«
»Ist das ein Problem?« Sie behielt das beiläufige, höfliche Lächeln bei, während sie in die Richtung, in der sie die Küche vermutete, marschierte. »Willst du auch Wein?«
»Nein.« Er schaute ihr nach und fuhr sich wieder mit der Hand durch das zerzauste Haar. »Nein. Nimm dir, was du willst.«
»Das mache ich.« Er hielt sich der Küche allem Anschein nach, so weit es ging, fern. Was bei dem dort herrschenden Chaos auch kein Wunder war. Aber immerhin fand sie im Kühlschrank einen trinkbaren Chardonnay und nach einer kurzen Suche im Küchenschrank ein Glas, das nicht angeschlagen war. »Für Kinkerlitzchen hast du wohl nicht viel übrig, was?«
»Ich bin nicht oft hier.« Er kam an die Küchentür und schaute zu, wie sie sich ein Glas Wein einschenkte. »Es ist nur ein Dach überm Kopf.«
»Und ich nehme an, dass du alles erwirtschaftete Geld wieder in dein Geschäft steckst. Was weise und selbstgenügsam wäre. Bist du weise und selbstgenügsam, Royce? Würdest du das von dir sagen?«
»Das kann ich nicht gerade behaupten. Aber ich brauche nicht jede Menge Extras.«
»Ich liebe die Extras.« Sie prostete ihm zu und nahm einen Schluck. »Ich bin im Unterhalt vermutlich ziemlich teuer.« Sie taxierte ihn über den Rand ihres Glases hinweg. Seine Lider waren schwer. Verschlafen, sexy. Den Mund hatte er zu einem leichten Schmollen verzogen. Die Jeans waren nicht zugeknöpft und hingen tief auf den Hüften. Seine Brust war nackt und muskulös, mit einer dünnen weißen Narbe unter der linken Schulter. »Hast du dir die im Job geholt?«
»Was geholt?«
»Die Narbe.«
Er schaute nach unten, zuckte die Schultern. »Ja. Um was geht es hier eigentlich, Slim?«
»Ich möchte dir eine Frage stellen.«
»Okay, soll ich nur ja oder nein ankreuzen, oder kann ich unter mehreren Möglichkeiten auswählen?«
»Nur ja oder nein.« Sie zwang sich, ihm weiterhin in die Augen zu schauen, weil sie wusste, dass es sie ablenken würde, wenn sie sich noch länger diesen durchtrainierten Körper anschaute. »Wusstest du, dass mein Großvater dich angeheuert hat, damit der Fortbestand der MacGregor-Linie gesichert ist?«
»Was?«
»Nur ja oder nein, Royce. Es ist nicht so schrecklich kompliziert. Ich werde dir die Frage noch ein bisschen anders stellen. Wusstest du, als du dich einverstanden erklärtest, meine Alarmanlage einzubauen, dass mein Großvater dich in dem Fall, solltest du seine Erwartungen erfüllen, als potenziellen Ehemann für mich auserwählt hat?«
»Ehemann? Was soll das heißen, Ehemann?«
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