Hochzeitsfieber bei den MacGregors
vielleicht bist du auch nur zu stur oder zu ängstlich, dich auf deine Gefühle einzulassen.«
»Vielleicht«, räumte Laura mit einem Nicken ein. »Aber ich will ihn nicht verlieren, und ich möchte die Dinge nicht verkomplizieren. Ich möchte lieber das, was ich habe, behalten, als zuschauen zu müssen, wie er mich verlässt.«
»Und du bist dir sicher, dass er das tun würde.«
»Ich bin mir mit gar nichts sicher. Aber ich habe beschlossen, fürs Erste alles so zu belassen, wie es ist, mit ein bisschen mehr Abstand vielleicht. Wenn ich einen besseren Blick auf die Dinge habe, sehe ich vielleicht etwas klarer. Und Distanz zu schaffen dürfte kein Problem sein, mit der Unmenge an Arbeit, die ich habe, und den Feiertagen.« Sie quälte sich ein Lächeln ab. »Deshalb geht es mir, um wieder auf den Ausgangspunkt zurückzukommen, gut.«
Caine schlenderte mit der kleinen glänzenden Einkaufstüte in der Hand gut gelaunt zurück in die Kanzlei. Er hatte sich unbemerkt davongeschlichen, um die Halskette für seine Frau abzuholen, die er selbst entworfen und bei einem Juwelier in Auftrag gegeben hatte. Er konnte sich bereits lebhaft vorstellen, wie Diana das Weihnachtsgeschenk auspackte und er ihr das goldene Band mit den glitzernden Edelsteinen um den Hals legte.
Sie würde überglücklich sein.
Als sein Blick auf den Mann fiel, der sich eben anschickte, die Stufen zu MacGregor und MacGregor hinaufzugehen, war Caines gute Laune wie weggeblasen. Royce Cameron, der Mann, der mit seinem kleinen Mädchen herumspielte.
»Cameron.«
Royce drehte sich um, und seine eigene Laune, die auch nicht gerade rosig war, rutschte in den Keller. Diese verdammten MacGregors waren wirklich überall. »Mr. MacGregor.«
»Wir arbeiten von neun bis fünf«, sagte er kühl. »Laura assistiert in einem sehr wichtigen Fall. Wenn Sie sie sehen möchten, sollten Sie besser bis nach Feierabend warten.«
»Ich bin nicht wegen Laura hier. Ich möchte mit Ihrer Frau sprechen.«
Caine warf ihm einen hitzigen Blick zu. »So? Haben Sie einen Termin?«
»Nein, aber ich denke, sie wird mich sehen wollen. Es geht um eine juristische Angelegenheit, Mr. MacGregor, nicht um etwas Privates.«
»Dianas Terminkalender ist bereits randvoll. Aber ich könnte unter Umständen ein paar Minuten erübrigen.«
Jetzt lächelte Royce zum ersten Mal. »Mr. MacGregor, wenn ich ein Rechtsproblem hätte, wären Sie der allerletzte Anwalt, an den ich mich wenden würde. Sie würden nämlich nichts lieber sehen, als wenn ich für die nächsten zehn oder zwanzig Jahre dorthin verschwinden würde, wo der Pfeffer wächst.«
»Überhaupt nicht. Ich dachte eigentlich eher an harte Arbeit in einem Hochsicherheitstrakt.« Aber weil Caine einen Mann, der die Lage richtig einschätzte, zu würdigen wusste, öffnete er die Tür.
Er ging Royce voran in den mit Antiquitäten und poliertem Holz ausgestatteten Empfang. »Legen Sie das unter W wie Weihnachten ab, Mollie«, bat er die Frau, die an der Rezeption saß.
»Oh, Mr. MacGregor, es ist die Halskette, richtig? Darf ich einen ganz kurzen Blick darauf werfen?«
»Aber passen Sie auf, dass meine Frau es nicht sieht, und fragen Sie sie dann bitte, ob sie jetzt einen Augenblick Zeit für Mr. Cameron hat.«
»Sofort.« Aber sie hatte schon die Samtschatulle herausgeholt und aufgeklappt. »Oh.« Sie presste sich eine Hand aufs Herz. »Oh, das ist die schönste Halskette, die ich je gesehen habe. Sie wird sie lieben.«
Caine hockte sich auf die Kante der Rezeption und warf selbst auch noch einen Blick darauf. »Finden Sie?«
»Jede Frau, die das unter dem Weihnachtsbaum findet, weiß, dass sie angebetet wird. Schauen Sie doch nur, wie sich die Sonnenstrahlen in diesen Steinen brechen.«
Verdutzt beobachtete Royce, wie der würdevolle ehemalige Generalbundesanwalt der Vereinigten Staaten auf ein Schmuckstück hinuntergrinste, selig wie ein kleiner Junge auf ein Glas mit Glühwürmchen. Und es machte ihn sprachlos, dass ein Mann nach einem Vierteljahrhundert Ehe noch immer so verrückt nach seiner Frau sein konnte.
Wie mochte es dazu gekommen sein? Warum hielt es noch immer? Wie konnten zwei Menschen so viele Jahre lang zusammenleben und sich immer noch lieben?
»Kein Kommentar, Cameron?«
Royce kehrte in die Realität zurück und warf einen Blick auf die Halskette. Sie wirkte exotisch, mit den seltenen Edelsteinen, die sich glitzernd von dem breiten Goldband abhoben. Bestimmt würde sie Diana MacGregor wunderbar stehen.
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