Hochzeitsfieber bei den MacGregors
von Nutzen sein könnten.«
»So? Bitte setzen Sie sich doch.«
»Ich möchte mich nicht setzen«, brauste Royce auf. »Ich möchte das einfach nur schnell hinter mich bringen und dann verschwinden.« Er nahm sich zusammen und zwang sich, tief durchzuatmen. »Entschuldigen Sie.«
»Schon gut. Ich kann mir vorstellen, dass Lauras Vater schwierig war.«
»Über Lauras Vater sollten wir besser nicht reden. Und über Laura oder irgendjemand anders namens MacGregor auch nicht.«
»Warum reden wir dann nicht über Amanda Holloway?«
»Ich kenne sie nicht, ich bin ihr nie begegnet. Aber ihren Mann kannte ich ein bisschen, da wir eine Zeit lang auf demselben Revier waren.«
»Haben Sie mit ihm zusammengearbeitet?«
»Nur ein einziges Mal. Wir hatten zusammen Nachtschicht und wurden zu einem Ehekrach gerufen. Von der schlimmsten Sorte. Der Kerl war eben dabei, seine Frau zusammenzuschlagen, die Kinder brüllten wie am Spieß. Ich hielt den Mann zurück, und Holloway kümmerte sich um die Frau. Der Mann hatte ihr das Gesicht blutig geschlagen, und sie war völlig außer sich. Ich will damit sagen, dass sie versuchte, sich auf ihren Mann zu stürzen. Sie war nicht bereit, noch mehr hinzunehmen. Ich erinnere mich daran, dass sie das geschrien hat, während Holloway sie festhielt«, Royce sah Diana an und biss die Zähne zusammen.
»Er hat ihr absichtlich wehgetan. Ich hatte den Mann am Boden und war gerade dabei, ihm die Handschellen anzulegen, als ich die Frau aufschreien hörte. Ich sah, wie Holloway sie am Arm zurückriss, es ist ein Wunder, dass er ihr nicht die Knochen gebrochen hat. Dann stieß er sie gegen die Wand. Ich sagte ihm, dass er sie loslassen soll, und er sagte so etwas wie: ›Die Schlampe will es doch nicht anders.‹ Und dass ihr Mann das Recht hätte, ihr eine Lektion zu erteilen. Dann schlug er sie. Ich musste den Mann auf dem Boden liegen lassen und Holloway von der Frau wegziehen.«
Royce unterbrach sich für einen Moment und versuchte Klarheit in seine Gedanken zu bringen. »Er stand in dem Ruf, ein guter, zuverlässiger Polizist zu sein. Er war bei seinen Kollegen beliebt. Er machte einen guten Job. Ich versuchte mir einzureden, dass er an diesem Tag einfach nur für einen Moment die Beherrschung verloren hätte. Aber ich sah ihn immer wieder vor mir, wie er ausgesehen hatte, als er diese Frau schlug, und ich wusste, dass er es wieder tun würde. Und ich wusste auch, dass er es nicht bei der einen Ohrfeige belassen hätte, wenn ich nicht bei ihm gewesen wäre. Deshalb erstattete ich Meldung von dem Vorfall.«
»Bei Lieutenant Masterson?«
»Ja.«
»Von einem Vorfall, wie Sie ihn eben beschrieben haben, ist in der Holloway-Akte nirgendwo die Rede.«
»Weil der Lieutenant von mir verlangte, die Angelegenheit zu vergessen. Holloway hätte sich nur gegen eine gewalttätige, hysterische Frau verteidigt. Er nahm meine Meldung nicht auf, und ein paar Wochen später wurde ich versetzt. Aber ich war misstrauisch genug geworden, um selbst ein paar Nachforschungen anzustellen. In den sechs Monaten vor meiner Versetzung gingen dreimal Notrufe aus dem Holloway-Haus ein. Ehekräche. Die Polizei rückte an, Anzeige wurde nicht erstattet, und die Berichte verschwanden sang- und klanglos oder wurden nie erstellt.«
»Sie haben die Reihen geschlossen«, murmelte Diana.
»Ja. Und Holloway hat seine Frau verprügelt, wann immer er den Drang dazu verspürte.«
»Sind Sie bereit, diesen Vorfall dem Gericht zu schildern?«
»Wenn es sein muss. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass sie ihn erschossen hat. Sie werden ja ohnehin auf verringerte Zurechnungsfähigkeit plädieren, und dieser Vorfall hat kaum Gewicht im Vergleich zu den medizinischen Unterlagen, die beweisen, dass sie über Jahre hinweg körperlich misshandelt wurde.«
»Es sagt etwas über den Charakter des Mannes, die Verzweiflung der Frau und die Komplizenschaft der Polizei aus. Sie hatte um Hilfe gebeten, und niemand war bereit, ihr zu helfen. Sie hat getan, was sie konnte, um zu überleben. Es war niemand da, der ihr ihre Last abnahm.«
»Jetzt tun Sie es. Und Laura.«
»Ja, und Sie auch. Warum?«
»Weil es vielleicht etwas verändert, und ich habe schon aufgehört daran zu glauben, dass sich durch mein Zutun etwas verändern könnte. Und weil es Laura wichtig ist.«
»Und sie ist Ihnen wichtig.«
»Sie … spielt eine Rolle«, sagte er nach einem Moment. »Wenn Sie möchten, dass ich vor Gericht aussage, rufen Sie mich an, ich
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