Hochzeitsfieber bei den MacGregors
an. »Verschwinde. Komm schon, mein Süßer, hör doch endlich auf zu weinen.«
»Ist er nass?«
»Nein, er ist nicht nass. Hältst du mich für bescheuert?« Mit ihrer freien Hand strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Auge. »Er will keine Flasche, er will nicht geschaukelt werden, und wenn ich bis nach Oklahoma liefe, würde es auch nichts ändern.«
»Lass mal sehen.« Er verdrehte die Augen, als Julia Daniel schützend an sich drückte. »Komm schon, ich habe in den letzten zwei Monaten kein Baby fallen lassen. Komm her zu mir, großer Junge.« Er nahm ihr das schreiende Bündel aus den Armen. »Was ist los, Kumpel?«
Julia blinzelte bei dem Anblick. Der schlaksige Mann mit der Löwenmähne, den schmalen Hüften und dem verwaschenen Arbeitshemd, bei dem er die Ärmel hochgekrempelt hatte. Und in seinen Armen ein Baby, als wäre es das Natürlichste der Welt.
»Vielleicht bekommt er ja einen Zahn.«
»Woher willst du das denn wissen?«
»Weil ich drei Nichten habe, und die haben alle Zähne. Hat deine Cousine irgendetwas mitgebracht, worauf er herumkauen kann?«
»Sie hat alles Mögliche angeschleppt. Ich schaue nach.«
Während sie suchte, bot Cullum Daniel seinen Daumen an. Das Baby begann umgehend darauf herumzukauen. »Wenn dein Kiefer so wund wäre, würdest du auch schreien«, sagte er zu ihr.
»Hier.« Julia, die fix und fertig war von der Brüllerei, hielt ihm einen blauen Kauring hin. Als Cullum Daniel diesen in den Mund schob, hörte das Gebrüll schlagartig auf. Er wimmerte nur noch leise, und die Tränen trockneten auf seinem winzigen Gesicht.
»Ist schon ein bisschen besser, was?«, murmelte Cullum und fuhr mit einer Fingerspitze über Daniels Wange. Seine Augen blickten warm und schimmerten dunkelgrün, als er auf das Baby hinunterlächelte. »Gott, ist der niedlich.«
»Du magst Babys?«
Er reckte die Arme und hielt den Kleinen so hoch in die Luft, dass Julia fast das Herz stehen blieb, und Daniel gluckste selig. »Man muss ihn nur von seinem wunden Kiefer ablenken«, sagte Cullum zu ihr und brachte Daniel weiter zum Lachen, indem er ihn über seinen Kopf hielt. »Was ist, gehen wir zwei Hübschen mal nach unten zu den anderen?«
»Du kannst nicht mit ihm nach unten gehen. Es ist viel zu laut und zu staubig dort.«
Cullum, der Daniel noch immer angrinste, schüttelte den Kopf. »Frauen. Machen sich ins Hemd wegen einem bisschen Staub. Bestimmt gefällt es ihm. Babys lieben Bewegung und Geräusche. Es wirkt stimulierend.« Er setzte sich das unentwegt auf seinem Kauring herumbeißende Baby auf die Hüfte. »Und dann gibt’s Mittagessen. Ein Bier und ein Truthahnsandwich.«
Sie wollte nicht grinsen, es passierte einfach. Die beiden schauten sie an, das Baby aus großen Augen, aus gelassenen der Mann. »Na ja, vielleicht, nur für einen Moment. Aber mit der Kreissäge kann er noch nicht umgehen.«
Er gab Daniel einen Kuss auf den Kopf. »Kommst du mit, oder vertraust du ihn mir an?«
»Überraschenderweise würde ich ihn dir sogar anvertrauen, aber ich komme trotzdem mit.« Sie schnappte sich ein Spucktuch. »Er spuckt viel«, erklärte sie.
»Was macht denn bei richtigen Männern schon ein bisschen Spucke aus?«
»Cullum, ich …« Sie zögerte, ohne seine amüsierte Überraschung zu bemerken. Entgegen ihrer sonstigen Angewohnheit hatte sie ihn beim Vornamen genannt. »Ich bin dir wirklich dankbar. Ich war kurz davor, mir jedes Haar einzeln herauszureißen.«
»Dabei hast du so hübsches Haar«, sagte er und ließ seinen Blick darüber hinwegschweifen. »Es wäre eine Schande gewesen. Los, komm.« Er streckte ihr die Hand hin. »Mal sehen, was der Kleine von unserer Arbeit hält.«
Ehe sie es sich versah, lag ihre Hand in der seinen, und dann erschien es ihr unhöflich, sie wieder zurückzuziehen. »Du machst gute Fortschritte. Meinst du, ihr könnt nächste Woche schon mit meinem Schlafzimmer anfangen?«
»So ist es zumindest geplant.« Der Lärm nahm zu, als sie zur Treppe gingen.
»Dann räume ich übers Wochenende die Möbel aus und ziehe in das Schlafzimmer am Ende des Flurs.«
»Es wird klappen. Der Fliesenleger ist mit dem Gästebad so gut wie fertig. Ich weiß, dass es nicht die erste Priorität hatte, aber er war gerade frei. Und da du früher mit seiner Arbeit zufrieden warst, dachte ich mir, es ist besser, wenn ich ihn mir schnappe, bevor er einen anderen Auftrag annimmt.«
»Prima. Ich werde einen Blick darauf werfen.«
»Hast du dich schon für einen Tresen
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