Hochzeitsfieber bei den MacGregors
lehnte sich vor, bis sich ihre Gesichter ganz nah waren, bis ihre Blicke sich ineinander verhakt hatten und ihre Münder nur einen Atemzug voneinander entfernt waren. »Wetten?«
Ihr Blut rauschte wie ein Ozean in ihren Ohren, und ihr Stolz erschauerte angesichts der Tatsache, dass sie einen winzigen Moment erregt war. In Versuchung. »Im Gegensatz zu dir wette ich nicht um Sex. Und im Gegensatz zu dir ziehe ich es nicht einmal in Erwägung, mit jemandem in die Horizontale zu gehen, den ich schon in der Vertikalen kaum ertragen kann.«
Weil er diesen Funken, der Interesse signalisierte, in ihren Augen aufleuchten sah, gab er sich zufrieden. Er zuckte die Schultern und stand auf. »Deine Beine gefallen mir trotzdem, MacGregor. Sie sind definitiv erste Sahne.«
Er schlenderte hinaus, während sie sich schwor, jeden Zentimeter Bein zu bedecken, wenn er in ihrer Nähe war.
»Und dann wollte er mit mir wetten, dass ich mit ihm schlafe.«
Zwei Tage später war Julia noch immer fuchsteufelswütend. Sie tigerte durch ihr Schlafzimmer, während ihre Cousine Laura ihren drei Monate alten Sohn an ihre Schulter legte.
»Er wollte dich nur ärgern.« Zufrieden, dass Klein Daniel gefüttert, gewickelt und eingeschlafen war, legte Laura ihn in die Babytrage, die am Fenster stand. »Er weiß, wie leicht das geht.«
»Ich lasse mich nicht so leicht ärgern«, widersprach Julia. »Es sei denn von Cullum Murdoch.«
»Genau. Lass ihn einfach links liegen, Julia. Du hast selbst gesagt, dass er seine Arbeit erstklassig macht. Der Zweck heiligt die Mittel.«
»Du hast ja recht.« Julia schloss die Augen und befahl sich, ruhiger zu werden. Durch die geschlossene Schlafzimmertür kamen gedämpft die Geräusche der fortschreitenden Bauarbeiten herein. Sie machte die Tür jetzt immer zu. »Er existiert nicht einmal. Da.« Sie öffnete die Augen wieder und lächelte. »Er ist weg. Ich habe ihn in die Wüste geschickt.«
»Gut gemacht.« Dann biss Laura sich auf die Unterlippe und schaute auf ihren friedlich schlummernden Sohn hinunter. »Bist du dir sicher, dass du mit ihm zurechtkommst? Ich bin in zwei Stunden wieder da. Höchstens in drei, aber …«
»Natürlich komme ich mit ihm zurecht. Ich freue mich schon darauf, ihn einmal ganz für mich allein zu haben.« Julia fuhr mit den Fingern über Daniels weiches schwarzes Haar. »Er ist so schön, Laura. Und wie groß er schon ist.«
»Ich weiß. Ich hasse jede Minute, die ich ohne ihn verbringen muss. Aber mir ist klar, dass ich mich langsam um eine Kinderfrau kümmern muss. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwerfallen würde.«
»Du bist eine tolle Mommy, und Royce ist ein toller Daddy.«
»Daniel macht es uns leicht. Er ist ein süßes Baby.« Sie seufzte. »Okay, okay, er wird sich wohlfühlen bei seiner Tante. Ich habe alles mitgebracht, was er eventuell brauchen könnte. Er dürfte eigentlich nicht hungrig werden, aber in der Flasche ist Milch, falls er doch anfängt zu quengeln. Vielleicht schläft er aber auch die ganze Zeit. Hier sind Windeln, sein Teddy und die Nummer vom Gericht.« Laura musste sich Mühe geben, nicht an ihren Nägeln zu kauen. »Zwei Strampelhosen zum Wechseln und die Handynummern von Royce und mir. Du weißt, wie er geschaukelt werden will, wenn …«
»Laura.« Julia musste lachen. »Ich verspreche dir, dass ich ihn nicht an Zigeuner verhökere, während du weg bist.«
»Ich bin besessen.« Laura rang sich ein Lächeln ab. »Ich verspreche, mich zu bessern. Ich weiß es zu schätzen, dass du heute Vormittag auf ihn aufpasst.«
»Es macht mir Spaß. Ich habe keine Termine, deshalb werden Daniel und ich uns nur gegenseitig bewundern, bis du wieder da bist.«
Es dauerte noch weitere zehn Minuten, aber schließlich schaffte Julia es, Laura zur Tür hinauszubugsieren. Dann ging sie händereibend zu der Babytrage. »Endlich allein, mein Engel. Ich hoffe nur, dass du nicht den ganzen Vormittag verschläfst.«
Zwei Stunden später sah die Welt ganz anders aus. Der Engel schrie wie am Spieß. Sie hatte es mit der Flasche versucht, dem Teddy, mit Schaukeln, Hin-und-Her-Laufen, Singen. Nichts hatte funktioniert. Sein anbetungswürdiges kleines Gesicht wurde krebsrot, während er wütend aus voller Lunge schrie.
»Was hast du gemacht, hast du ihn verhauen?«
Daniel an sich gedrückt, fuhr sie herum, als sich die Tür öffnete. »Ja, das ist nämlich mein Lieblingszeitvertreib, vor allem wenn es kleine, hilflose Babys sind«, schnauzte sie Cullum
Weitere Kostenlose Bücher