Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
wäre … es hätte mich innerlich zerrissen. Ich hätte ihn um nichts in der Welt verletzen wollen – doch dich aufzugeben …“
Weich lächelnd sah er sie an. „Dann weißt du, wie es mir ging, mein Liebling. Dazu kam, dass ich schreckliche Zweifel an dir bekam, als du, ohne auf mich zu warten, aus dem Cottage abgereist warst. Ich glaubte, deine Gefühle für mich möglicherweise falsch interpretiert zu haben, aber Ellen rückte mir den Kopf zurecht. Daraufhin erklärte ich meinem Vater, dass ich dich liebe und keine andere für mich in Frage kommt. Weißt du, was er sagte? Er meinte, ich sei endlich zur Vernunft gekommen, und verfasste sofort die Einladung für dich.“
„Was meinte er denn, als er schrieb, er wolle nur das Beste für dich?“, fragte Jo.
„Ich weiß nicht, was du zu ihm gesagt hast, aber anscheinend hält er dich für recht vernünftig. Er ist mit dir einverstanden, Liebste, und möchte dich wiedersehen. Nicht, um dich zu beurteilen oder herablassend zu billigen, sondern einfach in aller Freundschaft.“
„Oh.“ Jetzt rannen Jos Tränen wirklich, und sie ließ den Kopf hängen. „Wie dumm ich war! Ich dachte …“
„Ich weiß, was du dachtest“, sagte Hal und hob sacht mit einem Finger ihr Kinn an. „Liebste, vor mir hast du deine Gefühle nie verbergen können. Im Cottage dachtest du, dass ich dir anbieten wollte, meine Geliebte zu werden, nicht wahr?“ Sie nickte errötend. „Und hättest beinahe Ja gesagt?“
Mit flammenden Augen sah Jo ihn an. „Beschäme mich nicht! Du weißt es doch!“
„Ja. Und ich begehrte dich so sehr, dass ich der Versuchung fast nicht widerstehen konnte, deine Großherzigkeit auszunutzen. Ich fühlte mich wie in einer Falle – gefangen zwischen meinen Befürchtungen und meinen Sehnsüchten. Doch im Grunde wollte ich ja mehr als nur eine Geliebte – ich wollte eine geliebte Gattin.“ Zärtlich sah er sie an. „Du willst doch meine Frau werden, Jo. Willst du?“
Vom Fuß der Treppe hörte man ein Kichern, und als Jo den Kopf wandte, sah sie, dass sie von einem kleinen Mädchen neugierig beobachtet wurden.
„Oh, wir haben einen Zuschauer“, murmelte Jo und hätte fast auch gekichert. „Aber was soll’s. Ja, mein Liebster, ich will dich heiraten, weil ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann. Ich liebe dich so sehr.“
„Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt“, flüsterte Hal strahlend, drückte sie fest an sich und küsste sie abermals, zum Entzücken des Kindes, das jedoch von seiner Mutter fortgezogen wurde.
„Ach, Hal, ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir etwas passiert wäre“, seufzte Jo.
„Pscht, Liebste, kein Wort mehr davon“, entgegnete er. Doch dann verzog er grimmig das Gesicht, denn er würde nicht ruhen und rasten, bis den Mörder seines Bruders die gerechte Strafe ereilt hatte.
„So seid ihr also wieder zurück“, begrüßte Mrs. Horne das Paar, als es am Abend in Sawlebridge House eintraf. „Kommen Sie herein, Mr. Beverley, wärmen Sie sich am Feuer. Wie geht es Ihnen? Ich bedaure sehr, was Ihnen unterwegs zustieß. Hätte ich Sie doch nur an jenem Tag nicht zur Abreise ermutigt.“
„Ein solches Unglück kann jedem passieren“, entgegnete Hal. „Da ich beraubt wurde, nehme ich an, dass es ein Wegelagerer war. Wollen wir dankbar sein, dass ich noch lebe; es hätte schlimmer kommen können.“
„Das ist die richtige Einstellung“, stimmte Mrs. Horne zu. „Übrigens suchte uns heute Vormittag nach Jos Abfahrt Captain Manton noch einmal auf, dem ich von Ihrem Unfall erzählte. Er wird morgen früh wiederkommen. Er möchte Sie unbedingt sprechen.“
„Das höre ich gern“, sagte Hal. „In Zusammenhang mit dem Mord an meinem Bruder werde ich wohl seine Hilfe brauchen. Doch genug davon.“ Er sah Jo an und streckte ihr die Hand entgegen, die sie vertrauensvoll umfing. „Mrs. Horne, ich habe Jo um ihre Hand gebeten, und sie hat sie mir gewährt. Morgen schreibe ich meinem Vater und werde dann, mit Ihrer Erlaubnis, Madam, Jo für ein paar Tage mit zu ihm nehmen.“
„Jo, mein liebes Kind!“ Mrs. Horne umarmte ihre Tochter herzlich. „Wie ich mich für euch beide freue. Lord Beverleys Wünsche kenne ich nicht, doch meine Tante würde wohl gerne sehen, dass ihr hier bei uns heiratet.“
„Ihr Anerbieten ist lieb gemeint, aber ich denke, wir müssen sehen, ob Lord Beverley einverstanden ist“, erklärte Jo. „Er wird der Hochzeit seines Sohnes beiwohnen wollen, und die
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