Hochzeitsnacht in Acapulco
abzugeben. “Ach so! Nein, deswegen bin ich nicht hier. Nachdem du mich angerufen hattest, habe ich meinen Anwalt beauftragt, Nachforschungen in Mexiko anzustellen, und er hat dasselbe herausgefunden wie deiner.”
“Also nichts, stimmt’s?”
“Richtig”, bestätigte er.
“Dann verstehe ich nicht, warum du hier bist.”
Seufzend rieb er sich den verspannten Nacken. “Ehrlich gesagt, ich weiß es selbst nicht. Intuition vielleicht. Irgendetwas lässt mir wegen der Nacht in Acapulco keine Ruhe.”
“Ach so.” Alarmiert, ja beinah ängstlich, sah Joelle ihn an. “Ich kann mir nicht vorstellen, was dir dieses Gefühl verursacht.”
“Ich mir auch nicht”, stimmte Gabriel ihr zu und betrachtete sie forschend.
Sie wandte sich ab und ging zur Tür, ein unmissverständliches Signal, dass er jetzt gehen sollte.
Dazu war er aber noch nicht bereit. Nicht bevor er herausgefunden hatte, was ihm keine Ruhe ließ. Er spürte, dass er ganz dicht dran war, eine Erklärung zu bekommen, wenn er nur ein bisschen länger blieb.
Er folgte Joelle. “Hör mal, Ames, ich wünschte, ich könnte einfach gehen und alles hinter mir lassen, aber ich habe nun mal dieses seltsame Gefühl, und es lässt sich einfach nicht verdrängen.”
Sie trat rasch einen Schritt zurück, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Hatte sie etwas zu verbergen? Sein Unbehagen wurde stärker.
Fast greifbare Spannung lag plötzlich in der Luft.
Mit zusammengekniffenen Augen sah Gabriel Joelle an. “Was verheimlichst du mir, Ames?”
“Gar nichts”, erwiderte sie rasch.
“Und warum habe ich den Eindruck, dass du es tust?”
“Das weiß ich doch nicht.” In der Küche pfiff es durchdringend, und Joelle zuckte zusammen. “Ach, ich habe ganz vergessen, dass ich Teewasser aufgesetzt habe. Möchtest du eine Tasse Tee?”
“Nein”, antwortete Gabriel schroff. Er war frustriert, weil noch einen Moment zuvor die ersehnte Antwort in Reichweite gelegen hatte, oder zumindest war es ihm so vorgekommen. “Ich trinke keinen Tee. Aber mach dir ruhig welchen.”
Sie wirkte verwirrt, als wüsste sie nicht, was sie jetzt tun sollte. Der Teekessel pfiff weiter gellend, und endlich eilte sie, dicht gefolgt von Gabriel, in die Küche.
Ja, Joelle wirkte eindeutig erschüttert, aber der Grund dafür war ihm völlig unklar. Er spürte nur, dass er nahe daran war, die gewünschte Antwort zu finden. Spürte es wie ein Bluthund, der die Fährte witterte.
Joelles Küche war schmal und lang, am einen Ende war ein großes Fenster, auf dessen Fensterbank ein Kupferkessel mit einem Efeu darin stand.
Gabriel ging zum Fenster und schaute auf die Stadt hinunter. Schließlich wandte er sich wieder Joelle zu, und in dem Moment fiel ihm auf dem Wandbrett ein brauner Glasbehälter auf, dessen Etikett in großen Buchstaben verkündete, es handele sich beim Inhalt um Vitamintabletten.
Joelle goss gerade den Tee auf, da klingelte das Telefon. Sie entschuldigte sich und ging ins Wohnzimmer, um den Anruf anzunehmen, obwohl es in der Küche einen Nebenanschluss gab. Das Privatleben war Joelle anscheinend heilig. Jedenfalls beabsichtigte sie offensichtlich nicht, ihn, Gabriel, daran teilhaben zu lassen.
Da er nichts anderes zu tun hatte, ging er zur Spüle und musterte das Etikett der Vitaminpillen auf dem Bord genauer.
Im Wohnzimmer sprach Joelle. Es klang, als würde sie Anweisungen erhalten und notieren. “Morgen in einer Woche um halb drei. Der monatliche Termin, ich weiß. Danke.” Sie legte auf.
Stirnrunzelnd nahm Gabriel den Glasbehälter und las die handgeschriebenen Anweisungen darauf. Das Wort “Pränatal”, in großen roten Buchstaben stach besonders hervor. Außerdem war auf dem Etikett vermerkt, dass die Tabletten Joelle Ames ärztlich verschrieben worden waren. Gabriel stockte der Atem.
Die Verschreibung konnte nur eins bedeuten: Joelle war schwanger.
Auf dem Bord waren auch einige Broschüren, wie sie in Arztpraxen zum Mitnehmen bereitliegen, und alle befassten sich mit Schwangerschaft. Gabriel blätterte sie kurz durch und legte sie zurück. Die Vitaminpillen behielt er allerdings in der Hand. Sein Herz pochte mittlerweile wie rasend.
Joelle hätte ihm in Mexiko doch bestimmt gesagt, dass sie schwanger sei. Vielleicht waren die Pillen nicht für sie, sondern eine Freundin, die bei ihr wohnte?
Nicht wenn Joelles Name auf dem Etikett steht, du Dummkopf, sagte eine innere Stimme ihm.
Verdammt, warum fällt es mir so schwer, es zu glauben? fragte
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