Hochzeitsnacht in Acapulco
wenn ihr nicht noch rechtzeitig etwas eingefallen wäre, um ihn von den Spuren abzulenken. Vitamintabletten, deutlich sichtbar auf dem Küchenbord! Und ein Babyhemdchen, das sie Gabriel direkt vor die Füße hatte fallen lassen!
Na gut, er wusste jetzt, dass sie schwanger war, aber nicht, von wem. Hoffentlich hatte er ihr die Geschichte mit dem ehemaligen Liebhaber geglaubt. Wahrscheinlich schon. Nein, ganz bestimmt! Gabriel war von vagen Zweifeln geplagt gewesen und hatte nach einer Erklärung dafür gesucht. Sie hatte ihm einen Ausweg aus der ganzen verfahrenen Situation eröffnet, und sobald ihm das richtig bewusst war, würde er es dankbar akzeptieren und nach Hause zurückkehren.
Sie brauchte ihn nicht. Ihn nicht und sonst niemand. Sie würde es schaffen, das Baby und den Beruf zu vereinbaren. Andere Frauen schafften es ja auch, mit links sogar, wie es schien. Und was die konnten, konnte sie auch. Dessen war sie sich absolut sicher.
Na ja, doch nicht völlig sicher, gestand Joelle sich ein. Es würde natürlich einige Probleme geben. Irgendwann würde sie in eine größere Wohnung ziehen müssen, eine mit einem Hinterhof oder Garten, in dem das Baby spielen konnte. Außerdem musste sie eine verlässliche Kinderfrau finden, die bei ihnen lebte, und da sie ziemlich anspruchsvoll war, würde das ein großes Problem werden. Wenn sie ehrlich war, konnte sie es noch immer nicht wirklich fassen, dass sie ein Baby erwartete.
Gabriels Baby.
Nein, es zählte nicht, dass er der Vater war. Das Baby gehörte ihr, und sie empfand keine Gewissensbisse, weil sie es Gabriel vorenthielt. Sie hatte das Recht auf ihr Kind. Und sie wollte keine Schwierigkeiten.
Wenn das so ist, warum fühlst du dich dann einsam und hast Angst vor der Zukunft, nachdem er hier war und wieder aus deinem Leben verschwunden ist? fragte eine innere Stimme sie. Und warum würde ich ihn am liebsten zurückrufen? überlegte Joelle.
Weil sie eben auch nur eine Frau war, schwach und verletzlich, was sie vor der Welt verbarg, manchmal sogar vor sich selbst. Ihr Vater hatte sich immer über hilflose Frauen lustig gemacht, die der Gesellschaft nichts nutzten. Sobald ich Schwäche zeige, fühle ich mich völlig wertlos, erkannte Joelle.
Hoffentlich war es das Richtige, Gabriel zu verschweigen, dass er der Vater des Babys war. Sie wollte nicht hinterhältig oder grausam sein, aber die Schwangerschaft hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Plötzlich war alles so schrecklich verwirrend. Was ihr bisher wichtig gewesen war, geriet in den Hintergrund. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihr Bestes zu versuchen.
Und was hätte Gabriel unternommen, wenn sie ihm gesagt hätte, dass sie sein Baby erwartete? Ihr Geld angeboten?
Geld brauchte sie nicht.
Liebe?
Oh nein! Er hatte ihr in Mexiko unmissverständlich klargemacht, was er von Liebe hielt. Und er wollte keine Ehefrau. So wie sie keinen Ehemann wollte. Noch immer nicht. Sie wollte Karriere machen. Das allein war ihr wichtig. Irgendwie würde sie es schaffen, Zeit für das Baby und den Beruf zu finden. Aber dazu noch Zeit für einen anspruchsvollen Ehemann? Oh nein, das kam gar nicht infrage!
Gabriel ist aber der erste und einzige Mann, der mir jemals etwas bedeutet hat, gestand Joelle sich ein. Flüchtig etwas bedeutet hatte, verbesserte sie sich.
Eine Frau erwarb keine Anerkennung, wenn sie einen Mann liebte, sondern man respektierte sie nur, wenn sie in einem anspruchsvollen Beruf ihren Mann stand und sich in einer angesehenen Firma in eine Spitzenposition hocharbeitete.
Und das war nach wie vor ihr Lebensziel. Nichts und niemand würde sie davon abhalten. Die Entscheidung war bereits getroffen: Am folgenden Montag würde sie die angebotene Stellung bei einer der marktführenden Werbeagenturen in Südkalifornien akzeptieren.
Die Zukunft ihres Babys war gesichert. Hier in San Diego.
4. KAPITEL
W ährend Gabriel im Lift nach unten fuhr, stellte er fest, dass er sein seltsames Unbehagen nicht loswerden konnte. Irgendetwas stimmte nach wie vor nicht!
Joelle bekommt nicht mein Baby, sagte er sich und hoffte, dadurch alles in den richtigen Blickwinkel zu rücken. Es gelang ihm nicht. Joelles Geschichte klang überzeugend und wiederum nicht. Er wollte ihr glauben und konnte sich doch nicht dazu durchringen.
Er hätte es in Mexiko bestimmt gemerkt, wenn Joelle schon damals schwanger gewesen wäre. Außerdem war sie so offen mit ihm gewesen – bestimmt hätte sie ihm von ihrem Zustand
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