Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Was sie sich wohl dachte? Wir benahmen uns wie die kleinen Kinder. Obwohl … Das stimmte nicht ganz. Als Kinder hatten wir uns nicht so kindisch benommen.
»Ich nehme das hier«, sagte ich und hielt der Verkäuferin das graue Etuikleid entgegen. Ich hätte lieber das andere gehabt, aber Max sollte auch nicht recht haben!
»Schön!« Die Verkäuferin nahm das Kleid und ging damit zur Kasse.
Ich verschwand in der Umkleidekabine.
»Schade!« rief Max mir hinterher. »Das andere steht dir viel besser!«
Ich zog den Vorhang ein Stück zur Seite und streckte ihm die Zunge heraus. Das war zwar wieder kindisch, tat aber trotzdem gut. Lene lachte.
Als wir später in einem Straßencafé saßen, tauchte er schon wieder auf, kaum dass wir unsere Bestellung aufgegeben hatten. »Einen Espresso, bitte!«, rief er der jungen Bedienung hinterher.
»Sag mal, merkst du nicht, dass du störst?«, fragte ich völlig genervt.
»Ich gehe ja gleich«, meinte er gut gelaunt. »Ich trinke nur schnell meinen Espresso, dann bin ich auch schon weg.«
»Okay.«
Ich hoffte, dass die Bedienung schnell kommen würde. Lene erzählte inzwischen einige Geschichten über ihren Sohn und lenkte uns damit ein wenig ab. Doch in mir brodelte es. Max verhielt sich total ungewöhnlich. So lange am Stück so gut gelaunt kannte ich ihn nur aus unserer Kindheit. Er hatte bestimmt irgendetwas vor. Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus.
»Hast du dich jetzt doch damit abgefunden, dass ich Stefan am Freitag heiraten werde?«
Die Bedienung kam mit unserer Bestellung, und Max lächelte ihr freundlich zu.
»Danke! Damit brauche ich mich nicht abzufinden, weil Stefan und du nicht heiraten werdet«, sagte er gelassen.
Lene schaute mich besorgt an. Sie hatte wohl Angst, dass ich ihm hier vor allen Leuten an die Gurgel gehen würde. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Er bluffte doch! Ich war erst heute Vormittag mit Stefan auf dem Standesamt gewesen. Seitdem hatte Max ihn sicher nicht umgestimmt. Oder etwa doch?
Ich holte mein privates Handy aus der Tasche und wählte die Nummer meines Zukünftigen.
»Ja hallo, Stefan, ich bin’s. Ich wollte nur fragen, wie es dir geht«, flötete ich ins Telefon.
»Hanna! Hier ist alles gut. Und bei dir?« Er schien sich über meinen Anruf zu freuen.
»Auch alles gut. Ich freue mich auf Freitag.« Was nicht völlig gelogen war.
»Ja. Ich mich auch. Jetzt muss ich hier weitermachen. Bis dann.«
»Bis dann!«
Ich schaute grinsend zu Max.
»Stefan freut sich schon sehr auf die Hochzeit!«
»Der weiß ja auch noch nicht, dass er dich nicht heiraten wird.« Max grinste zurück.
Ich rückte ganz nah an ihn heran.
»Wage es ja nicht, ihn irgendwie von mir fernzuhalten«, giftete ich ihn an.
»Du solltest es mal mit einer Anti-Aggressions-Therapie versuchen«, riet er.
»Und du … du …« Mist. Mir fiel nichts ein.
Lene hielt sich inzwischen den Bauch vor Lachen.
»Ich glaub, ich geh jetzt lieber«, sagte Max und stand auf.
»Ja! Tu das!«, stimmte ich mit knirschenden Zähnen zu.
Er zog seine Geldbörse aus der Hosentasche und hielt Ausschau nach der Bedienung.
»Ich zahl schon. Aber bitte geh!«
»Oh danke, Hanna! Aber übernimm dich finanziell nicht zu sehr. Bald ist das Geld von der Oma für dich weg.«
Bevor ich darauf antworten konnte, war er lachend in der Menschenmenge verschwunden.
Lene versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen, aber das misslang ihr gründlich. Sie prustete los. Und plötzlich musste ich mitlachen.
Kapitel 43
Ich wälzte mich die halbe Nacht von einer Seite auf die andere. Ständig ging mir die Frage im Kopf herum, was Max wohl ausgeheckt hatte. Es war etwas im Busch. Das spürte ich so deutlich wie die vermaledeite Mücke, die sich in meinem Zimmer einquartiert hatte und sich, kaum machte ich das Licht aus, auf mich stürzte.
Ich schaltete das Licht wieder an und schaute mich um. Doch das Biest blieb ruhig. Und lachte mich wahrscheinlich aus. Ich knipste das Licht wieder aus und wartete. Keine Minute später hörte ich sie wieder um meinen Kopf surren. Ich wartete ab, bis ich spürte, dass sie sich auf meine Stirn gesetzt hatte. Na warte, du kleines Miststück, dachte ich, gleich geht’s dir an den Kragen. Ich holte aus und schlug mir mit der flachen Hand fest auf meine Stirn. Batsch! Juhu! Ich hatte sie! Ich ging ins Badezimmer und wusch den roten Fleck auf meiner Stirn weg. Dieser gierige Sauger hatte mich doch tatsächlich schon angezapft!
Um keine weiteren stechwütigen
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