Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
so leidenschaftlichen Kuss, der irgendwie war wie Luises Überraschungstorte. Die immer phantastisch schmeckte, auch wenn man vorher nicht wusste, was genau einen erwartete. So stellte ich mir auch das Leben mit Max vor. Vertraut und doch immer wieder neu und voller Überraschungen.
Als unsere Münder sich nach einer Weile voneinander lösten, hatte ich total weiche Knie. Er schaute mich eindringlich an, als ob er es immer noch nicht glauben konnte, dass ich in seinen Armen lag.
»Passiert das jetzt wirklich?«, fragte er und streichelte sanft über mein Gesicht.
Ich nickte. »Sieht ganz danach aus.«
»Und, war’s schlimm?« Er lächelte zärtlich.
Ich lächelte ebenfalls. »Schrecklich schlimm.«
»Das beruhigt mich.« Plötzlich grinste er frech.
»Ich finde es total süß, dass du dich für mich in dieses Kleid gezwängt hast, aber ich kann es kaum erwarten, dir das enge Ding später auszuziehen.«
Bei diesen Worten spielte alles in mir verrückt, und ich hörte plötzlich in meinem Kopf das Lied der Klaus Lage Band Tausendmal berührt – tausendmal ist nix passiert … Tausend und eine Nacht, und es hat Zoom gemacht … Nichts hätte besser beschreiben können, was eben in mir vorging.
Hier war er, der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Das war mir endgültig klar geworden, als ich gestern seine Briefe und Karten gelesen hatte. Ich wusste jetzt, dass er mich schon lange so sehr liebte, dass er aus Rücksicht auf mich und die Familie sogar sein eigenes Glück zurückgestellt hatte. Und ich spürte, wie sich meine Gefühle für ihn endlich aus dem Korsett befreiten, in dem sie jahrelang eingesperrt gewesen waren. Vielleicht würde es noch eine Weile dauern, bis ich aussprechen konnte, dass ich ihn liebte. Aber ich wusste, dass er mich in diesem Moment auch ohne Worte verstand.
Ich hob meinen Kopf kurz zum Himmel. Danke, Berta! sagte ich in Gedanken und fühlte mich endlich mit ihr versöhnt.
Jetzt musste ich aber noch etwas loswerden.
»Max … es gibt noch etwas, worüber wir reden müssen. Ich nehme das Erbe von Berta nur an, wenn ich dir die Hälfte davon schenken darf. Und da besteh ich drauf!«
Er grinste. »Du bist ein Sturkopf. Aber ich denke, da finden wir eine Lösung.«
Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.
»Gibt es noch etwas?«, fragte er leise.
»Eine ganze Menge«, murmelte ich.
»Können wir das vielleicht wieder zusammenfassen?«
»Ganz bestimmt«, antwortete ich und schaute ihn verliebt an, als er sich über mich beugte, um mich wieder zu küssen. Und ich hatte endlich das Gefühl, das gefunden zu haben, wonach ich mich ein Leben lang gesehnt hatte.
Kapitel 52
Drei Frauen aus drei Generationen standen gemeinsam am Fuße des Watzmann und hielten Blumen in der Hand.
Hanna, die jüngere der Frauen, trug eine silberne Kette mit einem schwarzen Anhänger um den Hals. Sie warf einen besorgten Blick auf die älteste des Trios: Irmgard Sagmeister. Die Vierundachtzigjährige war die Mutter des Mannes, der hier am Watzmann vor knapp vierunddreißig Jahren zu Tode gekommen war. Was damals genau passiert war, würde jedoch für die drei Frauen immer ein Geheimnis bleiben, da man Wolfgang Sagmeister nie gefunden hatte.
Hanna griff nach der Hand ihrer Großmutter, die sie erst seit wenigen Tagen kannte und die sie inzwischen sehr ins Herz geschlossen hatte. Irmgard war das Gegenteil von Berta Gruber. Sie war liebevoll und herzlich und freute sich unendlich, dass sie mit Hanna noch ein weiteres Enkelkind bekommen hatte. Und dass ihr Sohn damit nicht ganz für sie verloren war.
Die mittlere der Frauen nahm einen Brief aus ihrer Tasche und legte ihn in eine kleine Mulde. Darüber häufte sie Steine. Hermine hinterließ einen ganz persönlichen Abschiedsgruß an ihre große Jugendliebe, in dem sie ihr all das geschrieben hatte, was ihr auf der Seele lag.
Dann legten die drei Frauen die Blumen neben die Steine und gingen nach einer Weile gemeinsam weg.
Epilog
Bei unserem Kuss auf dem Gurkenfeld hatten Max und ich eine heimliche Beobachterin: die Altmannseder Vroni samt Dackel. Sie hatte natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als die Nachricht sofort in Halling zu verbreiten. Einer der ersten Leute, die daraufhin zu uns auf den Hof kamen, um zu gratulieren, war Pfarrer Brenner. Er wusste durch die Beichte der betroffenen Schäfchen natürlich schon lange um das Geheimnis und war froh, dass endlich alles aufgeklärt war.
Die Zacher Zenz kam ebenfalls vorbei, und ich
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