Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

musste anerkennen, dass sie mit ihrem Blick in die Karten und damit in meine Zukunft in jeder Hinsicht recht behalten hatte. Als sie mich fragte, ob sie noch einmal die Karten für mich legen sollte, lehnte ich höflich, aber entschieden ab. Ich wollte mich lieber unvoreingenommen vom Leben und der Liebe überraschen lassen.
    Willy machte sich nur zwei Wochen nachdem er das Video gesehen hatte auf den Weg nach Vietnam zu seiner Lan. Und konnte sie nach langen Gesprächen schließlich überreden, mit ihm gemeinsam die restlichen Jahre in Niederbayern zu verbringen.
    Pit blieb uns auf dem Hof als fleißiger Mitarbeiter erhalten. Er hatte vergeblich versucht, doch noch mal bei Verena zu landen. Ich hoffte sehr, dass die verbissene Frau irgendwann einen Mann kennenlernen würde, mit dem ich bisher noch nichts zu tun gehabt hatte. Und da gab es ja Gott sei Dank um die dreieinhalb Milliarden auf dieser Erde, unter denen genügend Singles im heiratsfähigen Alter waren.
    Pauline war absolut nicht traurig, dass ich von München ganz nach Niederbayern zog. So hatte sie hier ihr privates Wochenend- und Ferienparadies – zumindest bis die Jungs in ihrem Alter für sie spannender wurden als die Ausflüge nach Halling.
    Nach einem Vorstellungsgespräch bei Alex weigerte Daniela sich ganz überraschend, die Stelle, die er ihr anbot, anzunehmen. Sie überredete mich, ihr BeauCadeau zu überlassen, und ich unterstützte sie mit einem großzügigen Startkapital, das sie sich redlich verdient hatte. Auf Vermittlung von Bettina Cornelius nahm sie jetzt auch Geschäftsfrauen als Auftraggeber an und baute so BeauCadeau erfolgreich weiter aus. Alex schien ihre Eigenständigkeit zu imponieren, und ich erfuhr von Mike, dass sich die beiden ab und zu in seiner Bar trafen. Es dauerte jedoch eine Weile, bis Daniela selbst mir davon erzählte.
    Simon wurde wider Erwarten ein treuer Kunde bei BeauCadeau und sorgte für ordentliche Provisionen.
    Bettina Cornelius wurde nach einigen Monaten schwanger, und das Ehepaar war überglücklich. Damit hatte ich auch diesen Auftrag noch erfolgreich abgeschlossen.
    Nachdem sich für meine Mutter das Geheimnis um das Verschwinden von Wolfgang gelöst hatte, wurde sie zunehmend lockerer. Es entwickelte sich eine neue Art von Mutter-Tochter-Beziehung zwischen uns, die uns beiden gut tat.
    Max machte mir bald einen Heiratsantrag – und zwar in unserer Hängematte. Und ich willigte verliebt ein.
    Aus Tante Luise würde somit bald Schwiegermutter Luise werden, und ich hätte mir keine bessere wünschen können.
    Von ihr erfuhr ich auch, wer die Person war, die kontrolliert hatte, ob ich auch jeden Tag auf dem Hof übernachtet hatte. Und ich war ziemlich erstaunt, dass es sich dabei um Onkel Alois handelte, oder korrekt gesagt um meinen zukünftigen Schwiegervater.
    Max bat Karl Huber, sein Trauzeuge zu sein, und Lene half mir tatkräftig bei den Hochzeitsvorbereitungen. Meine Trauzeugin war Daniela.
    Natürlich trug ich zur standesamtlichen Trauung das Kleid, das Max mir gekauft hatte.
    Zur kirchlichen Hochzeit zwei Wochen später kam ich wieder mal ein paar Minuten zu spät. Diesmal war Fanny schuld daran, die mich unbedingt begleiten wollte. Es brach mir fast das Herz, dass sie nicht mitdurfte. Doch Pfarrer Brenner blieb in diesem Fall unerbittlich.
    Dafür gab es jede Menge neuer Verwandtschaft, die diesen besonderen Tag mit mir teilte. Mein richtiger Vater Wolfgang hatte vier Geschwister gehabt, die alle noch lebten und jede Menge Kinder hatten. Insgesamt elf Cousins und Cousinen samt Anhang waren zur Hochzeit gekommen.
    Die Hochzeitsfeier fand im Brunnenwirt statt, und Stefan ließ es sich nicht nehmen, uns eine große Hochzeitstorte zu schenken.
    Nach dem offiziellen Hochzeitstanz am Abend stahlen Max und ich uns heimlich davon und machten uns auf zum Flughafen. Nur unsere Eltern wussten davon. Und noch nicht einmal die kannten das Ziel unserer Hochzeitsreise.

Begriffserklärungen aus dem Bairischen
    Auszogne – Schmalzgebäck, Krapfen
    Erdäpfelkäs – Kartoffelkäse: pikanter Brotaufstrich
    greisliche Plunzn – unschöne dicke Person
    Ratschkattl – sehr geschwätzige Frau
    Sacherl – kleines bäuerliches Anwesen
    Schmarrn – Unsinn, auch Mehlspeise
    Trutscherl – sehr naiver Mensch, meist weiblich
    Wimmerl – Pickel
    Zwiderwurzn – missgelaunte, oft auch boshafte Frau

Rezepte
    Kochen – auch nach Rezepten – ist immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Deswegen scheuen Sie sich nicht,