Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Gesichtszüge zu kantig. Aber er hatte eine starke Präsenz und Ausstrahlung. Und es ging ein frischer, männlicher Duft von ihm aus, den ich sofort mochte.
»Wie viele Schwestern hast du denn?«
»Zwei. Und du?«
»Nur Pauline. Aber glaub mir, die reicht mindestens für zwei.«
Er lachte wieder, sagte aber nichts.
Worüber sollte ich denn jetzt mit ihm sprechen? Mir fiel absolut nichts ein, was äußerst selten vorkam. Vielleicht hätte ich Pauline doch nicht wegschicken sollen.
»Möchtest du noch Kaffee?«
»Nein, danke!«
Wir schauten uns an. Und mussten plötzlich beide lachen.
»Tut mir leid, ich war noch nie in so einer Situation«, entschuldigte ich mich.
»Kein Problem. Ich auch nicht. Erzähl mir doch ein wenig von dir. Bist du eine Bäuerin?«
Hier war sie wieder. Die gefürchtete Frage nach meinem Beruf.
Ich wollte ihm eigentlich keine Lüge auftischen und stand schon kurz davor, mein Berufsgeheimnis zu lüften. Doch in letzter Sekunde überlegte ich es mir anders. Was wusste ich denn schon von diesem Mann? Nur, dass er Alex hieß, aus der Nähe von München kam und Krautköpfe und anderes Gemüse anbaute. Und ziemlich gut aussah.
»Nein. Ich habe zwar meine Kindheit hier auf dem Hof verbracht, aber eigentlich wohne und arbeite ich in München«, begann ich meine Erklärung. Ich würde so weit es ging bei der Wahrheit bleiben und nur dort lügen – eigentlich war es ja eher ein Schwindeln als ein Lügen –, wo es für meinen Beruf wichtig war.
»Ich bin selbständig und arbeite als eine Art Privatsekretärin.« Es fiel mir mit jedem Mal schwerer, das zu erzählen. Er zog die rechte Augenbraue hoch.
»Eine Art Privatsekretärin?« Anscheinend wollte er es genauer wissen.
»Nun ja. Ich mache das freiberuflich, stunden- oder tageweise für verschiedene Auftraggeber.«
»Dann könnte ich mich ja bei dir melden, wenn in meinem Büro mal Not an der Frau ist!«, meinte er grinsend.
»Klar.« Was sollte ich auch sonst sagen?
»Wie heißt denn deine kleine Firma?« Puh, der war hartnäckig.
»Ich gebe dir gerne meine Handynummer, dann kannst du mich erreichen, wenn du einen Job für mich hast.« Natürlich würde ich ihm meine private Nummer geben.
Dieser Mann machte mich nervös.
»Und du suchst jetzt einen Heiratskandidaten.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Tja, weißt du, das ist eine etwas ungewöhnliche Geschichte.«
»Ich höre gerne ungewöhnliche Geschichten.«
Mir wurde irgendwie heiß. Ich musste unbedingt an die frische Luft.
»Wie wär’s, wenn ich sie dir bei einem Spaziergang erzähle?«, schlug ich vor.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Normalerweise gerne. Aber ich glaube, dafür reicht die Zeit jetzt nicht mehr ganz. Ich muss heute noch zurück nach … auf meinen Hof.«
Er wollte schon wieder weg? Anscheinend war ich nicht sein Typ. Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Männer wie er standen nicht auf Frauen wie mich.
»Das ist schade, aber ich weiß ja, wie viel Arbeit man hat als Bauer«, sagte ich betont verständnisvoll, um mir mein Bedauern nicht anmerken zu lassen.
»Kannst du mir die Geschichte nicht jetzt hier in Kurzform erzählen?«
Also hatte er es doch nicht so eilig. Vielleicht interessierte ich ihn wenigstens ein bisschen?
»Die Sache begann mit dem Tod meiner Oma vor ein paar Wochen …«, begann ich und erzählte ihm von den Bedingungen des Erbes. Er hörte aufmerksam zu.
»… und jetzt habe ich nicht mehr so viel Zeit, einen Mann zu finden. Sonst hätte ich natürlich niemals ein Inserat aufgegeben. Vor allem nicht mit dem dümmlichen Text Frau sucht Bauer . Allerdings war daran auch der Rumtopf von Oma schuld …« Alex musste sich auch noch diese Geschichte anhören. Ich redete und redete in der Hoffnung, dass er dann noch ein wenig länger bleiben würde.
»Das ist wirklich eine erstaunliche Geschichte«, warf Alex ein, als ich endlich mal in paar Sekunden Pause machte, »aber so leid es mir tut, ich muss jetzt wirklich los.«
Er stand auf.
Ja, und jetzt? Fuhr er jetzt einfach zurück auf seinen Hof, und das war es dann? Ich wollte ihm gerne wie versprochen meine Handynummer geben. Aber er musste mich darauf ansprechen. Schließlich sollte er nicht den Eindruck haben, dass ich aufdringlich war.
»Warte, ich wollte dir doch meine Handynummer geben!«, rutschte es mir heraus. Verdammt, Hanna!
»Ich tippe sie gleich in mein Handy ein.« Er holte ein Smartphone aus seiner Hosentasche und
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