Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
gab die Nummer ein, die ich ihm diktierte.
»Danke!«
Gleich darauf klingelte mein Handy.
»Damit du meine Nummer auch hast«, sagte er lächelnd. Und dieses Lächeln schien mir ein vorsichtiges Versprechen zu sein, dass wir uns wiedersehen würden. Ich versuchte mich nicht zu offensichtlich darüber zu freuen.
»Es hat mich sehr gefreut, dass du gekommen bist, Alex«, sagte ich und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
»Was machst du denn morgen?«
Hatte er mich eben tatsächlich gefragt, was ich morgen machte?
»Ich … ich habe noch keinen Plan.«
»Es soll morgen wunderbares Wetter geben. Ideal für einen Spaziergang. Sicher hast du noch weitere interessante Geschichten auf Lager, die du mir erzählen kannst, Hanna.«
Er wollte mich morgen wiedersehen! Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass dieses Inserat vielleicht doch nicht so völlig verkehrt war.
»Stimmt. Ich kenne noch viele Geschichten«, sagte ich lächelnd.
Es klingelte an der Haustür.
»Vielleicht der nächste Kandidat?«
»Ich hoffe nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß. Er folgte mir zur Haustür.
»Guten Tag. Bin ich hier richtig bei der Frau, die einen Bauern sucht?«, fragte ein Mann, der mindestens doppelt so schwer und zwei Köpfe größer war als ich. Er hielt einen riesigen Strauß bunter Frühlingsblumen in der Hand.
»Äh …!« Was sollte ich jetzt dazu sagen?
»Hier sind Sie richtig!«, übernahm Alex für mich. »Bis morgen, Hanna!« Dann verschwand er mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Ich stand dem riesigen Blumenmann gegenüber und schaute zu ihm nach oben. Er hatte ein erstaunlich attraktives Gesicht mit einem sehr weichen, freundlichen Blick.
»Mögen Sie Tulpen?«, fragte er sanft.
»Ja! Sehr!«
»Das freut mich«, sagte er strahlend.
Irgendwie brachte ich es nicht übers Herz, ihn gleich wieder nach Hause zu schicken. So bat ich ihn in die Stube, und wir tranken eine Tasse Kaffee. Sicherlich würde ich heute Nacht mit all dem Koffein intus kein Auge zutun.
Damit der knuffige und sympathische Bär – er hieß René Voiling – sich jedoch keine Hoffnungen machte, gab ich ihm beim Abschied zu verstehen, dass ich schon einen anderen Bewerber näher ins Auge gefasst hatte. Und damit hatte ich nicht gelogen. Auch wenn ich fast nichts über ihn wusste, konnte ich nicht aufhören, an Alex zu denken.
Kapitel 15
Tatsächlich hatte ich auch diese Nacht wieder nur wenig geschlafen. Das hatte zum Teil mit dem vielen Kaffee zu tun, den ich getrunken hatte, aber vor allem mit Alex. Wir hatten vergessen, einen Zeitpunkt auszumachen, wann er heute kommen würde. Am liebsten hätte ich noch mitten in der Nacht eine SMS geschickt und nachgefragt. Ein paarmal hatte ich das Handy schon in der Hand. Aber dann ließ ich es doch.
Ich stand sehr zeitig auf. Als Fanny hörte, dass ich schon wach war, kam sie gähnend aus dem Zimmer meiner Schwester und trottete hinter mir her in die Küche.
Ich fütterte den Hund und ließ ihn dann hinaus. Der Himmel war jetzt schon wolkenlos blau, und es versprach tatsächlich, ein wunderschöner Tag zu werden.
Plötzlich bekam ich Lust auf frische Brezen mit Butter und Käse. Leider hatte die Bäckerei in Halling am Sonntag geschlossen. Spontan beschloss ich, nach Passau zu fahren. Dort hatten einige Läden am Vormittag geöffnet.
Ich kaufte nicht nur frischen Brezen und Semmeln für mich und Pauline, sondern auch für Willy. Und weil meine Tante mich kulinarisch immer so verwöhnte, wollte ich die Gelegenheit nutzen und mich mit einem Frühstücksgruß bedanken.
Als ich eben die Tüte mit dem Gebäck an ihre Haustür hängen wollte, öffnete sie sich und Max stand vor mir.
»Servus, Max!«
»Hanna? Was machst du denn schon hier?«
Ich streckte ihm die Tüte entgegen.
»Frühstücksservice.«
»Äh, danke.« Überrascht nahm er die Tüte.
»Sag deinen Eltern einen schönen Gruß von mir.« Damit drehte ich mich um und wollte gehen. Er folgte mir.
»Hanna, warte mal.«
»Was denn?«
»Ich war es wirklich nicht«, sagte er und schaute mich dabei so ernst und unschuldig an, dass ich glatt darauf hereingefallen wäre, wenn ich ihn nicht besser gekannt hätte.
»Schon gut, Max.« Ich war ihm ja gar nicht mehr böse. Ganz im Gegenteil. Wenn er diesen Aufruf im Weinzelt nicht veranlasst hätte, wäre Alex womöglich nie auf meinen Hof gekommen. Aber das würde ich meinem Cousin jetzt bestimmt nicht auf die Nase binden. Es schadete nicht, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte.
Blendender
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