Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
machen.«
»Auf keinen Fall. Ich habe meine Mission hier erfüllt und muss auch gleich wieder nach Hause. Maxi bekommt einen Zahn und ist ziemlich unleidlich.«
Alex und Lene verabschiedeten sich, und ich begleitete sie zur Tür.
»Der ist ziemlich heiß«, flüsterte sie mir ins Ohr und zwinkerte mir beim Abschied zu.
Kapitel 16
Ich hatte keine Lust, beim Abendessen womöglich über meinen Cousin, Onkel Alois oder gar Pit zu stolpern, die öfter im Wirtshaus Schafkopf spielten. Deshalb verzichteten wir auf einen Abend beim Brunnenwirt und fuhren mit meinem Wagen nach Passau in ein mexikanisches Lokal. Joe’s Cantina war gut besucht, und wir bekamen den letzten freien Tisch in der Nähe der Theke. Es war meine erste Verabredung seit – oh Gott, ich konnte mich noch nicht mal mehr erinnern, wann ich das letzte Mal abends mit einem Mann aus gewesen war, mit dem ich nicht geschäftlich zu tun hatte. Oder doch. Jetzt fiel es mir wieder ein. Und ich wusste, warum ich es verdrängt hatte. Meine letzte Verabredung war kurz vor Weihnachten gewesen und hieß Urs-Gunter Lohnenkopf-Wirtzkopf. Kein Witz! Der Typ hieß tatsächlich so. Er war ein Anwaltskollege meiner Mutter, den ich auf der Geburtstagsfeier meines Stiefvaters Dieter kennengelernt hatte. Urs-Gunter war im gleichen Alter wie Dieter und zweimal geschieden. Der Doppelname stammte aus seiner zweiten Ehe. Er hatte ihn nach der Scheidung behalten. Alleine schon, dass er seinen Mandanten zumutete, ihn so anzusprechen, fand ich boshaft. Ganz zu schweigen davon, was er seinen armen Büroangestellten mit diesem Namen antat. Mir reichte schon die Vorstellung, mich am Telefon mehrmals täglich folgendermaßen zu melden: »Rechtsanwaltskanzlei für Mahn- und Vollstreckungswesen Urs-Gunter Lohnenkopf-Wirtzkopf und Partner, Sie sprechen mit Frau …« Das war wirklich ein Zungenbrecher!
Urs-Gunter sah gar nicht mal übel aus, wenn man auf dunkelhaarige große Männer stand, was ich zugegebenermaßen tat, aber ich hatte selten einen Typen mit so miesem Charakter kennengelernt. Nicht nur, dass er auf der Party ständig versucht hatte, mich zu begrapschen, er drängte auch penetrant darauf, mit mir essen zu gehen. Nachdem ich ihm zweimal einen Korb gegeben hatte, setzte er Dieter auf mich an. Damit endlich Ruhe war, stimmte ich einem Abendessen zu. Obwohl ich Urs-Gunter erklärte, dass ich keinen rohen Fisch mochte, reservierte er einen Tisch in einer Sushi-Bar. Er liebte Sushi und wollte, dass ich es auch aß.
Mit knurrendem Magen sah ich zu, wie die kleinen Fischhäppchen an mir vorbeizogen. Auch die vegetarische Variante überzeugte mich nicht. Urs-Gunter dagegen stopfte sich die Dinger nur so in den Mund. Bei seinem Appetit war es kein Wunder, dass die Fischbestände in den Weltmeeren deutlich schrumpften.
»Jetzt iss doch!«, hatte er gesagt. Und das war keine freundliche Aufforderung, sondern ein Befehl gewesen. Als ich trotzdem nicht reagierte, nahm er einen Teller vom Laufband und stellte ihn mir vor die Nase. Ich stand vor der Alternative, aufzustehen und zu gehen oder meinen Ekel zu überwinden und in das zugegebenermaßen farbenfrohe Röllchen zu beißen. Ich biss. Ich schluckte. Und würgte. Und dann rannte ich hinaus. Ich hatte gewusst, dass Sushi nichts für mich war! Ich hätte auf mich hören sollen.
Dank Urs-Gunter Lohnenkopf-Wirtzkopf hatte ich seitdem einen totalen Ekel vor Fisch, sogar wenn er gekocht oder gebraten war. Einzig Fischstäbchen mit viel Kartoffelpüree sorgten seit dem ersten und letzten Sushi-Abend meines Lebens noch für eine Basiszufuhr von tierischem Omega 3.
Der Ober kam an den Tisch und reichte uns die Speisekarte.
»Und wer passt jetzt auf deinen Hof auf?«, fragte ich, nachdem wir bestellt hatten. Diesmal wollte ich mehr über Alex erfahren.
»Ein guter Freund.«
»Wo ist denn dein Hof eigentlich genau?«
Er lächelte mich an. »Das verrate ich dir später.«
Es prickelte in meinem Nacken. Alex war irgendwie geheimnisvoll. Und das gefiel mir.
»Bei welchen Auftraggebern bist du denn momentan im Einsatz, Hanna?«
Warum wollte er denn das wissen? Hoffentlich biss er sich jetzt nicht wieder an meinem Job fest.
»Das kann ich leider nicht sagen.«
»Wieso? Ist das geheim?«
Ich druckste herum.
»Geheim nicht, aber ich spreche nicht über meine Kunden.«
»Sind das so besondere Kunden? Und was machst du denn da genau in deinem Job?« Er ließ wirklich nicht locker.
»Was man halt als Privatsekretärin so macht.«
Gott
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