Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
Vom Netzwerk:
sei Dank kam das Essen – eine große mexikanische, völlig fischfreie Platte für zwei Personen – und ich hoffte, dass es ihn von seiner Fragerei ablenken würde. Ich konnte nicht verstehen, warum er sich nicht mehr für meinen Hof interessierte.
    »Und davon kann man gut leben?«, fragte er jedoch munter weiter, nachdem er sich reichlich auf den Teller geschaufelt hatte.
    Ich musste lachen.
    »Mehr oder weniger. So, und jetzt erzähl mal von dir!« forderte ich ihn auf.
    »Was willst du denn gerne wissen?«
    »Alles!«
    »Na, du bist ja bescheiden. Aber gut, meinen Namen kennst du bereits, und ich habe einen Bauernhof in Oberbayern.«
    Er war ungefähr so mitteilsam wie eine Auster.
    »Und wie alt bist du?«
    »Schätz doch mal!« Er grinste spitzbübisch.
    Oh nein! Es gab nichts Schlimmeres, als das Alter eines Menschen zu schätzen. Freundschaften sind darüber bereits zerbrochen, und vielleicht hatten auch einige Kriege ihren Ursprung in dieser fatalen Frage.
    »Jetzt komm. Trau dich!«
    Ich schaute ihn mir näher an. In seinen Augenwinkeln waren leichte Fältchen zu erkennen. Doch seine dunklen Haare schienen nicht gefärbt zu sein und zeigten kaum ein graues Haar. Allerdings durfte man danach auch nicht unbedingt gehen. Manche Menschen ergrauten schon sehr früh. Wie zum Beispiel meine Mitarbeiterin Daniela. Sie musste ihre ursprünglich schwarzen Haare schon seit Jahren färben, damit sie nicht aussah wie ihre eigene Mutter. Glücklicherweise hatte ich diese Probleme mit meinen naturblonden Haaren nicht.
    »Neununddreißig«, rutschte es mir plötzlich heraus, und ich hoffte, dass ich ihn nicht zu alt gemacht hatte. Andererseits fand ich es lächerlich, wenn man jemanden nur aus Höflichkeit deutlich jünger schätzte.
    »Fast. Ich bin einundvierzig. Aber danke für die zwei Jahre.«
    »Aber immer gerne.«
    »Und du?«
    »Was und ich?«
    »Verrätst du mir dein Alter freiwillig, oder soll ich dich auch schätzen?«
    »Haha. Schätzen. Du weißt genau, wie alt ich bin.«
    »Und woher soll ich das wissen?« fragte er verwundert.
    Wollte er mich jetzt verarschen, oder hatte er es tatsächlich vergessen?
    »Es stand im Inserat, und im Weinzelt wurde es auch noch einmal laut und deutlich verkündet«, erinnerte ich ihn.
    »Ach ja, stimmt. Schlimm, dass ich es vergessen habe?«
    »Sehr schlimm …«, ich lächelte, »… ist es nur, wenn du mich jetzt deutlich älter schätzt als ich bin.«
    »Quatsch. Du siehst kein Jahr älter aus als zweiundfünfzig.« Er duckte sich leicht, als ob er einem Schlag vorbeugend ausweichen würde, und grinste schief.
    »Total daneben. Aber danke, dass du mich jünger gemacht hast. Ich bin fünfundsiebzig, und dank meines Schönheitschirurgen schätzen mich die meisten Leute auf neunundsechzig.«
    Er lachte wieder. Ein Mann mit Humor. Wunderbar. Bis jetzt hatte ich noch keinen Fehler an ihm gefunden. Es war fast schon ein wenig unheimlich.
    »Jetzt sag, wie alt bist du, Hanna? Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    »Na gut. Ich bin noch zweiunddreißig. Aber Willy fand, dass dreiunddreißig viel besser aussehen würde. Deswegen haben wir dreiunddreißig ins Inserat geschrieben.«
    »Eine Frau, die sich freiwillig älter macht. Sehr interessant.« Er schmunzelte.
    Während wir aßen, fragte Alex mich weiter aus. Aber nicht etwa über meine ohnehin kaum vorhandenen Hobbys oder über die Hochlandrinder auf der Weide, geschweige denn über den Anbau von Kartoffeln oder die Anzahl der Hektar, die zum Hof gehörten.
    »Und jetzt hast du dich selbst eine Weile lang beurlaubt von deinem Büro?«
    »Nicht ganz. Ich arbeite von hier aus und fahre regelmäßig nach München.« Bevor er mich weiter ausquetschen konnte, packte ich den Stier bei den Hörnern: »Warum hast du dich auf das Inserat gemeldet? Willst du wirklich heiraten?«
    Er legte den Kopf ein wenig zur Seite und schaute mich mit einem intensiven Blick an.
    »Ich war neugierig … Und ja, irgendwann möchte ich auch mal heiraten.« Irgendwann? Irgendwann hörte sich nach … irgendwann an. Und irgendwann lag nicht unbedingt innerhalb der nächsten drei Monate. Halt. Inzwischen waren es gerade mal knapp zwei Monate.
    Was sollte ich denn jetzt tun? Ihn nochmal daran erinnern, dass meine Hochzeit deutlich früher als »irgendwann« stattfinden musste? Auf keinen Fall. Aufdrängen würde ich mich ganz bestimmt nicht. Wir kannten uns ja schließlich insgesamt erst viereinhalb Stunden. Für einen Heiratsantrag war das eindeutig zu

Weitere Kostenlose Bücher