Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
wenig.
»Meine Hochzeitsglocken müssen spätestens Anfang Juli läuten, wenn ich den Hof behalten möchte.« Mist. Warum gehorchte mein loses Mundwerk nie den Anweisungen meines Hirns?
»Ja, das verstehe ich«, sagte er ruhig.
Das war nicht die Antwort, auf die ich gehofft hatte. Aber worauf hatte ich denn gehofft? Dass er vor mir auf die Knie fiel und um meine Hand anhielt?
Sein Handy klingelte. Er schaute auf das Display.
»Entschuldige Hanna. Das Gespräch muss ich annehmen … Ja, schön, dass du dich meldest …« Er stand auf und ging hinaus.
Neugierig schaute ich hinterher. Mit wem er wohl telefonierte? Ich erkannte schlagartig, dass ich überhaupt nichts von dem Mann wusste, den ich in Gedanken schon neben mir am Traualtar gesehen hatte. Da wurde mir klar, wie verrückt meine Situation eigentlich war. Innerhalb weniger Wochen einen Bräutigam finden zu müssen! Das war ein klein wenig so, als ob man ein traumhaftes Kleid für einen ganz besonderen Ball kaufte, das es leider nur noch eine Größe zu eng gab. Doch man wollte das Kleid unbedingt haben! Und dann hatte man nur wenige Wochen Zeit abzunehmen, um in das Kleid zu passen. Ein Gefühl der Panik breitete sich schon bei dem Gedanken daran in mir aus. So ähnlich fühlte ich mich seit der Testamentsverlesung ständig!
Alex blieb eine Weile weg. Sein Gespräch dauerte wohl etwas länger. Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum. Als er endlich zurückkam, hatte sich die Stimmung verändert. Er bemühte sich, freundlich zu sein, wirkte aber seltsam unterkühlt. Ich war auch nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn des Abends. Als er vorschlug zurückzufahren, stimmte ich erleichtert zu. Auf dem Hof verabschiedete er sich von mir, setzte seinen Helm auf, stieg auf sein Motorrad und fuhr in Richtung Brunnenwirt davon. Ich sah ihm nachdenklich hinterher. Wir hatten kein weiteres Treffen vereinbart.
Kapitel 17
Mit mehr als 180 Stundenkilometern preschte ich über die Autobahn in Richtung München. Fanny saß auf dem Rücksitz, was nicht so ganz ordnungsgemäß war. Ich musste unbedingt bald eine Transportbox für sie kaufen.
Schon früh am Morgen hatte Daniela aufgeregt angerufen. Das Finanzamt würde sich zwar auf eine Ratenzahlung einlassen, wollte aber trotzdem vorab schon einen weitaus größeren Betrag, als BeauCadeau ihn derzeit auf dem Bankkonto hatte. Und zwar innerhalb von einer Woche. Glücklicherweise gab mein wunderbarer Steuerberater mir noch einen weiteren Aufschub mit der Bezahlung seiner Rechnungen. »Zum Dank werde ich ihm einen Gutschein für einen Gratis-Geschenkevorschlag schicken«, versprach ich laut mit einem Blick in den Rückspiegel zu Fanny.
Doch nicht nur mit den Steuern gab es Probleme. Frank Cornelius hatte eine ärgerliche Mail geschickt, weil ich auf meinem Handy nicht erreichbar gewesen war. Als ich ihn zurückrufen wollte, war sein Telefon ausgeschaltet. Natürlich. Es war ja noch weit vor Morgengrauen in Südamerika. Und Frank Cornelius lag wahrscheinlich im Bett neben seiner Traumfrau und schlief. Oder vielleicht schlief er auch nicht neben ihr, sondern schlief mit ihr. Oder so.
Auf jeden Fall musste ich in der nächsten Zeit mein Handy stets bereit haben, falls er sich wieder melden würde. Oder jemand anderes. Ich hatte ja noch weitere Kunden. Nicht immer konnte Daniela die Anrufe auf dem zweiten Handy entgegennehmen.
Jetzt wartete sie schon ungeduldig im Büro auf mich.
»Endlich bist du da, Hanna!«, begrüßte sie mich und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein. Fanny bekam eine Schüssel mit Wasser und ein paar Leckerlis, die ich dabeihatte. Dann zog sie sich in eine Ecke zurück und schlief.
»Und das Finanzamt lässt gar nicht mehr mit sich reden?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
Daniela schüttelte den Kopf.
»Nein. Keine Chance. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Wir haben drei neue Kunden. Bei zweien ist das Budget insgesamt 45 000 Euro.«
»Wunderbar. Hast du schon Ideen für Geschenke?«
Daniela nickte grinsend, und ich wusste, um die beiden Aufträge würde ich mich nicht persönlich kümmern müssen. Ich war so froh, Daniela zu haben! Gerade jetzt.
»Der Dritte will sich nur mit dir persönlich treffen. Du wurdest ihm von einem anderen Kunden empfohlen, er sagt aber nicht von wem. Keine Ahnung, wie hoch das Budget ist.«
»Na gut. Gibt es schon einen Termin?«
»Zwei Vorschläge: Morgen Abend. Oder am kommenden Freitag um die Mittagszeit.«
Ich überlegte. Wenn ich am
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