Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
eigentlich keine Freundin?«, wollte ich plötzlich wissen.
»Wie kommst du darauf, dass ich keine habe?«, fragte Max zurück.
Ich war für einen Moment irritiert. Das hätte ich doch mitbekommen, oder?
»Äh … ich meinte nur …«, begann ich.
»Also gut. Momentan habe ich keine Freundin. Maria und ich haben uns vor ein paar Monaten getrennt.«
»Maria?«
»Ja. Maria Herbach. Ihr wart zusammen auf dem Gymnasium.«
»Ach, Maria!« Ich erinnerte mich. Wenn auch nicht so gerne. Wir waren in der Schule oft verwechselt worden. Und wer wollte schon so aussehen wie jemand anderes? Ich jedenfalls nicht.
»Wir waren drei Jahre lang zusammen. Aber das hat dich in München ja nicht interessiert.«
»Das stimmt nicht!«, protestierte ich halbherzig.
Aber ich war die letzten Jahre tatsächlich so damit beschäftigt gewesen, mein Geschäft aufzubauen, dass mich die Angelegenheiten meiner niederbayerischen Verwandtschaft kaum beschäftigt hatten.
Vielleicht wäre ein Hinweis in den Postkarten und Weihnachtsgrüßen zu finden gewesen, die Max mir trotz unserer Streitereien pflichtbewusst regelmäßig schickte. Leider hatte ich sie immer nur überflogen, wie man eben Ansichtskarten der Verwandtschaft überfliegt. Außerdem hatte er eine solche Sauklaue, dass ich seine Schrift nur schwer entziffern konnte. Vielleicht hatte Maria auf einigen der Karten sogar mit unterschrieben, und ich hatte es gar nicht bemerkt?
Bei meinen wenigen Besuchen in Halling war mir Maria nie über den Weg gelaufen.
»Warum habt ihr euch getrennt?«
»Maria wollte ihr Leben nicht auf dem Hof verbringen. Sie hatte andere Pläne.« Er sagte es in einem so unbeteiligten Ton, als ob er mir von seinem Frühstück heute Morgen erzählen würde.
Hmm. Maria. Sie war eine sehr gute und ehrgeizige Schülerin gewesen. In diesem Punkt hatten wir uns deutlich voneinander unterschieden. Rückblickend hätte ich nichts dagegen gehabt, ihr in Sachen Ehrgeiz ähnlicher zu sein.
»Das tut mir leid.«
»Braucht es nicht.«
»Na gut. Dann tut es mir nicht leid.« Was der Wahrheit entsprach. Max verdiente eine andere Frau als diese eingebildete Maria.
Er lachte.
»Und was tut sich bei dir?«, fragte er.
»Ach, mal sehen«, ich zuckte unverbindlich mit den Schultern.
»Warum gibst du nicht auf, Hanna?«
Er schaute mir tief in die Augen.
»Vielleicht tu ich das sogar«, rutschte es mir heraus.
Das brachte ihn so aus dem Konzept, dass er stehenblieb.
»Du gibst auf?«
»Ich habe gesagt, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Und jetzt tanz gefälligst weiter, oder wir gehen zurück zum Tisch.«
Irritiert setzte er sich wieder in Bewegung.
»Und warum bist du jetzt nicht mehr sicher?«
Ich zögerte. Sollte ich ihm sagen, was mich bewegte? Schließlich war er ja eigentlich mein Gegner in dieser ganzen Erbschaftsangelegenheit. Aber die romantische Hochzeit heute, die Musik und auch der Sekt machten mich rührselig und lösten meine Zunge.
»Vielleicht möchte ich doch aus Liebe einen Mann heiraten und nicht wegen des Geldes … Auch wenn es sich schon um eine stattliche Summe handelt«, setzte ich noch hinzu.
Bevor er darauf antworten konnte, beschloss die Band, endlich einen musikalischen Abstecher in die Gegenwart zu machen. Hubert von Goiserns Brenna tuats guat erklang, und dank der etwas deutlicheren Aussprache des Sängers konnte ich endlich auch mal den ganzen Text des Liedes verstehen. Max und ich hatten Mühe, in den schnellen Rhythmus zu finden. Genauso wie einige andere Tanzpaare. Aber es machte jede Menge Spaß, und bald wirbelten wir lachend über das Parkett, auch wenn die Schritte nicht immer so ganz zusammenpassten.
Als das Lied endete, waren wir beide atemlos. Wir grinsten uns an, und ich fiel ihm in einem plötzlichen Impuls um den Hals. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß mit Max gehabt wie heute. Nach einem kurzen Zögern schlang er seine Arme um mich und drückte mich fest an seinen starken, vom Tanzen erhitzten Körper. Erstaunt stellte ich fest, dass ich mich geborgen fühlte wie schon lange nicht mehr. Doch der Augenblick war schnell vorüber, als plötzlich einige Leute aufgeregt riefen: »Die Braut wurde gestohlen!«
»Ich muss mal kurz raus«, sagte Max und vermied es, mich anzusehen. Er löste sich von mir und ließ mich auf der Tanzfläche stehen.
Innerhalb weniger Minuten waren vor allem die jüngeren Hochzeitsgäste verschwunden. Während der Bräutigam mit einigen seiner Kumpels an einem Tisch saß und
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