Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
ich jetzt innerhalb dieser kurzen Zeit einen Mann finden, der sich nicht auf mein Inserat gemeldet hatte? Und der mich trotzdem heiraten wollte? Oder würde ich ohnehin gar nicht so schnell heiraten und mein Erbe verlieren?
»Du wirst dein Erbe bekommen, Hanna«, sagte sie mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte, und schob ihre Karten zusammen.
In dem kleineren Saal, in den die Braut »verschleppt« worden war, ging es hoch her. Als ich den Raum betrat, kniete der Bräutigam in Schürze und Kopftuch mit einem Besen in der Hand auf einem Holzscheit vor seiner Natascha.
»… und ich verspreche dir auch, dass ich niemals meine Socken im Bett anlassen werde!«, schwor der frisch gebackene Bräutigam unter dem Gelächter der Hochzeitsgäste. »Niemals!«
»Aber ich darf meine Strümpfe anlassen?«, fragte Natascha mit schelmischem Blick.
»Ja. Aber nur die, an die ich jetzt denke. Du weißt schon …« Seine Wangen wurden rot.
Obwohl mir der rätselhafte Blick in meine Zukunft die Stimmung verdorben hatte, musste ich beim Anblick des knienden Benjamin und seiner grinsenden Frau wieder lachen. Und schon bald saß ich neben meinem Cousin am Tisch und stieß mit Wein auf das Brautpaar an.
Uff, war mir heiß. Und auch etwas schwindelig vom Wein. Nach dem Brautstehlen musste ich unbedingt frische Luft schnappen. Ein kleiner Spaziergang um das Wirtshaus herum würde mir gut tun. Da mich die Schuhe inzwischen schon mächtig marterten, zog ich sie aus. Die teuren Strümpfe würde ich danach wegwerfen müssen, aber das war mir gerade egal. Es tat einfach zu gut, dem engen Fußgefängnis für eine Weile entkommen zu sein.
»Hanna!«
Ich drehte mich verdutzt um. »Alex?«
Er war es tatsächlich! Mit einer kleinen Reisetasche kam er mir vom Parkplatz hinter dem Haus entgegen. Anscheinend war er heute mit dem Auto unterwegs, denn er hatte weder Helm noch Lederjacke dabei. Rasch versuchte ich, wieder in die Schuhe zu schlüpfen, was in dem eng geschnittenen Kleid gar nicht so einfach war.
»Was machst du denn hier?« Er schaute mich von oben bis unten neugierig an.
Mein Herz pochte plötzlich wild, und ich wäre ihm vor Freude am liebsten um den Hals gefallen. Und das tat ich dann auch. Weil ich das Gleichgewicht verlor.
»Hoppalla!«, rief ich und genoss es, ihm für einen Augenblick so nah zu sein.
»Warte …« Er hielt mich am Arm fest, während ich einen neuen Versuch startete, in den Schuh zu schlüpfen.
Alex war gekommen! Dass die Zacherin mir prophezeit hatte, er würde nicht mein zukünftiger Bräutigam sein, wollte ich nicht hinnehmen. Wer glaubte denn auch schon an diese Kartenlegerei? Ich jedenfalls nicht!
»Hast du eine Verabredung?«, fragte er betont lässig.
»Ich feiere eine Hochzeit.«
»Deine?«
»Natürlich nicht! Eine Verwandte heiratet heute. Ganz entfernt. Natascha und Benjamin.« Ich kicherte.
Meine Güte, dass mich der Alkohol auch immer so albern machen musste!
»Schade. Dann kann ich dich ja heute Abend nicht zum Essen einladen«, stellte er mit Bedauern fest.
»Sehr schade.«
»Nichts soll heute schade sein! Ist das ein Freund von dir, Hanna?«, fragte plötzlich die Zacherin neben uns und steckte sich eine Zigarette an. Wo war die denn so plötzlich hergekommen? »Dann ist er natürlich auch bei uns als Gast herzlich willkommen.«
»Aber das kann ich doch nicht annehmen. Ich …«, sagte Alex höflich.
»Warum nicht?«, unterbrach ich ihn. »Ich finde, das ist eine gute Idee!«, rief ich und warf der frisch gebackenen Schwiegermutter einen grinsenden Blick zu. Sie konnte ja nicht wissen, dass Alex der Mann war, in den ich verliebt war. Und den ich – ja, ich gebe es zu – gerne heiraten wollte.
»Ich habe doch gar kein Geschenk«, warf Alex noch ein. Doch ich nahm ihn am Arm und zog ihn in Richtung Gasthaus. Irgendwie wollte ich ihn von der Zacherin weghaben. Sie beäugte ihn schon so neugierig. Womöglich käme sie noch auf den Gedanken, ihm auch die Karten zu legen, und dann hätten wir den Salat.
»Die beiden freuen sich über ein bisserl Bargeld für ihre Hochzeitsreise. Und das wirst du sicher dabei haben.«
»Na gut. Dann bringe ich nur noch das Gepäck auf mein Zimmer.«
Schon ein paar Minuten später war er wieder zurück. Und hatte sich sogar umgezogen. Statt seines T-Shirts trug er zur dunklen Jeans jetzt ein hellgraues Hemd. Da auch die meisten anderen Männer inzwischen ihre Anzugjacken ausgezogen hatten, würde er damit nicht weiter auffallen.
Während sich
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