Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)

Titel: Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
Vom Netzwerk:
denn ich konnte überhaupt nicht verstehen, was mit ihm los war. Es waren so wundervolle Stunden gewesen. Es konnte doch nicht sein, dass ich ihm völlig egal war? Vielleicht war ihm aber auch etwas passiert? Doch in den Zeitungen konnte ich nirgendwo etwas über einen Unfall lesen, der sich zwischen Passau und München ereignet hatte. Es blieb mir nur, auf ein Lebenszeichen von ihm zu warten. Sonst konnte ich nichts tun. Denn das Dumme war, dass ich weder seinen Familiennamen kannte, noch eine Ahnung hatte, wo er wohnte.
    »Wie dämlich bin ich denn eigentlich?«, fragte ich Fanny an diesem Tag mindestens zum vierundzwanzigsten Mal.
    Und tatsächlich konnte ich mich selbst nicht verstehen. Mit einem Mann zu schlafen, von dem ich nur den Vornamen kannte, war mehr als blauäugig gewesen. Ich konnte es nur damit entschuldigen, dass ich mich tatsächlich Hals über Kopf in ihn verliebt und ihm vertraut hatte. Und genau deswegen tat es auch so weh, dass er sich nicht meldete.
    Um mich irgendwie abzulenken, arbeitete ich von früh bis tief in die Nacht auf dem Hof. Obwohl wir kaum ein Wort wechselten, kam Max und kümmerte sich um meine Bürosachen. Als ich ihm danken wollte, brummte er nur grantig und scheuchte mich aus dem Zimmer.
    Wenn ich nicht auf dem Hof arbeitete, besprachen Daniela und ich via Skype die neuesten Aufträge und recherchierten ausgefallene Geschenke. Für Simons Frauen stellten wir eine lange Liste mit Vorschlägen zusammen. Doch ich war noch nicht zufrieden. Ich wollte etwas ganz Besonderes finden.
    Frank Cornelius und seine Bettina waren noch immer auf ihrer Dschungelbootstour unterwegs. Er hatte sich noch nicht wieder gemeldet.
    Inzwischen war es Ende Mai, und ich hatte nur noch gut vier Wochen bis zum Ablauf der Frist. Immer wieder stand ich kurz davor, alles hinzuschmeißen und nach München zurückzugehen. Einmal hatte ich sogar schon meine ganzen Sachen gepackt. Doch immer hielt mich etwas zurück. Die Hoffnung. Die Hoffnung, dass am Ende doch alles gut werden würde.

Kapitel 28
    Halling war viel zu klein für eine eigene Postfiliale. Aber es gab einen kleinen Postschalter im Supermarkt, um den sich die Verkäuferinnen kümmerten.
    An einem Freitag vor den Pfingstfeiertagen hatte die junge Martina alle Hände voll zu tun. Eine Kollegin war dauerkrank, und die andere machte Urlaub auf Rügen. Und die neue Aushilfskraft stand auch mehr im Weg als Martina wirklich Arbeit abzunehmen. Immer wieder schaute die junge Verkäuferin verstohlen auf ihre Uhr. Es war fast Mittag. Bald würde Ferdinand kommen.
    Ferdinand war der Postbote in Halling. Martina war schon lange in ihn verliebt. Trotzdem tat sie immer so, als ob er sie gar nicht interessieren würde. Sie hatte Angst, dass er sich sonst womöglich über sie lustig machen könnte. Dann würde ihr Traum zerplatzen wie eine Seifenblase. Und das wollte sie vermeiden.
    Als er endlich das Geschäft betrat, überzog eine zarte Röte ihre Wangen. Gott sei Dank war genau jetzt ein wenig Ruhe in den Laden eingekehrt.
    »Dieses Päckchen kann ich nicht zustellen. Die Leute wohnen da nicht mehr«, sagte Ferdinand und hielt ihr ein kleines Paket unter die Nase. »Und die Nachbarn sind im Urlaub. Sagt dir der Name was?«
    Martina schaute auf die Adresse und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Gar nichts. Lass es doch zurückgehen«, schlug sie vor.
    »Ha, ha. Guter Witz. Siehst du hier irgendwo einen Absender?« Ferdinand klang genervt, und Martina ärgerte sich über ihre Unachtsamkeit.
    »Tut mir leid, das habe ich nicht bemerkt«, stotterte sie hilflos und wurde noch röter im Gesicht.
    »Was mach ich denn jetzt damit?« Ferdinand kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    »Lass es doch hier. Wenn meine Kollegin aus dem Urlaub zurück ist, frag ich sie. Die ist schon so alt, dass sie bestimmt weiß, wer da früher gewohnt hat.«
    Der Vorschlag war gut gemeint, auch wenn sich die Kollegin über die wenig schmeichelhafte Andeutung ihres Alters – sie war gerade mal fünfzig geworden – sicherlich nicht unbedingt gefreut hätte.
    Da Ferdinand keine Lust hatte, überall rumzufragen, überließ er Martina das Päckchen gerne.
    »Dafür hast du was gut«, sagte er und winkte ihr zum Abschied zu. Er hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Er würde schnell ein paar Sachen zusammenpacken und dann nach München fahren. Zu seinem Freund. Von dem in Halling niemand wusste.
    Martina sah ihm mit glänzenden Augen nach. Dann legte sie das Päckchen seufzend beiseite.

Kapitel

Weitere Kostenlose Bücher