Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
jetzt sah ich ein paar Fältchen um ihre Augen. Sie hielt sich einen Augenblick lang die Hand vor den Bauch, wie um wieder zu Atem zu kommen.
»I ch muss mich hinlegen«, sagte Elora und streckte den Arm aus. »D uncan, bitte begleite mich in meine Gemächer.«
»J a, Majestät.« Duncan eilte zu ihr, um ihr zu helfen, warf mir aber im Vorbeigehen noch einen reumütigen Blick zu.
Ich schüttelte nur den Kopf. Was hätte er denn machen sollen? Die Vittra hatten versucht, mich, Finn, Tove, meinen Bruder und so ziemlich alle Leute zu töten, an denen mir etwas lag. Loki war einer von ihnen. Ich hätte die Vittra eigentlich auf keinen Fall verteidigen dürfen, aber Loki war anders.
Es war zwar wirklich sehr verdächtig, dass er einfach so hier aufgetaucht war, aber das rechtfertigte auf keinen Fall Foltermethoden. Ich war nicht dafür, ihn hier frei herumlaufen zu lassen, aber ich wollte ihn auch auf keinen Fall vorschnell verurteilen. Bevor ich ihn einsperrte und den Schlüssel wegwarf, wollte ich erst hören, was er zu sagen hatte.
Nachdem Elora gegangen war, holte ich tief Luft. Ich wusste, dass ich mal wieder ganz oben auf ihrer schwarzen Liste stand, und das würde alles sicherlich nur noch schwieriger machen.
»D as war gut«, sagte Tove. Ich hatte beinahe vergessen, dass er auch noch da war. Ich drehte mich um und sah, dass er mich merkwürdig stolz angrinste.
»W as redest du denn da?«, fragte ich. »I ch habe alles nur noch schlimmer gemacht. Elora ist sauer auf mich, und das wird sie an Loki auslassen. Und ich weiß nicht, wieso er hier ist und warum er allein gekommen ist. Ich versuche, ihn zu retten, ohne seine Motive zu kennen.«
»J a, das lief wirklich mies«, nickte Tove. »A ber ich habe von der Tür und dem Kronleuchter geredet.«
»W as?«, fragte ich.
»A ls Elora Loki gefoltert hat, hast du die Tür ins Schloss geworfen und den Kronleuchter bewegt.« Tove zeigte auf beide Gegenstände, als würde mir das weiterhelfen.
»D as war doch der Wind.«
»N ein, das warst du«, versicherte Tove mir. »D u hast sie bewegt, zwar unfreiwillig, aber immerhin. Das ist ein echter Fortschritt.«
»A lso muss ich Elora nur dazu bringen, jemanden zu foltern, wenn ich mal mit meinen Kräften eine Tür zuknallen will«, grunzte ich. »D as hört sich ja sehr einfach an.«
Tove grinste. »S o, wie ich deine Mutter kenne, wäre es wirklich sehr einfach.«
Wir versuchten, unser Training fortzusetzen, aber ich war abgelenkt und schaffte es nicht, noch einmal einen Gegenstand zu bewegen.
Nachdem Tove nach Hause gegangen war, machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Doch zuerst wollte ich nach Matt sehen, denn die Sirene hatte ihn bestimmt zu Tode erschreckt und Rhys war in der Schule. Ich klopfte an, aber er antwortete nicht. Vorsichtig öffnete ich die Tür – er war nicht da.
Da gerade ein Vittra hier eingebrochen war, beunruhigte es mich sehr, dass ich nicht wusste, wo Matt war. Ich hätte am liebsten sofort das ganze Palastgelände abgesucht, aber als ich zu meinem Zimmer ging, um mir einen Pullover zu holen, fand ich eine Nachricht von Matt an der Tür.
Bin bei Willa. Bis später – Matt.
Na toll. Ich riss den Zettel ab und ging in mein Zimmer. Ich hätte gerne mit ihm gesprochen, besonders weil sich alles gerade so chaotisch anfühlte. Aber er hing mit Willa herum, was überhaupt keinen Sinn ergab. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum die beiden so viel Zeit miteinander verbrachten. Von Rechts wegen hätten sie sich verabscheuen müssen.
Ich ließ mich aufs Bett fallen und schlief ziemlich schnell ein. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich so müde war, aber offenbar raubten mir meine Fähigkeiten eine Menge Kraft.
14
Stockholm-Syndrom
S eit dem großen Vittra-Angriff während meiner Taufzeremonie hatte es so viele Verteidigungssitzungen gegeben, dass ich inzwischen an sie gewöhnt war.
Wir trafen uns in der Einsatzzentrale im Südflügel, deren Wände mit Landkarten behängt waren. Rote und grüne Punkte zeigten an, wo andere Troll-Stämme lebten.
Ein riesiger Mahagonitisch stand an einem Ende des Zimmers vor einer großen Tafel. Elora und Aurora, Toves Mutter, standen hinter dem Tisch. Aus unerfindlichen Gründen leiteten sie diese Sitzungen immer gemeinsam. Aurora traute Eloras Regierungsstil nicht, aber das erklärte noch lange nicht, warum Elora tolerierte, dass Aurora bei diesen Sitzungen einen Teil der Kontrolle übernahm.
Im restlichen Raum standen Stühle herum, die
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