Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
as ist ein Jammer«, sagte Loki. »D enn ich könnte Eure Welt aus den Angeln heben, Hoheit.«
Elora lachte, aber das Echo, das von den Wänden widerhallte, klang mehr wie ein Gackern. Ich hätte Loki am liebsten angeschrien, er solle den Mund halten und sie nicht provozieren, und ich wünschte mir plötzlich, ich könnte wie Elora per Gedankenübertragung kommunizieren.
Ich musste unbedingt dafür sorgen, dass Elora Loki nicht umbrachte. Er hatte mir in Ondarike geholfen und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Wir hatten nur kurz miteinander gesprochen, aber trotzdem hatte er sich für mich in Gefahr begeben.
Kurz bevor wir den Vittra-Palast verlassen hatten, war ich versucht gewesen, ihn zu fragen, ob er sich uns anschließen wolle. Ich hatte es nicht getan und wusste noch nicht, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Loki war mir auf unerklärliche Weise vertraut und zwischen uns gab es eine Verbindung, die es eigentlich nicht geben durfte.
An Lokis Verhalten bei unserer Flucht war mir besonders im Gedächtnis geblieben, dass er sich einem Befehl widersetzt hatte. Er war dafür verantwortlich gewesen, auf mich aufzupassen, und auf Ungehorsam stand die Todesstrafe.
Aber er hatte sich gegen seine Pflicht und für mich entschieden und sich dabei seinem König widersetzt. So etwas hatte noch nicht einmal Finn für mich getan.
Elora stellte sich dicht vor Loki. Er blieb auf den Knien und schaute zu ihr auf. Warum konnte er sich denn sein dummes Grinsen nicht verkneifen? So machte er Elora nur noch wütender.
»D u bist eine kleine, unbedeutende Kreatur«, sagte Elora und starrte auf ihn herab. »I ch kann und werde dich vernichten, wenn ich es für richtig halte.«
»D as weiß ich«, erwiderte Loki.
Sie heftete ihre dunklen Augen auf ihn und starrte ihn lange an. Irgendwann begriff ich, dass sie etwas mit ihm machte. Mit ihm sprach oder ihn irgendwie kontrollierte. Er krümmte sich diesmal zwar nicht vor Schmerzen, aber sein Grinsen erstarb.
Mit einem tiefen Seufzer wandte Elora schließlich den Blick ab und gab den Wachen ein Zeichen.
»B ringt ihn weg«, sagte sie.
Zwei große Wächter packten Loki an den Armen und zogen ihn hoch. Elora hatte ihn offenbar betäubt und er konnte nicht alleine stehen.
»W o bringen sie ihn hin?«, fragte ich, als die Wachen ihn wegzerrten. Lokis Kopf hing schlaff nach vorn, aber wenigstens war er bei Bewusstsein und noch am Leben.
»E s geht dich überhaupt nichts an, wo sie ihn hinbringen und was mit ihm geschieht«, zischte Elora.
Sie schaute sich um, und die anderen Wachen zerstreuten sich und gingen wieder ihrem Job nach. Duncan blieb stehen und wartete auf mich, und Tove hielt sich dezent im Hintergrund. Er ließ sich von meiner Mutter nie einschüchtern, und dafür bewunderte ich ihn.
»I rgendwann werde ich Königin sein. Ich sollte eigentlich wissen, wie wir mit Gefangenen umgehen«, führte ich das vernünftigste Argument ins Feld, das mir gerade einfiel. Elora wandte den Blick ab und schwieg einen Moment lang. »E lora. Wo bringen sie ihn hin?«
»F ürs Erste in den Dienstbotentrakt«, antwortete Elora.
Sie warf Tove einen Blick zu, und ich hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch ohne ihn ganz anders abgelaufen wäre.
Toves Mutter Aurora hätte meine Mutter am liebsten vom Thron gestürzt, und Elora wollte auf keinen Fall vor Aurora oder Tove irgendeine Schwäche zeigen. Und obwohl mir ihre Methoden ganz und gar nicht gefielen, verstand und respektierte ich ihren Wunsch.
»W arum? Von dort kann er doch problemlos abhauen«, sagte ich.
»N ein, das kann er nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass er entsetzliche Schmerzen bekommt, wenn er versucht zu flüchten«, sagte Elora. »W ir brauchen unbedingt ein richtiges Gefängnis, aber der Kanzler legt ständig sein Veto dagegen ein. Also muss ich ihn bei mir unterbringen.« Seufzend rieb sie sich wieder die Schläfen. »B ei unserer nächsten Sitzung beschließen wir, was mit ihm geschehen wird.«
»W as wird denn mit ihm geschehen?«, fragte ich.
»D u wirst an der Sitzung als Vorbereitung auf deine Pflichten als Königin teilnehmen, aber du wirst ihn nicht verteidigen.« Sie sah mich eindringlich an und sagte in meinem Kopf: Du darfst ihn nicht verteidigen, das wäre Hochverrat. Selbst für das, was du heute getan hast, könntest du im Exil landen, falls Tove seiner Mutter davon erzählt.
Sie wirkte noch erschöpfter als vorhin. Ihre Haut war normalerweise so glatt wie Porzellan, aber
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