Höchstgebot
verschlüsselt. Und wenn Debriek ein Vermögen dafür ausgibt, kann es sich nur um Forschungsergebnisse handeln, die ihm sehr nützlich sind. Eigentlich müsste Molendorp dringend mal einen von euren Geheimdiensten auf Debriek und Limbs ansetzen. Oder sollten wir das über EPICC beantragen?«
»Er könnte sich in jedem Fall beim Kriminalitätsinformationsdienst oder beim Regionalen Informationsdienst des AIVD erkundigen. Unser Inlandsgeheimdienst AIVD selbst wäre wohl eine Nummer zu groß für einen einfachen Commissaris aus Limburg. Also, was ist der nächste Punkt?«
»Dann fünftens: Die Roeder AG gerät durch den Verlust in schwere wirtschaftliche Not. Ingrid kann mit den Millionen, die sie für ihren Verrat erhalten hat, den Laden retten und Carsten aus dem Unternehmen drängen, um dann mit ihrem Know-how neu durchzustarten.«
»Sechstens, siebtens und achtens sind Fragen: Warum verschickt Ingrid Roeder die Primzahlen auf so komplizierte Weise? Beging Carsten Selbstmord, weil Ingrid ihn rauskicken wollte? Und warum haben sie Sybille Wenger nicht einfach entlassen, sondern gleich umgebracht?«
»Wen genau meinst du mit ›sie‹?«, fragte Katja.
»Das ist schon Punkt neun«, antworteteRobert und schaute auf die Uhr. »Es tut mir leid, meisjes , der Zug wartet nicht. Maastricht is calling!«
»Viel Glück mit deinem Feuerball!«, wünschte Katja grinsend. Micky schaute sie beide neugierig an.
»Etwas Geduld, Micky. Katja wird sicher auch noch bei dieser Geschichte landen«, seufzte Robert, legte einen Schein auf den Tisch und verabschiedete sich.
Die beiden Frauen hatten gerade noch einen Kaffee bestellt, als Molendorp anrief und überraschende Resultate von Carstens Obduktion ankündigte. »Der Rechtsmediziner sagt, Roeder müsste sich schon mindestens zehn Mal hintereinander in den Abgrund gestürzt haben, um zu all seinen Verletzungen gekommen zu sein. Und beim letzten Sturz sei er schon mehrere Stunden lang tot gewesen.«
25
Katja schaltete ihr Handy auf Lautsprecher und gemeinsam verfolgten sie und Micky die Neuigkeiten, die Molendorp durchgab. Sie mussten sich nicht sorgen, belauscht zu werden, denn in diesem Café waren die Sitzgruppen durch gepolsterte Zwischenwände voneinander getrennt.
Molendorp wirkte aufgekratzt, obwohl Carstens Obduktionsbericht wenig Anlass zur Fröhlichkeit bot. »Das Unfallopfer wies multiple Frakturen des Schlüsselbeins, des Brustbeins und an acht Rippen auf«, fasste er zusammen. »Dazu eine Leber-Ruptur und auch einen Riss in der Halsschlagader … was bei Opfern eines Verkehrsunfalls wohl ab und zu vorkommt, wenn der Sicherheitsgurt extrem weit nach oben rutscht.«
»Carsten war gar nicht angeschnallt gewesen«, kommentierte Micky laut.
Molendorp ignorierte die Unterbrechung. »Die eigentliche Todesursache war laut Forensik aber ein Bruch des Zungenbeins«, fuhr er fort. »Ebenfalls verursacht durch den abrupt hochgerutschten Sicherheitsgurt. Die Zunge ist dann wohl nach hinten in die Luftröhre geklappt und daran ist er erstickt.«
»Ja, und warum glaubt ihr jetzt, dass er ermordet wurde?«, fragte Katja.
»Er hat auch eine Schädelbasisfraktur«, erklärte Molendorp. »Das war eine Überraschung. Bei Verkehrsopfern, die im Sicherheitsgurt gehangen haben, kommen Hirnverletzungen selten vor. Aber in diesem Fall gibt es eine Erklärung dafür.«
»Weil die Airbags den ersten Schlag abgefangen haben?«, fragte Katja.
»Richtig, die haben sich beim ersten Aufprall aufgeblasen«, antwortete Molendorp. »Anschließend ist das Fahrzeug weiter abgestürzt und schließlich am Boden der Grube aufgekommen. Bei diesem zweiten Aufprall muss er mit dem Kopf auf das Lenkrad geschlagen sein. Das hätte eine schwere Blutung im Gesicht hervorrufen müssen, genauso wie die zerschmetterte Nase, aber davon kann keine Rede sein. Zusammengenommen weist alles darauf hin, dass der Blutkreislauf zu diesem Zeitpunkt bereits zum Stillstand gekommen war, das Herz also aufgehört hatte zu schlagen. Zum Zweiten wird bei einem Schädelbasisbruch immer eine gewisse Menge Blut durch die Nasen- und Rachenhöhle eingeatmet, das bei der Autopsie in den Bronchien und Lungen hätte nachgewiesen werden können, in diesem Fall vermischt mit Staub und Sand aus der Grube. Aber auch das war nicht der Fall. Demnach hatte die Atmung zum Zeitpunkt des Unfalls bereits ausgesetzt. Kurzum, Roeder war definitiv schon tot, als er in den Abgrund stürzte.«
»Wer hat ihn so zugerichtet?«, fragte
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