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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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dass es kaum Menschen gab, die nicht käuflich wären. Es kam nur auf die Summe an. Würde für einen entsprechend hohen Preis nicht fast jeder irgendwann umkippen? Wenn sie nicht wüsste, dass sie genau dieses Leben verabscheute, hätte sie wohl angenommen, dass jeder Mensch käuflich wäre, sogar sie selbst. Trotzdem schwelte in ihrem tiefsten Inneren noch immer die Hoffnung, dass es mehr Leute gab, die wie sie dachten.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe und knabberte die Hautfetzen ab. Ihr Vorhaben, nicht so schlecht von den Menschen zu denken, verhungerte neben dem Futter, das sich ihren gegenteiligen Gedanken durch die Flugzeugentführung bot.
    „Hundert Millionen Dollar. Was will ein Mensch mit so viel Geld?“ Quinn kniff die Augen zusammen, um das Brennen hinter ihren Lidern zu lindern.
    „Peanuts für den Sheikh. Überleg mal: Allein die jährlichen Unterhaltskosten für seine Jacht und seinen Privatjet verschlingen diese Summe bereits.“
    Quinn hätte beinahe aufgelacht. Wenige Wochen vor ihrer Flucht damals hatte der Sheikh ihre Mutter, Fadi und sie mit auf einen Ausflug genommen, der natürlich nicht ihrem Vergnügen diente, sondern allein Rashads Anliegen, ihnen sein neustes Spielzeug vorzuführen. Eine 167-Meter-Jacht, zwanzig Meter länger als die Prince Abdulaziz , die Jacht des saudi-arabischen Königshauses, fünf Meter länger als die Dubai , die Staatsjacht des Emirats und immer noch zwei Meter länger als die bislang größte Motorjacht der Welt, die einem russischen Milliardär gehörte. Sie sah noch Rashads breites Grinsen, das ihm während der Verkündung im Gesicht gestanden hatte. Größer, länger, besser, teurer. Das war das Wichtigste in seinem gesamten Denken. Zu gern hätte sie sein Gesicht gesehen, als vor einigen Monaten die neue Jacht eines Vetters des saudischen Königs vom Stapel lief. 180 Meter, 650 Millionen Dollar schwer. Neben diesem Monstrum musste Rashads Principessa, auf der siebzig Passagiere und eine doppelt so große Crew Platz fanden, wie ein Spielzeug wirken. Jedenfalls in den Augen des Scheichs.
    „Gegen das Vermögen des Sheikhs muten die 100 Millionen Erpressungsgeld fast lächerlich an“, sagte Quinn.
    Kein normaler Mensch besaß das Vorstellungsvermögen, sich diesen gewaltigen Reichtum überhaupt auszumalen, geschweige denn ein Leben in maßlosem Luxus. Quinn hatte sich in ihrer Familie schon immer fehl am Platz gefühlt. Obwohl sie seit fünf Jahren dem diamantenen Käfig entkommen war, nahm sie noch immer jeden Tag ihres Lebens mit Staunen auf. Sie hatte längst nicht alles über das normale Leben gelernt. Hingegen würde ein normaler Mensch binnen Stunden alles lernen, was bei den Megareichen von Ausschlag war. Ein tadelloses Äußeres – das bezog sich nicht nur auf ein faltenfreies Dekolleté und ein perfektes Make-up, sondern natürlich auch auf die Kleidung, den Schmuck, das Fahrzeug, sogar auf das Aussehen der Bodyguards.
    „Möchtest du etwas trinken?“
    Quinn nickte und drückte Vanitas Hand. Sie musste Zahnschmerzen haben, denn ihre Freundin verzog das Gesicht. Die Schwellung an Vans Kiefer hatte sich nebst einer bläulichen Verfärbung deutlich ausgeprägt.
    An ihren Unterleib und das riesige, dunkelblaue Hämatom wollte Quinn eigentlich nicht denken, dennoch zog plötzlich die Frage durch ihre n Kopf, ob die Verletzung vielleicht innerlich Schlimmes angerichtet hatte. Ob sie noch Kinder bekommen könnte?
    „Das Wasser ist brühwarm“, sagte Vanita und reichte ihr eine Flasche vom Nachttisch.
    „Besser als nichts.“ Quinn drehte den Verschluss auf und trank so gierig, dass ihr das Wasser am Kinn hinab und in den Kragen des Hemdes lief, die ihr die alte Frau gegeben hatte.
     

Wie lange stand er nun schon vor dieser Tür? Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Es schien ihm wie eine Ewigkeit und die Sekunden zogen sich hin wie Kaugummi.
    Die Unstimmigkeit zwischen Quinn und ihm und ihre deutliche Zurückweisung ließen ihn nicht zur Ruhe kommen, dabei war es unklug, vor dem Aufbruch nicht noch ein wenig Kraft zu tanken, indem er sich etwas hinlegte.
    Kaum versuchte er das, rotierten seine Gedanken noch unerträglicher. Wenn er Quinn durch sein Verhalten derart verunsichert hatte, dass sie sich von ihm abwandte und ihm keine Chance mehr gab, würde er sich das niemals verzeihen.
    Sie wollte sich nicht mehr von ihm berühren lassen, nicht einmal reden wollte sie mit ihm. Das Schlimme war: Er verstand sie durchaus. Die traumatisierenden Ereignisse der

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