Hoehenfieber
es nicht länger. Sie ging zum Sofa hinüber und kniete sich vor ihn. Behutsam griff sie nach seinen Händen und zog sie an ihre Wangen.
„Bitte sieh mich an.“ Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Reaktion. Er hob nur kurz den Blick, schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf und wich ihr wieder aus.
„Fadi, was immer es ist, was du versch w eigst. Bitte sprich mit mir. Glaubst du, du kannst mich einfach so fortschicken? Ich will wenigstens wissen, was unsere Beziehung zerstört hat.“ Alessa redete sich immer weiter in Rage. „Du hast gesagt, du liebst mich. Ja, du hast mich sogar darauf vorbereitet, dass das Leben in Dubai anders sein würde, aber du hast mir geschworen, dass wir heiraten und glücklich miteinander werden. Als du mir deinen Plan vom Harem erzählt hast, glaubte ich, dir eine Hilfe zu sein, indem ich mich damit einverstanden erklärt habe, deine erste Ehefrau zu spielen und den Schein zu wahren, dass du in die Fußstapfen deines Vaters treten würdest, weil du mir versprochen hast, das Bett mit keiner anderen Frau zu teilen und diese Farce nur so lange gespielt werden müsse, bis du dreiundzwanzig bist. Ich versprach dir, über alles zu schweigen und habe mich daran gehalten. Warum vertraust du mir nicht und erzählst mir alles?“ Sie holte tief Luft. Einen so langen Vortrag hatte sie ihm noch nie gehalten, sondern sich immer zusammengerissen, versucht, ihn nicht mit Fragen zu überfallen, damit er sich nicht bedrängt fühlte. Sie hatte gehofft, dass er sich ihr mit der Zeit von allein mitteilen würde, wenn er spürte, dass sie immer für ihn da war.
Jetzt allerdings war es an der Zeit, die Dinge auf andere Weise beim Schopf zu packen. Sie wollte Fadi nicht verlieren, aber sie wollte endlich wissen, was für ein Spiel er trieb – auch wenn das Ende dann vielleicht schneller käme, als es ihr lieb war.
Wütend umfasste sie seine Schultern und schüttelte ihn. „Komm endlich heraus aus deinem Schneckenhaus und zeig mir, dass du ein Mann bist, der mein Vertrauen und meine Liebe verdient!“
Drei schmerzhafte Atemzüge lang wartete sie ab, während sich die Enttäuschung wie Säure durch ihre Eingeweide fraß. Dann erhob sie sich und wandte sich ab. Traurig griff sie nach ihrer Handtasche auf dem Couchtischchen. „Wie du willst. Du weißt, dass ich dich über alles liebe, Fadi. Aber so kann ich nicht weitermachen. Ich vertrage es nicht, dass du dich mir noch immer nicht öffnest. Ich werde deinen Onkel bitten, mich zum Flughafen bringen zu lassen oder mir ein Taxi zu rufen.“ Sie ging zur Tür und hielt inne. Sollte sie sich noch mal umdrehen und ein letztes Mal das erbarmungswürdige Häufchen Elend betrachten? Würde ihr Herz rebellieren und sie schnurstracks an seine Seite zurückziehen? Beinahe hätte sie auch ohne diesen Blick nicht die Kraft aufgebracht, zum Türknauf zu greifen. War ihre Entscheidung richtig, ihn jetzt sich selbst zu überlassen? Vielleicht brauchte er ihre Nähe, um sich zu fangen und sie würde ihm mit ihrem Gehen den letzten Rest geben.
Alessa straffte die Schultern. Ihre Entscheidung war richtig. Er wollte ihre Hilfe nicht und egal, was sie noch versuchte, es würde nicht helfen.
Sie öffnete und trat in den Flur hinaus, zog leise die Tür hinter sich ins Schloss. Jeder Schritt, mit dem sie sich von der Gästesuite entfernte, schmerzte und fühlte sich an, als ließe sie ein weiteres Stück ihres Herzens zurück.
Als sie um die Ecke bog, die in die Haupthalle führte, legte sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter. Alessa zuckte zusammen und wirbelte herum.
„Alessa, bitte geh nicht.“
Sie sackte an Fadis Brust und ließ sich von seinen Armen umschlingen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Der herbfrische, vertraute Duft seines Aftershaves kribbelte in ihrer Nase, Erleichterung floss ihr durch die Adern.
Bedeutete sein Auftauchen in letzter Sekunde, dass sie es geschafft hatte? Gab er ihrer Liebe eine Chance?
„Komm“, sagte er und griff nach ihrer Hand. „Bitte lass uns zurückgehen.“
Sie trat einen Schritt zurück und suchte seinen Blick. Schmetterlinge stoben durch ihren Unterleib. Sie las die Zuneigung in seinen glänzenden Augen, aber auch Angst und Ver z weiflung. Doch immerhin hatte er sich überwunden – jetzt musste er auch den letzten Schritt gehen. „Wirst du mir alles erzählen?“
Fadi nickte. Zögerlich, sie spürte, welche Selbstüberwindung es ihn kostete.
Alessa schlang die Arme um seinen Hals. „Ich liebe dich,
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