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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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kräftige Stimme herüber, die Quinn neugierig den Kopf in die Richtung wenden ließ.
    „… eine Hure und eine Entehrte sollen sie nicht zum Weibe nehmen, und ein von ihrem Manne verstoßenes Weib sollen sie nicht nehmen; denn heilig ist er seinem Gott.“
    Quinn musterte den Mann auf seinem hölzernen Podest aus drei übereinandergestapelten Paletten. Er wirkte wie eine Art Wanderprediger, ein Möchtegernguru. Eine Kitschfigur wie aus Klischee geschustert. Langes, grauweißes Haar fiel ihm verzottelt über die Schultern, ein grauer Bart bis zum Brustansatz. Der hagere Körper steckte in einer fadenscheinigen braunen Kutte, die nackten Füße in Jesuslatschen.
    Eine kleine Gruppe von Leuten bildete sein Publikum, doch ihren Gesten war anzusehen, was sie von dem Vogel hielten.
    „Und wenn die Tochter eines Priesters sich durch Hurerei entweiht, so entweiht sie ihren Vater: Sie soll mit Feuer verbrannt werden.“
    Vanita schüttelte den Kopf. „Komm, das ist ein Irrer. Mich wundert, dass ihn noch keiner von seinem Podest geschubst hat.“
    Sie rollten weiter. Am Ausgang des Parks kamen sie nah an der behelfsmäßigen Bühne vorbei. Quinn sah eine eckige Bewegung des Gurus in den Augenwinkeln.
    „Du!“, brüllte er, stieß den Zeigefinger nach vorn und deutete auf sie.
    Sie ließ ihn links liegen und rollte weiter, sah allerdings, wie zwei Mädchen, vielleicht sechzehn oder siebzehn, unter der Gewalt seiner Stimme zusammenzuckten und zurückwichen. Besser war das. Solchen Leuten sollte niemand zuhören und sie auch noch in ihrer eingebildeten Wichtigkeit unterstützen.
    Quinn ließ sich nicht beeindrucken. Auch Vanita missachtete den Schreihals.
    „Du!“, brüllte er erneut, dieses Mal noch lauter und sein ausgestreckter Arm wies geradewegs auf sie. „Trittst du rein in den heiligen Stand der Ehe? Oder bist du eine Hure unter den Augen des Herrn?“
    Sie schüttelte sich innerlich und war froh, als sie den Parkplatz erreichten und den kaputten Irren hinter sich ließen.
    „Eine Witwe und eine Verstoßene und eine Entehrte …“
    Wie der Wind seine Stimme herangetragen hatte, so entfernte er sie jetzt. Der Kerl hatte sie in keiner Form geängstigt, aber eines hatte er erreicht: Ihre Laune war hinüber.
    „So ein Spinner“, machte sie ihrem Verdruss Luft, während sie die Inliner gegen ihre Turnschuhe tauschte.
    Vanita nickte. „Vergiss es einfach.“
     
    *
     
    Er war tot!
    Es wurde zu gefährlich, ständig Begebenheiten herbeizuführen, in denen es um Sex oder Jungfräulichkeit ging. Irgendwann würden die Frauen zu recht anfangen, sich zu wundern. Überhaupt konnte er von Glück reden, wenn sie nicht bereits durch das Auftauchen dieser Jacht misstrauisch genug waren, um Fluchtgedanken zu hegen. Er hatte bereits vor Tagen den Eigner überprüfen lassen, weil er nicht an Zufälle glaubte. Wahrscheinlich taten Latifa und Fatma das ebenso wenig.
    Der Anwalt hatte ihm erzählt, dass die Frauen eine Ausbildung absolviert hatten, während der ihnen eingeschärft worden war, beim geringsten Anzeichen von Gefahr zu verschwinden. Er zweifelte nicht eine Sekunde an der Fähigkeit der beiden, sich in Nullkommanichts sprichwörtlich in Luft aufzulösen.
    Ihm blieb keine Wahl. Er konnte nicht länger abwarten, bevor er den Brief übergab. Wenn er Pech hatte, verdufteten sie vor seinen Augen.
    Er folgte Vanita und Quinn zu ihrem Apartment und klingelte, kaum dass sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatten. Quinn öffnete.
    „Latifa?“ Anspannung ließ seinen Magen verkrampfen. Keine Regung im Gesicht der jungen Frau verriet etwas anderes als Verwunderung.
    „Bitte?“
    Sie tat sogar, als hätte er in einer fremden Sprache gesprochen und wüsste nicht, dass es sich um einen weiblichen Vornamen handelte. Eine Erklärung konnte er sich sparen. Das Überraschungsmoment hatte nicht funktioniert. Trotzdem hielt er eisern an seiner Chance fest. Wenn er herausfand, wer von den beiden die Prinzessin war, bestand zu fünfzig Prozent die Wahrscheinlichkeit, dass es ihr Medical Report war, auf dem die Auskunft Hymen: intakt stand. Der Bericht war noch keine zwei Wochen alt und sollte als Beweis für seinen Auftraggeber reichen.
    Wenn er also schon nicht ermitteln konnte, ob sie beide Jungfrauen waren, dann zumindest, welche von ihnen die Prinzessin war. Dazu sollte die Zeit bis zum Flug am Dienstag reichen – er hatte noch eine Ewigkeit zu leben.
    Wortlos streckte er den Arm aus, drehte die geschlossene Faust nach

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