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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Schar der Tanzenden. Vans Augen glänzten und sie ließ sich vom Sog der Musik, den hüpfenden Lichtern und der sprudelnden Begeisterung der Menge einfangen. Quinn brauchte etwas länger, um sich von dem Zauber gefangen nehmen zu lassen. Sie bewegte sich verhaltener und bekam dafür jedenfalls mehr von der Eins-A-Vorstellung der Machoman Dancers mit. Der Discjockey heizte die Stimmung weiter an.
    „Wollt ihr mehr?“
    „Ja“, überschallte die geschlossene Antwort das Dröhnen der Bässe.
    „Die Jungs brauchen eine kurze Pause. Wollt ihr in der Zeit einen Joke?“
    „Ja!“
    Die Spots richteten sich auf den Diskjockey. Er wies nach links. „Jungfrauen dort hinüber, die anderen nach rechts.“ Aus den Lautsprechern brauste ein Trommelwirbel. Lachend und gackernd gingen einige Frauen nach links, andere nach rechts.
    Quinn ließ sich einfach treiben.
    „Und wer von euch ist Lehrerin oder studiert Lehramt? Zu mir, bitte!“
    Zwei Frauen traten vor das Schaltpult des DJs.
    „Kommt die 14-jährige Tochter aus der Schule und sagt: Mami, wir sind heute untersucht worden. Nur eine ist noch Jungfrau.“
    Die Menge grölte , als der DJ Gelächter unter den Trommelwirbel mischte.
    „Sagt die Mutter: Und das bist du, mein Kind.“
    „Hey, hey, hey“, stimmten einige Typen einen Sprechchor an und klatschten im Takt.
    Der DJ hob eine Hand. „Sagt die Tochter: Nein, Mami. Das war unsere Lehrerin.“
    Jetzt war Quinn froh, auf die rechte Seite geraten zu sein, denn die plötzlich aufflammenden Lichter ließen die hochrot angelaufenen Gesichter der Frauen vor dem Pult erkennen, die sich des Gelächters der versammelten Menge sicher sein durften.
    Quinn lachte ebenfalls und suchte nach ihrer Freundin, sah sie an der Bar stehen und bahnte sich einen Weg dorthin zurück.
     
    *
     
    Er war tot!

Samstag, 24. September, Los Angeles & Dubai
     
     
     
    E rgib dich nicht deiner Faulheit, sondern beweg dich endlich.“ Vanita gab einfach keine Ruhe und drängte zum wiederholten Mal.
    Quinn war noch viel zu müde. Sie hätte lieber ein Vormittagsschläfchen gehalten, aber Vanita würde nicht aufgeben, also schob Quinn die leere Kaffeetasse von sich und folgte der Aufforderung. Im Flur schulterte sie ihre Inliner, die in einer faltbaren Nylontasche steckten. Im Grunde musste sie ihrer Freundin recht geben. Restalkohol schwitzte man am besten aus und die frische Luft würde ihr guttun. Viel zu selten kam sie sonst von ihren Büchern weg.
    Es war um diese Jahreszeit noch herrlich warm, nicht mehr zu heiß. Genau richtig zum Inlinern.
    Sie fuhren mit der Straßenbahn und schlenderten zu Fuß das letzte Stück zum Strand. Kurz vor Beginn des breiten, asphaltierten Wegs, der durch den Santa Monica State Beach Park führte, machten sie ein paar Lockerungsübungen, um die Muskeln aufzuwärmen. Nach einigen Minuten zogen sie die Turnschuhe aus und stiegen in ihre Inliner, lieferten sich auf den ersten hundert Yards wie immer ein Wettrennen, ehe sie es gemächlicher angehen ließen. Vanita kassierte den Sieg und lächelte so hinreißend, dass Quinn das Herz überfloss. Das Leben konnte fast nicht schöner sein.
    Sie nahm einen gleichmäßigen Rhythmus an. Rechtes Bein nach vorn, einatmen, linkes Bein, ausatmen. Es tat gut, die Muskeln im Gleichklang mit der Atmung zu bewegen, und dabei die Freiheit des weiten Meeres vor Augen zu haben.
    Weit wie die Entfernung zu ihrer Heimat.
    Der weiße Sand des breiten Strandes hätte ihr die Vorstellung der dubaianischen Wüste vorgaukeln können, aber das ewige Rauschen des Meeres legte einen energischen Einspruch ein. Es hörte sich ganz anders an als am Strand von Dubai. Natürlich klang das lächerlich.
    Trotzdem war es für sie nicht das Gleiche.
    Ließe sie sich einfach fallen, würde sie zudem spüren, dass es nicht der gleiche Sand war, der ihr durch die Finger glitt. Das alles war gut so und machte ihr bewusst, in Kalifornien zu sein. In einem Land, in dem Frauen Rechte besaßen, sich aussuchen durften, mit wem sie ihr Leben verbringen würden. Hier war die Zeit der Sklavenhaltung vor mehr als anderthalb Jahrhunderten zu Ende gegangen, auch wenn es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als Fortsetzung der Sklaverei noch ein Zwangsarbeitssystem in Alabama gegeben hatte. In der westlichen Welt durften Frauen eine Ausbildung absolvieren, beliebigen Berufen nachgehen, Karriere machen, statt dem Manne zu Diensten zu stehen.
    Immer wieder erschien ihr das wie eine Vergünstigung anstatt wie eine

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