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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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oben und öffnete sie, sodass er ihr den Ohrring auf der Handfläche darbot.
    Sie nahm ihn mit ruhigen Fingern entgegen. Wenn er gedacht hatte, spätestens jetzt würden ihre Glieder zu schlottern beginnen, ein Weinkrampf sie zusammenbrechen lassen, ein entsetzter Aufschrei ihre Kehle verlassen, so sah er sich erneut getäuscht. Sie brauchte nur wenige Sekunden, um ihre Prüfung abzuschließen, dann öffnete sie die Tür und winkte ihn hinein.
    „Ich nehme an, Sie haben einen Brief für uns?“
    Dieses Vorgehen musste irgendwann besprochen worden sein, doch das coole Verhalten, das Vanita und Quinn gezeigt hatten, als die Jacht am Strand vorbeigezogen war, lehrte ihn, seinen Rückschlüssen besser nicht mehr blind zu vertrauen und auf ein Entgleisen von Gesichtszügen oder ähnliche körperliche Reaktionen zu hoffen.
    Obwohl nichts die Vermutung bestätigte, dass die beiden die Jacht überhaupt wahrgenommen hatten, glaubte er nicht daran. Ihr Auftreten hatte nichts anderes vermuten lassen, als dass ihr Blick vielleicht zufällig über das Boot gestrichen war, ohne besondere Aufmerksamkeit zu wecken, aber der Eindruck konnte täuschen. Alles an diesen beiden Frauen täuschte, irgendwie verstärkte sich das Gefühl von Mal zu Mal.
    Vanita als Favoritin zu streichen und zu glauben, dass Quinn die Prinzessin war, nur aufgrund der Annahme, dass sie das Schmuckstück ihrer Mutter erkannte und dieses Vorwissen ihm die Tür geöffnet hatte, wäre Blödsinn – denn natürlich würde dies auch Fatma wissen. Die Schlussfolgerung ließ ihn nicht wie einen brillanten Privatdetektiv wirken, sondern wie eine Karikatur. Genau wie seine jämmerlichen Versuche, die Jungfräulichkeit herauszufinden. Und das alles, um zumindest eine nachweisbare, wenn auch stümperhafte Spur für seinen Bericht zu legen, es wenigstens versucht zu haben.
    Shit! Er hätte es problemlos hinbekommen, dem Scheich eine Liste der abgeblitzten Verehrer seit Tag eins in L. A. zusammenzustellen, er hätte ihm auflisten können, wann und was die Frauen aßen, ihren Verdauungsplan aufstellen, den Dreck unter ihren Fingernägeln einsammeln. Aber wie zur Hölle sollte er herausfinden, ob sie verdammte Jungfrauen waren? Gut, bei einer hatte es funktioniert. Bei der anderen vermutete er es, denn sie trafen sich beide nicht mit Männern, jedenfalls kein einziges Mal in den fünf Wochen, die er sie beschattete und seine Nachforschungen hatten auch aus der Zeit davor nichts anderes ergeben. Aber das stellte keinen zuverlässigen Beweis dar. Er war nicht einmal sicher, ob der Medical Report einen solchen lieferte , und konnte daher nur um zwei Dinge beten: Gott, lass es ausreichend sein und Gott, lass den Bericht zu der Prinzessin gehören.
    Er folgte Quinn in ein kleines Wohnzimmer. Vanita saß auf einem Sessel und stand auf, als er den Raum betrat. Wortlos zeigte Quinn ihr den Ohrring.
    „Wo ist der Brief für uns?“, fragte Vanita.
    Er zog ihn aus der Innentasche seines Trenchcoats und reichte ihn ihr.
    „Danke. Würden Sie bitte einen Moment im Flur warten?“
    Die Sekunden der Wartezeit tropften wie der Rest seines Lebens an ihm vorüber.
     
    *
     
    Sadia hob den Kopf und lauschte. Sie irrte sich nicht. Jemand näherte sich dem Rosengarten. Sie legte ihr Buch auf der Bank neben sich ab. Ihre Hände wurden feucht und sie wischte vorsichtig über die glatte Seide ihres Kleides.
    Mit gesenktem Kopf wartete sie.
    Seit Tagen hoffte sie auf Neuigkeiten ihres Bruders Ziad, doch sie wusste, wie schwierig es für ihn war, seinen Vertrauten Majid im Palazzo zu erreichen. Majid wiederum musste tief in die Trickkiste greifen, um ihr die Informationen zu übermitteln. Jedes Mal, wenn die Hoffnung blühte, eine Nachricht über Latifa würde eintreffen, klopfte ihr Herz so heftig, dass es wehtat.
    Das Geräusch eines Schiffhorns wehte aus der Ferne herüber. Sadia schloss die Augen und träumte sich wie so oft für Sekunden auf eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe. Das war die hübsche Variante, doch sie hätte auch mit der hintersten Ecke im verdreckten Laderaum einer der Frachtkähne vorliebgenommen, um Dubai zu verlassen und Richtung Amerika aufzubrechen. Wie sehr bereute sie es, die Gelegenheit, die sie damals gehabt hatte, ausgeschlagen und ihre Tochter allein in die Fremde geschickt zu haben.
    Allein Latifas kleiner Bruder Prinz Fadi hatte den Ausschlag gegeben; die Hoffnung, den weltoffen und gescheit geglaubten Jungen davor beschützen zu können, in die Fußstapfen

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