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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Selbstverständlichkeit.
    Auch wenn Dubai-Stadt vor der Welt fortschrittlich erscheinen mochte mit seinen Wolkenkratzern, der Business Bay, den berühmten Twin Towers, mit Jebel Ali , dem bedeutendsten Seehafen am Persischen Golf und mit dem rasanten Wachstum des Emirats – das Bild täuschte mit seinem modernen Antlitz darüber hinweg, wie traditionell es weiterhin in vielen zurückgezogen lebenden Familien der Emiratis zuging; vor allem bei den zahllosen Mitgliedern der patriarchischen Führungsfamilien in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie konnten nur dankbar sein, diesem Leben entkommen zu sein.
    Quinn stolperte beinahe über Vanita, die einige Schritte voraus stehen geblieben war.
    „Hey, träumst du?“
    Vanita lachte.
    Eine Brise wehte Quinn das lange, blonde Haar ihrer Freundin ins Gesicht. Es verfing sich an ihren Lippen und kitzelte, doch ehe sie es beiseite streifen konnte, bückte sich Van und hantierte am Verschluss ihrer Inliner.
    „Warum bleibst du einfach stehen?“ Quinn beugte sich ebenfalls hinab.
    „Schau aufs Wasser. Unauffällig“, forderte Vanita leise und beherrscht.
    Quinn blinzelte über den Rand ihrer Brille dem Sonnenlicht entgegen, das sich auf dem Wasser spiegelte.
    Nahe der Küste zog eine wunderschöne weiße Jacht vorbei. Kein seltenes Ereignis in Santa Monica, aber sie wusste sofort, was Vanita meinte. Am Fahnenmast flatterten eine rote Flagge mit einem schmalen, senkrechten weißen Streifen und eine weitere mit einem roten senkrechten Streifen sowie drei waagerechten in grün, weiß und schwarz. Die Nationalflagge von Dubai und die Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate begegneten ihr dann doch nicht so häufig.
    Sie zögerte keine Sekunde und richtete sich wieder auf. Dabei reichte sie Vanita die Hand und lachte.
    „Alles wieder okay? Komm, weiter geht ’s .“ Sich nicht das Geringste anmerken zu lassen und zu tun, als wäre nichts Besonderes, hatten sie monatelang in allen möglichen Situationen geprobt. Anfangs ängstlich und verhalten, doch mittlerweile würde sie die Hand dafür ins Feuer legen, dass nicht die winzigste Regung durch ihre Gesichter zuckte und jeder, der sie beobachtete, nur zwei fröhliche junge Frauen sah, die ihrem Hobby frönten.
    Sie liefen weiter in die Richtung, in die sie unterwegs gewesen waren. Umzukehren hätte irgendwer als ein verräterisches Zeichen werten können. Als sie an einer Strandbar vorbeikamen, steuerten sie gleichzeitig darauf zu und warfen sich lässig in die Plastikstühle, drehten sich dem Wasser und der Sonne zu und taten, als hielten sie die Gesichter den wärmenden Strahlen entgegen. Unter ihrer Sonnenbrille hindurch beobachtete Quinn die Jacht, die bereits einige Yards an ihnen vorübergezogen war. An Deck sah sie keine Personen, aber hinter den glänzenden, schwarz getönten Scheiben konnte jemand stehen und mit einem Fernglas wahrscheinlich jede Unebenheit auf ihrer Haut betrachten. Dennoch gab sie sich gelassen. Nicht das Gesicht verstecken.
    „Deine Nase hat eine neue Form, das Kinn ist runder, die Wangenpartie geändert, die Augenform korrigiert. Sogar ein Gesichtsscanner wird das Gesicht deiner Vergangenheit nicht mit dir in Übereinstimmung bringen. Hab keine Angst.“
    Die Worte des Chirurgen zogen durch ihren Kopf, als stände er gleich neben ihr, dabei war es fast fünf Jahre her, dass Vanita und sie in der Klinik in Frankreich behandelt worden waren. Von dort waren sie nach Italien gereist, hatten ein halbes Jahr eine Sprachschule besucht, in der sie nicht Italienisch, sondern Englisch lernten und danach folgte ein weiteres halbes Jahr Ausbildung in einem Camp in Norwegen. Sie hatte gefroren wie nie in ihrem Leben, aber gleichzeitig auch mehr Blut und Wasser geschwitzt, als sie im Körper zu haben geglaubt hatte.
    Erst danach siedelten sie nach L. A. um.
    Ich habe keine Angst , sagte sie sich und lächelte die Kellnerin an, die ihnen die bestellten Gläser mit frisch gepresstem Orangensaft brachte.
    Quinn schenkte der Jacht genau wie Vanita keine Beachtung mehr. Als sie eine Viertelstunde später gingen, widerstand sie ohne Probleme der Versuchung, sich umzudrehen. Ihr Verhaltens-Coach in Norwegen, ein Mann, dessen Broterwerb darin bestand, Agenten auszubilden, hatte ihnen damals etliche psychologische Muster verdeutlicht, immer und immer wieder, bis sie es schafften, diese instinktiv gesteuerten Verhaltensweisen abzulegen.
    Kurz bevor sie den Parkplatz des Beach-Parks erreichten, trug der Wind eine

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