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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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mehr zurückhalten. Erschrocken zwang sie sich zur Beherrschung und wischte die Feuchtigkeit mit dem Handrücken fort. Fadi durfte auf keinen Fall sehen, dass sie geweint hatte.
    Der Golfwagen stoppte und Gibril, ihr Leibwächter, half ihr beim Aussteigen.
    „Prinz Fadi wartet im Roten Salon“, gab Alessa Auskunft.
    Das Mädchen wich nicht von ihrer Seite, aber Sadia fand sich nicht in der Position, nach dem Warum zu fragen, oder Alessa eine Anweisung zu geben. Nicht, solange die junge Frau nicht dem Harem zugehörte und somit unter ihrer Führung stand.
    Sie nahm die Stufen der doppelläufigen Marmortreppe mit äußerlich mehr Schwung, als ihre wunde Seele jemals geschafft hätte, aufzubringen. Seit dem schrecklichen Tod ihres Zwillingsbruders Said fühlte sie sich wie eine wandelnde Leiche. Niemand außer ihm hatte eine Ahnung, wo Latifa abgeblieben war.
    Die Geheimhaltung war gut und richtig gewesen, denn Rashad hatte vor Zorn geschäumt, als er damals von Latifas Verschwinden erfuhr. Dass Sadia überhaupt noch lebte, schrieb sie allein dem Umstand zu, dass ohne sie jedes Band zwischen Rashad und ihrer Familie zerrissen wäre und er damit die letzte Chance verspielt hätte, etwas über Latifas Verbleib zu erfahren. Auch geschäftlich konnte er sich ein Zerwürfnis nicht leisten, die Anteile an den Firmenimperien waren unauflöslich miteinander verwebt.
    Rashad würde allerdings aus ihrem Munde niemals ein Wort über Latifas Verbleib hören, nicht einmal dann, wenn sie überhaupt wüsste, wo ihre Tochter zu finden war und Rashad sie zu Tode foltern würde.
    Sie lachte innerlich bitter auf.
    Diese Einstellung entsprach leider nur ihrem Wunschdenken. In Wirklichkeit würde sie keinen furchtbaren Qualen standhalten. Von daher hatte ihre Familie zweifellos recht . Schon eine Person, die Bescheid wusste, war zu viel.
    Jetzt allerdings, wo es niemanden mehr gab … sie schluckte mühsam.
    Vielleicht, fragte sie sich zum ersten Mal, wäre es sogar besser, Ziad würde den Auftrag zurückziehen, Latifa zu finden. Auch wenn Latifa von einem Tag auf den anderen finanziell auf sich gestellt wäre, sie würde ihren Weg finden und das war vielleicht das Beste, was ihr passieren konnte.
    Sehnsucht presste die Luft aus ihren Lungen und sie musste einen Moment stehen bleiben. Sie keuchte leise.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ Echte Besorgnis stand im Ausdruck des Mädchens, eine Gefühlsregung, die unter den Frauen im Harem selten war.
    „Danke, es geht schon. Die Hitze …“, erwiderte Sadia und wischte sich Schweißperlen von den Schläfen. Sie eilte weiter.
    Vor dem Roten Salon blieb sie stehen und richtete ihr Haar. Alessa klopfte und Gibril blieb im Flur zurück, als Sadia den Raum betrat.
    Die schräg stehende Sonne sandte ihre Strahlen durch die roten Vorhänge, tauchte Gold- und Silberrahmen an den gegenüberliegenden Wänden in dunkles Rot. Der betörende Duft von Orchideen erschwerte das Atmen.
    Fadi stand lässig an eine mehr als hüfthohe Löwenstatue aus Gold gelehnt und strich abwesend über einen fast tischtennisballgroßen Rubin, den das Tier in der Schnauze hielt. Als Fadi sie sah, drückte er den Edelstein tiefer in das Maul und eine Klappe auf dem Rücken der Statue öffnete sich.
    „Mutter“, sagte er und suchte ihren Blick, „schön, dich zu sehen.“ Er griff nach einer Champagnerflasche aus dem gekühlten Löweninneren und öffnete sie gekonnt.
    Bis Alessa und Sadia bei ihm angelangt waren, hatte er drei Gläser gefüllt.
    Automatisch griff sie nach dem Kelch, den er ihr entgegenhielt. Sie teilte seine Vorliebe für Alkohol nicht und missbilligte zudem die Tatsache, dass sich Vater und Sohn einerseits auf die Seite der Muslime stellten, die den Koran derart auslegten, Vielweiberei nach dem Gesetz der Religion betreiben zu dürfen und andererseits das Alkoholverbot ignorierten. Jedoch ließ sich Rashad, der sich mit Stolz auf seine Ahnentafel berief, die einen Zweig zur Nachkommenschaft der Dynastie der arabischen Könige bildete, von niemandem etwas sagen – am wenigsten von ihr. Aufgrund seiner Vorfahren verlieh er sich eigenständig den inoffiziellen Titel Prinz, obwohl der Verwandtschaftsgrad so weit entfernt lag, dass wahrscheinlich niemals ein Tropfen königliches Blut in den Adern seiner direkten Vorfahren geflossen war, weil die Linien sich vor dem Entstehen der Dynastie der Saud gekreuzt hatten. Wer allerdings würde es wagen, dem Multimilliardär einen Ton des Widerspruchs entgegenzubringen?

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