Hoehenfieber
passiert ist.“
„Meine Brüder stellten nach einem Jahr den Antrag, sie für tot zu erklären, damit das Erbe übernommen und aufgeteilt werden konnte. Dabei stellte sich heraus, dass ich nur ein Adoptivkind bin.“
Quinn nahm seine Hand zwischen die Finger ihrer beiden Hände. „Es war schlimm für dich, dass sie dir das verschwiegen haben, oder?“
„Ja. Jein. Nein, nur kurzzeitig. Im ersten Moment war ich vielleicht wütend, vielleicht war es auch En t täuschung, aber das währte nicht lange. Viel schneller wurde mir bewusst, dass sie mich niemals behandelt hatten, wie es meine beiden Brüder seitdem taten. Ich hatte nie das Gefühl, angenommen worden zu sein. Mom und Dad machten keine Unterschiede zwischen Tyler, Lennis und mir.“
„Wie alt warst du, als sie dich adoptierten?“
„Zwei. Ich erinnere mich nicht an die Zeit davor. Tyler und Lennis kamen ein und zwei Jahre nach der Adoption zur Welt, nachdem unsere Eltern jahrelang vergeblich versucht hatten, Nachwuchs zu zeugen. Sie hatten sich damit abgefunden, ohne leibliche Kinder zu bleiben und vorgehabt, weitere zu adoptieren.“
„Woher weißt du das, wenn du erst nach ihrem … Verschwinden erfahren hast, adoptiert worden zu sein?“
„Meine Brüder und ich erhielten bei der Testamentseröffnung jeder einen persönlichen Brief, den sie bei dem Notar hinterlegt hatten.“
„Das heißt aber jetzt nicht, dass sie damit gerechnet haben, …?“
„Nein. Das Testament und die Briefe lagen schon über zehn Jahre lang in der Kanzlei.“
Quinn fragte nicht nach dem Inhalt des Briefes, und er wusste auch nicht, was er ihr hätte erzählen sollen. Was in den Briefen seiner Brüder stand, hatte er nie erfahren – dafür ahnten sie auch nicht, was in seinem stand. Nicht nur sein Geburtsname ging aus dem Schreiben hervor, Kit Legrand – wie er sich seither nannte –, denn den Namen, den ihm seine Adoptiveltern gegeben hatten, ertrug er nicht mehr. Ständig hätte er ihn an alles erinnert, was ihm keine Ruhe ließ. Und sowieso klang Danyo Beeman auch nicht viel besser, oder? Kit Beeman wäre noch der Hit gewesen.
Neben seinem Geburtsnamen hatte er etwas über seine Herkunft erfahren , und dass er den Namen Kit Legrand überhaupt wieder angenommen hatte, ermöglichte Max, ihn zu finden.
Virge war der Enkel eines Paares, das während des Ersten Weltkriegs von Söldnern in ein geheimes Labor verschleppt worden war. Max’ Vater war der damalige Leiter der Versuchsreihe, jedoch nur ein bezahltes Werkzeug der amerikanischen Regierung. Inoffizielle Kreise hatten die Forschungen beauftragt und finanziert, mit dem Hintergrund, Supersoldaten zu züchten.
Die Probanden – von denen es Hunderte gegeben haben musste – waren unmenschlichen Experimenten ausgesetzt, viele starben. Bis ein verantwortungsbewusster Laborant kurz vor Kriegsende genug Beweismaterial gesammelt hatte und drohte, den Laden auffliegen zu lassen. Um einen Skandal zu verhindern, wurden die Überlebenden in ihre Heimatorte quer über den Erdball verteilt zurückgebracht, denn es handelte sich um Menschen jeglicher ethnische n Herkunft. Seine Großeltern stammten aus San Francisco.
Virge rieb sich über den Nasenrücken bis hinauf zur Stirn. Kopfschmerzen kündigten sich an, wie stets, wenn er an seine Herkunft dachte. „Die Folgen der Manipulation der DNA-Struktur der Probanden übersprangen eine Generation und wirkten sich auch nur auf Nachkömmlinge mit der Blutgruppe AB negativ aus.“
Quinn löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn an. „Wovon sprichst du?“
Fuck! Hatte er seinen Gedanken tatsächlich ausgesprochen? Das durfte doch nicht wahr sein. „Entschuldige.“ Mühsam sammelte er seine Beherrschung. Er durfte jetzt auf keinen Fall die Ruhe vollends verlieren. „Ich habe nur laut gedacht – hat nichts mit unserer Unterhaltung zu tun.“
Sie maß ihn mit schiefem Blick und er sah nur zu deutlich, dass sie ihm nicht glaubte. Langsam zog sie sich auf ihren Sitzplatz zurück und schlang die Decke um ihren Körper bis zum Hals.
Große Klasse! Das hatte er gründlich versaut. Effektiver und schneller hatte er noch nie im Leben eine Karre vor die Wand gesetzt.
„Ich glaube, du lügst mich an“, sagte Quinn und er hörte die Enttäuschung förmlich aus ihren Worten tropfen, „aber ich weiß, es geht mich nichts an. Ich habe nicht erwartet, dass du mir Vertrauliches aus deinem Leben erzählst.“
Und genau das hatte sie eben doch. Sie hatte sich ihm
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