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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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zwischen sie gepasst hätte, könnte er auch negativ werten.
    „Deine Nähe tut gut“, sagte Virge.
    „Ja“, erwiderte sie nur und genoss die pure Erleichterung. Im Moment wollte sie nicht reden, nichts, als ihn nur zu spüren. Ohne Hintergedanken und ohne Reue.
    Nach einer Weile beruhigte sich ihr Herzschlag. Ruhe und Geborgenheit ließen sie erstmals seit Beginn dieser Katastrophe aufatmen.
    „Erzähl mir mehr von dir“, sagte sie. „Wo lebst du?“
    „In L. A.“
    „Und davor?“
    „Mal hier, mal da. Meine Eltern sind viel um die Welt gereist.“
    „Und wo fühlst du dich Zuhause?“
    Er schwieg eine Weile, bis sie glaubte, er würde nicht mehr antworten. „Das wird wohl erst die Zukunft zeigen. Zuhause ist dort, wo ich mir Freunde wünsche.“
    Das konnte sie nur zu gut nachvollziehen. Während ihrer Kinder- und Jugendzeit im Harem hatte sie keine wirklichen Freunde gehabt. Außer Vanita. Kaum dass die Mädchen und Jungen laufen und sprechen lernten, begannen sie schon, die Rivalitäten ihrer Mütter zu übernehmen. Während der Monate ihrer Vorbereitungen auf das Leben in Los Angeles hatten Van und sie einige Vertraute gehabt, von denen sie zwei oder drei gern als Freunde gewonnen hätte, doch es war von vornherein klar gewesen, dass sich ihre Wege irgendwann trennen würden und sie sich aus Gründen der Sicherheit niemals wiedersehen würden. Der Abschied hatte wehgetan und der Verlust vermittelte ihr eine Ahnung, wie es sein musste, Freunde zu haben.
    Menschen, denen sie vertrauen konnte, die sich für sie interessierten, mit ihr lachten und weinten.
    Natürlich tat Vanita all das, doch Quinn wünschte sich, der Kreis ihrer Freunde wäre ein kleines bisschen größer.
    Seit Beginn des Studiums hatten sich einige Bekanntschaften entwickelt. Aber als wirkliche Freunde würde sie keinen ihrer Kommilitonen und Kommilitoninnen bezeichnen. Dass es an ihrer und Vanitas Zurückhaltung lag, war ihr bewusst. Sie hatten sich Ziele gesteckt, die es in erster Linie zu erreichen galt, und sie mussten auch erst lernen, mit ihrem Leben in der völlig fremden Welt zurechtzukommen. Das brauchte Zeit. Nicht nur, um die Ängste, die sich noch immer tief in ihrem Inneren verbargen, zu überwinden und sie für immer zu begraben, sondern auch, um überhaupt Menschenkenntnis zu erlangen. Der Umgang mit normalen Menschen entpuppte sich wesentlich vielschichtiger und vollkommen anders als die Kontakte im Harem. Sie hatten Jahre ihres Daseins in einer Welt verbracht, in der ihnen grundlegende Elemente des echten Lebens verborgen geblieben waren.
    „Ich weiß, wie es sich anfühlt, keine Wurzeln zu haben“, sagte Quinn.
    „Möchtest du mir von dir erzählen?“
    „Wo soll ich anfangen?“
    Sie spürte Virgins Lächeln an der Bewegung seiner Gesichtsmuskeln. „Dort, wo deine Erinnerung einsetzt.“
    Sollte sie ihre Lüge jetzt aufklären? Wahrscheinlich würde sich nie eine bessere Gelegenheit bieten. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Furcht, dass er sie zurückweisen könnte. Immerhin belog sie ihn und seine Kollegen seit drei Tagen. Sie schluckte.
    „Virge … ich …“
    Er spürte ihre Verunsicherung. Seine Finger schoben sich auf ihren Rücken und er drückte sie noch näher an sich. Die Geste gab ihr Mut. Er signalisierte, dass er sie nicht von sich stoßen würde, egal, was sie ihm anvertraute.
    „Ich habe dich angelogen. Euch“, fügte sie hinzu. „Vanita ist nicht die Prinzessin. Sie ist meine Freundin und Beschützerin.“
    „Deshalb habt ihr die Rollen getauscht.“
    „Ja.“
    Er begann, ihr sanft den Rücken zu streicheln.
    „Keine schlechte Idee, sofern euer Äußeres die Täuschung nicht sofort aufdeckt.“
    „Kann es nicht. Nach unserer Flucht aus Dubai haben die besten Chirurgen der Welt ihr Können an uns ausgelassen.“
    „Mit dem größten Erfolg. Aber du musst vorher schon eine Schönheit gewesen sein.“
    „Jetzt wirst du schwülstig.“
    „Oh, entschuldige. Also dann – vom Aschenputtel zur strahlenden Prinzessin? Froschkönigin?“
    Quinn gab ihm einen Knuff in die Seite.
    „Hey, du lachst.“ Er drückte seinen Mund an ihr Haar. „Ich mag dein Lachen.“ Sein Atem streifte ihre Haut und verursachte einen prickelnden Schauder. „Wie bist du aufgewachsen?“
    „Wie im Märchen“, sagte Quinn und versuchte, ihre Konzentration zurückzugewinnen. „Meine Mutter stammt aus einer alten und einflussreichen Familie und genießt sowohl aufgrund ihrer Herkunft als auch deshalb, weil

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