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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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noch nicht informiert habe. Ich hielt es für besser …“
    Sie wollte keine Entschuldigungen und Ausflüchte hören, sie wollte endlich wissen, ob es ihrer Tochter gut ging. Sadia krallte ihre Finger in den Ärmel seines Sakkos. „Wo ist sie?“
    „Lass dir bitte alles von deinen Schwestern erzählen“, sagte Ziad und löste ihre Hand von seinem Arm. „Jetzt, wo du schon da bist.“
    Das klang abweisend. Himmel, sie war Latifas Mutter. Sie hatte alles Recht dieser Welt, zu erfahren, was ihrer Tochter zugestoßen sein mochte. Zum ersten Mal in ihrem Leben widersetzte sich Sadia einem Mann.
    „Du wirst nicht einfach gehen“, sagte sie mit einer Schärfe in der Stimme, die sie selbst in Erstaunen versetzte. „Du berichtest mir auf der Stelle, wo Latifa ist.“
    Ziad zog die Augenbrauen so dicht zusammen, dass sie sich zu einer gerade Linie über seinem Nasenrücken zusammenzogen. Zorn flackerte für einen Moment in seinen Pupillen, doch dann besann er sich. Er schob ihr einen Arm um die Schultern.
    „Es tut mir leid , Schwesterherz.“ So hatte er sie als Kind genannt, wenn sie einen der zah l losen Streiche ihrer Brüder gedeckt hatte. „Latifa sitzt noch immer im Flugzeug. Ein Erpresser droht, Sprengsätze zu zünden, sollten die Passagiere die Kabine verlassen.“
    Hätte er sie nicht gestützt, wäre sie umgefallen. Sie klammerte sich Halt suchend an seine Brust. „Geht es ihr gut?“
    „Ich nehme es an. Wir haben keine Informationen aus dem Flugzeug. Die Dubai Defence Force ist vor Ort und wir stehen mit einer Einsatzzentrale am Flughafen in Verbindung.“
    „Was … Warum …?“ Ihre Gedanken überschlugen sich.
    „Die Abu Dhabi Defence Force ist ebenfalls draußen. Rashad muss also Bescheid wissen.“
    „Was verlangt der Erpresser?“
    „Fünfzig Millionen Dollar.“
    Sadia schnappte nach Luft. „Habt ihr das Lösegeld schon bereitgestellt?“
    „Komm“, sagte Ziad und stützte sie am Ellbogen, „lass uns erst mal hineingehen.“
    Vor der Haustür schlüpfte Sadia aus ihren Sandalen. Der kühle Marmorboden der Halle linderte das Brennen ihrer Fußsohlen. Sämtliche Schmerzen ihres geschundenen Körpers schienen sich gerade jetzt mit Macht in ihr Bewusstsein schieben zu wollen. Sie stöhnte leise. Als sie bemerkte, dass Ziad sie in Richtung Wohnraum lenkte, blieb sie abrupt stehen. Alessa prallte gegen ihren Rücken.
    „Entschuldigung“, murmelte die junge Frau, doch Sadia nahm es kaum wahr.
    Sie straffte die Schultern. „Ich werde mit in den Konferenzraum gehen. Und Alessa wird mich begleiten. Ich bestehe darauf“, sagte sie, so fest es ihre vor Aufregung zitternde Stimme zuließ. „Du wirst mich nur mit Gewalt daran hindern können, Ziad“, setzte sie warnend hinzu.
    Niemals hatte es ein Mitglied ihrer Familie gewagt, die Hand gegen eine Frau oder ein Kind zu erheben. Sie setzte alles auf eine Karte. „Ich bin aus dem Palazzo geflohen und werde auch nicht dorthin zurückkehren. Entweder, du lässt mich an den Verhandlungen, oder was immer dort hinten vor sich geht, teilhaben, oder ich werde auf der Stelle wieder gehen und zum Flughafen fahren.“ Was sie dort erreichen wollte, wusste sie selbst nicht, doch die Hitze und die Erregung, die ihr durchs Blut wallten, verliehen ihrer Stimme eine Unnachgiebigkeit, die schließlich Erfolg zeigte.
    „Also gut“, sagte Ziad und schob sie voran.
    Das ging leichter, als sie gedacht hatte, doch sie wollte jetzt nicht darüber grübeln, was ihren Bruder so nachgiebig machte. Vielleicht sah er wirklich ein, dass sie als Mutter an vorderster Front zu stehen hatte, auch wenn sein männlicher Beschützerinstinkt dagegensprach.
    Im Konferenzraum sahen ihre anderen drei Brüder auf. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, doch die Höflichkeit verbot es ihnen, Fragen zu stellen. Sie schenkten Alessa und ihr nur ein kurzes Nicken und wandten sich wieder den Unterlagen zu, die auf dem riesigen Konferenztisch ausgebreitet lagen. Alessa würde ihr Verhalten wahrscheinlich als unhöflich werten, sofern sie mit den arabischen Sitten noch nicht näher vertraut war. Zum einen galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass Männer eine gebührende Zurückhaltung gegenüber Frauen zeigten. Ein allzu intensiver Blickkontakt galt als anstößig. Zum anderen signalisierte es ein Zeichen von Ehrerbietung, wenn arabische Männer eine Frau nicht mit deutlichem Interesse bedachten oder versuchten, sie in ein Gespräch einzubeziehen.
    Entgegen jeglicher Erziehung

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