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Höhenrausch (German Edition)

Höhenrausch (German Edition)

Titel: Höhenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Ohren fliegt. Gut, du betrügst niemanden. Aber hab mal eine tollwütige Ehefrau auf den Fersen oder einen zerbrochenen Typen, der von Gattin und Kind verlassen wurde und in erster Linie dir dafür die Schuld gibt.
    Würde ich glauben, es nütze etwas, würde ich dir raten, diese Affäre erst gar nicht zu beginnen. Aber dafür ist es zu spät. Und Frauen mit Lichterketten überm Bett und künstlichen Kletterrosen am Badezimmerspiegel glauben ja auch, dass Affären gut ausgehen können.
    Wahrscheinlich träumst du schon von einer lustigen Patchworkfamilie, von einer nicht nachtragenden ersten Ehefrau (sie) und einer bis an ihr Lebensende glücklichen zweiten Ehefrau (du), die natürlich nie mit einer potenziellen dritten Ehefrau betrogen wird. Vergiss es!
     
    Gruß
    Andreas

«ENTWEDER ICH BIN SCHLANK, WEIL ICH EIN PROBLEM HABE, ODER ICH HABE EIN PROBLEM, WEIL ICH NICHT SCHLANK BIN»
    Diesmal bin ich die Andere. Diese geheimnisvolle und Furcht einflößende Andere. Die, von der du automatisch annimmst, sie sei schöner und jünger und dünner als du. Die, von der du glaubst, dass sie das Haus niemals ungeschminkt und nur auf hohen Absätzen verlässt.
    Die Andere, die Gewissenlose, die keine Rücksicht nimmt, und auf dich schon gar nicht, und die ausgerechnet deinem Mann das Gefühl gibt, er sei etwas Besonderes. Und im schlimmsten Fall glaubt er ihr das sogar.
     
    Aber um ehrlich zu sein, hatte ich es mir deutlich erhebender vorgestellt, die Andere zu sein und somit endlich auch mal eine Bedrohung. Es ist ja leider so, dass man sich selbst zu gut kennt, um länger als ein paar Sekunden von sich beeindruckt zu sein. Ich weiß, dass ich allzu oft das Haus ungeschminkt verlasse, und ich weiß auch, dass ich das lieber lassen sollte. Ich kenne meinen Körperfettanteil und meine Bildungslücken, kenne meine Ängste und meine Problemzonen, und ich fühle mich überhaupt nicht imposant genug, um jemandes Leben zu zerstören.
    Ich habe eher mal wieder Sorge um mein eigenes Leben, denn mir war eine sehr belastende Statistik aus einem der zahllosen Ratgeber wieder eingefallen: Nur jeder fünfte verheiratete Mann entscheidet sich gegen die Gattin und für die Geliebte. Sollte Andreas Recht haben? Der hat ja sowieso ständig Recht. Irgendwie auch unsympathisch! Er kennt mich wesentlich besser, als es einem charakterlich fragwürdigen Menschen wie mir lieb sein kann.
    Nur jeder Fünfte. Na, da habe ich ja ganz schlechte Karten. Es wird andersrum sein: Sie wird mein Leben zerstören! Die Ehefrau, die ihm ein süßes Kindlein geschenkt, wahrscheinlich drei Tage nach der Entbindung schon wieder in Konfektionsgröße sechsunddreißig gepasst und noch dazu womöglich nie ungeschminkt das Eigenheim in der bevorzugten Wohngegend verlassen hat.
    Verdammt, ich bin gar keine Bedrohung.
    Zumindest ist sie die größere!
    Und außerdem weiß sie nicht von mir. Wie soll sie also Angst vor mir haben? Das ist unheimlich, dass etwas in unser beider Leben geschieht und sie davon nichts weiß. Dass es eine Verbindung zwischen uns gibt, die sie nicht kennt. Dass ein Kampf begonnen hat, ohne ihr Wissen. Wahrscheinlich ist sie schon dabei, diesen Kampf zu gewinnen. Sie hat keine Ahnung, und das macht sie so unschuldig, so unantastbar, so überlegen. Vielleicht wird sie nie von mir erfahren.
    Ich werde diskret sein, wie Andreas gesagt hat. Ich werde eine untadelige Geliebte abgeben, die ihre Hoffnungen für sich behält und die keine Schmuck- oder Wäschestücke in den Bettritzen liegen lässt.
    Seine Frau wird meinen Namen nie erfahren, nie mein Gesicht sehen. Und ich werde keine Fußabdrücke auf der Seitenscheibe seines Autos hinterlassen. Ich werde aus ihrem Leben wieder verschwinden, ohne dass sie weiß, dass ich eine Rolle darin gespielt habe.
     
    War es Absicht? Wollte sie, dass ich von ihr erfahre? Wollte sie Fakten schaffen? Ihn zwingen, sich zu entscheiden?
    Ich werde es nie erfahren, denn sie würde mir wohl kaum die Wahrheit sagen: Doris Korn aus der Spesenabteilung. Ich weiß nicht, worunter ich mehr gelitten habe, unter der Trennung von ihm oder unter dem Gedanken an sie.
    Draco hatte mir ihren Namen genannt, als es um die Herkunft der Fußabdrücke ging. Ich hatte diese Frau nie gesehen, nie von ihr gehört. Heute denke ich, er hätte mir einen Gefallen getan, wenn er sich geweigert hätte, ihren Namen preiszugeben.
    Doris Korn. Die Andere. Die Gewinnerin. Und ich, Linda Schumann, wieder nur die eine: die Verliererin.
    Obschon ich

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