Hoehepunkte der Antike
dass dieser Elefant aus dem Seleukidenreich kam. Wahrscheinlich steckt hinter dem Namen Surus die Verballhornung von „Tyros“
(Sr·), der Name der Mutterstadt Karthagos.
Schwieriger Aufstieg
Nach der Überquerung der Pyrenäen stand den Karthagern noch der Zug über die Alpen bevor. Was die antiken Historiker und Geographen
über diese Gebirgskette zu erzählen wussten, ist zum großen Teil schablonenhaft, widersprüchlich oder schlichtweg falsch.
Im Grunde interessierte man sich nicht für diese natürliche Barriere, die Barbaren, Halbmenschen und Ungeheuer von der zivilisierten
Welt, der
oikumene,
abschottete und die – nach einem Wort des alten Cato – Italien „wie eine Mauer“ schützte. Betont wird in den Quellen vor allem
die mordgierige und räuberische Gesinnung der Alpenstämme. Mehrfach ist von Überfällen auf Durchreisende und von Einfällen
in die reicheren Ebenen die Rede.
Dieses Gebirgsmassiv sollte nach der Vorstellung des Hannibal kein größeres Hindernis als die Pyrenäen darstellen, die schon
relativ problemlos über drei verschiedene Pässe überwunden worden waren. Tatsächlich waren die Wege über die Alpen nicht höher
als die Pyrenäenrouten. Zudem waren die Alpen durch Kauf leute erschlossen und zumindest den einheimischen Führern relativ
gut bekannt. Schwierigkeiten waren allein von den Stämmen in den dichter besiedelten Regionen zu erwarten. Trotzdem machte
sich im Heer des Hannibal erneut Unruhe breit. Um die Moral seiner Truppen zu stärken, hielt Hannibal eine Heeresversammlung
ab und stellte ihnen den König und die Fürsten der in der Po-Ebene lebenden Boier, der geschworenen Feinde Roms, vor.
Am nächsten Tag brach er mit 38 000 Infanteristen, etwa 8000 Kavalleristen und 37 Elefanten die Rhone entlang nach Norden auf. Zur Überraschung von Freund
und Feind wählte Hannibal den schwierigeren Weg über Grenoble und das Mont-Cenis-Gebiet und nicht den leichteren |144| Weg an der Küste. Über die Gründe des Hannibal ist viel spekuliert worden. Wahrscheinlich wollte Hannibal vor seinem Einmarsch
in Italien weitere militärische Scharmützel vermeiden, um seine Truppen nicht zu schwächen. Und der Weg entlang der Küste
hätte zwangsläufig zu Auseinandersetzungen mit den Massalioten und den mit ihnen verbündeten Römern geführt.
Tatsächlich traf dann auch ein römisches Heer wenige Tage später an der Stelle ein, an der Hannibal den Fluss überquert hatte.
Die Hoffnung des römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio, die karthagischen Truppen noch vor dem Übergang über die Alpen
zu stellen, hatte sich zerschlagen. Scipio erkannte, dass es sinnlos war, Hannibal durch die Alpen zu verfolgen, und teilte
sein Heer auf. Die erste Abteilung unterstellte er dem Kommando seines Bruders Gnaeus Scipio, der mit diesen Truppen in Spanien
gegen den Bruder Hannibals, gegen Hasdrubal, Krieg führen sollte. Scipio selbst schiffte sich mit den restlichen Truppen ein
und segelte nach Pisa. Er beabsichtigte, das Eintreffen Hannibals im Po-Gebiet zu erwarten. Falls er dort überhaupt jemals
eintreffen würde.
Nach nur vier Tagen Marsch kam Hannibal beim Zusammenfluss der Rhone und der Isère an. Das Gebiet beherrschten die Allobrogen,
die zu diesem Zeitpunkt in einen Thronstreit verwickelt waren. Hannibal favorisierte den Dynasten Braneus und erhielt dadurch
weit reichende Unterstützung. Unter anderem bekamen die Karthager Schuhe und Kleidung. Braneus begleitete das karthagische
Heer sogar auf seinem Weg zwischen Pont-de-l’Isère und St. Pierre-d’Albigny.
Ab hier intensivierte sich jedoch der Widerstand. Die „Bergbewohner“ (
montani
) waren nicht gewillt, Hannibal kampf los durch ihr Gebiet ziehen zu lassen. Zudem wurde die Route immer steiler und unwegsamer.
Die so genannten Straßen durch die Alpen waren meist bloß schmale Pfade, auf denen häufig nur zwei Mann nebeneinander marschieren
konnten. Unter schweren Verlusten musste sich Hannibal in neun Tagen – seit dem Auf bruch von St. Pierre-d’Albigny – zu der
Passhöhe hoch kämpfen.
Über topographische Details gerade dieses Teils seiner Route ist vielfach diskutiert worden, ohne dass man in der Forschung
zu einem abschließenden Ergebnis gekommen ist. Nach dem Zeugnis des Polybios soll es sich bei dem Pass um den höchsten Alpenpass
überhaupt gehandelt |145| haben, was auf den Col de la Traversette hindeutet, der über 2900 Meter hoch liegt.
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