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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Provinz, schließlich Italien und am Ende Rom.
    Einen auswärtigen Krieg musste der Senat beschließen. Nur im Fall unmittelbarer Gefahr besaß der Statthalter freie Hand und
     kampf bereite Legionen. Was aktuelle Bedrohung war, entschied der Statthalter, im Jahr 58 v. Chr. also Caesar. Er tat dies
     in so überzeugender Weise, dass ihm zwar nicht die Feinde in Gallien und Rom, wohl aber der Senat und die Nachwelt glaubten.
     Den Siegen in Gallien ebenbürtig, ist Caesars Bericht über eben diese Siege: die
Commentarii rerum gestarum belli Gallici
.
     
     
    Der Wahrheitsgehalt von De bello Gallico
     
    Der Schriftsteller Joseph Roth behauptete, Caesar sei der einzige Diktator gewesen, der seine Muttersprache beherrschte (
Werke
3, Köln 1991, 732). Wir können weitergehen: Kein Staatsmann der Moderne hat in solch genialer Weise seine Politik gerechtfertigt
     wie Caesar in den sieben Büchern seines
Gallischen Krieges
. Der Leser erfährt alles über die Notwendigkeit |155| des Krieges, vieles über den Feind, weniges über römische Niederlagen, nichts über die Interessen und Ziele des Verfassers.
     Schon die Wahl des Titels ist Programm. Er lässt Caesars Vorgehen als ein rein militärisches erscheinen. Dass ökonomische
     Absichten eine zentrale Rolle spielten, kann der Leser nur gelegentlich ahnen. Der Begriff
Commentarii
im Titel beweist zudem Bescheidenheit. Der Autor verzichtet darauf, seinem Werk den Rang der künstlerisch durchformten
Historiae
(Zeitgeschichte) zu geben.
Commentarii
liefern nur das Material für den anspruchsvollen (Berufs-)Historiker. Der Stil ist bewusst einfach, der Wortschatz umfasst
     nicht mehr als 2600 Wörter. Sprachliche Abwechslung gibt es nur, wenn es um Töten oder Sterben geht. Die scheinbare Schlichtheit
     aber suggeriert Ehrlichkeit, die Vorgänge scheinen durchschaubar wie die Sprache, mit der sie formuliert werden. Der Leser
     hat nicht mehr Zweifel als der Autor. Es gibt keine Parallelquellen; nahezu alles, was wir über den Gallischen Krieg wissen,
     wissen wir von Caesar, und dieser macht klar, dass es niemand besser wissen kann als er selbst.
    Caesar widmete den Ereignissen sieben Bücher, d. h. jedes Kriegsjahr von 58 bis 52 v. Chr. wurde ungeachtet einer höchst unterschiedlichen
     Fülle von Ereignissen in je einem Buch abgehandelt. Das nährte die Vermutung, der Autor habe die Bücher auch jahrweise publiziert.
     Dagegen spricht neben anderem, dass jegliche zeitgenössische Reaktion fehlt. Von Cicero besitzen wir zahlreiche Briefe aus
     den 50er-Jahren v. Chr., doch mit keinem Wort geht er auf die
Commentarii
ein, obwohl er an den Ereignissen interessiert war, da sein Bruder als Legat (Unterfeldherr) in Gallien Dienst tat. Aulus
     Hirtius, ein anderer Legat Caesars, der das so genannte achte Buch mit den Ereignissen von 51 und 50 v. Chr. verfasste, bekundet
     in einem Vorwort dazu, Caesar habe sein Werk schnell und leicht geschrieben. So spricht alles dafür, dass es in einer Arbeitsphase
     im Winter 52/51 v. Chr. oder im darauf folgenden Sommer entstand. Der Krieg in Gallien war damals beendet, der Bürgerkrieg
     noch nicht ausgebrochen. Caesar schrieb nicht aus dem Gedächtnis. Ihm lagen die Berichte seiner Unterfeldherren vor und er
     selbst hatte jährlich dem Senat Rapporte (
litterae
) zugesandt.
    Der Wahrheitsgehalt der
Commentarii
war schon in der Antike umstritten. Doch wer Caesar der Lüge überführen will, wird sich schwer tun. Er stellte die Vorgänge
     aus seiner Sicht dar, d. h. aus der Sicht eines römischen Statthalters. Dazu gehörte, gegnerische Verluste zu übertreiben |156| und eigene zu beschönigen. Wenn Caesar etwas vorgeworfen werden kann, dann ist das hauptsächlich Schweigen über Dinge, die
     manches in anderes Licht getaucht hätten. Aber er war Politiker und nicht Historiker, abgesehen davon, dass auch jeder Historiker
     seinem Vaterland, seiner Religion, seinem Mäzen oder wenigstens seinen Freunden verpflichtet ist. Caesar fühlte sich nur sich
     selbst verpflichtet und das gibt seinem Werk klare Linien.
     
     
    „Veni, vidi, vici“
     
    Caesar eröffnete den Krieg im April 58 v. Chr. Als Vorwand diente ihm die Auswanderung der Helvetier. Sie wollten ihre Wohnsitze
     in der Schweiz verlassen und sich am Atlantik nördlich der Mündung der Garonne niederlassen. Ihr Zug hätte sie durch die römische
     Provinz geführt. Als Statthalter konnte Caesar dies verweigern, und er tat es. Als die Helvetier darauf einen anderen Weg
    

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