Höhepunkte
nämlich gründlich vergangen. Zwischen Marias und Rosanas zartem Gezüngel und Thalias unbändiger Wildheit lagen Welten.
Von den drei Jungen schon wundgerieben, bog und wand sie sich, zwischen Schmerz und Lust hin- und hergerissen, drückte das Mädchen eng an sich und küßte sie leidenschaftlich -Thalia spie ihr aus Bosheit in den Mund - und stammelte abgerissene Liebesworte hervor, bis Thalia sich angewidert zurückzog.
»Du! Du bist hier die Hure, nicht ich! Weißt du auch, warum? Weil du es gern machst. Du mußt es ja nicht tun. Ich schon. Mit deinen Möglichkeiten hätte ich - alles hätte ich da werden können! Du ekelst mich an. Du Hure! « Sie stand breitbeinig über Susan und spuckte sie an. »Und das Schlimmste ist - ich könnte mich glatt in so eine Hure wie dich verlieben.«
Sie lag immer noch ganz genommen auf dem Bett, als Pope zurückkam. Es war noch vor neun; draußen auf den Straßen schwoll der ausgelassene Karnevalslärm immer mehr an. »Hat’s Ihnen Spaß gemacht?«
»Danke, ja.« Sie fühlte sich vollkommen zerschlagen, aber sie
hätte sich eher vom Balkon gestürzt, als es ihm gegenüber zuzugeben.
»Um so besser für Sie.« Er öffnete die Schranktür.
»Gehen wir uns den Karneval ansehen?«
»Was gibt’s denn da zu sehen?« lachte er. »Massenbesäufnis, Drogenmißbrauch, Straßenkriminalität, lächerlich aufgeputzte Proleten - wenn ich will, kann ich das jederzeit in der Bronx oder in Brixton haben.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Nein, wir haben unser Touristensoll schon erfüllt - wir haben die Eingeborenen gefickt und die Wirtschaft unterstützt. Ziehen Sie sich an, wir fliegen nach Hause.«
Sie saß im Flugzeug über London und fühlte sich schäbig und ausgenutzt, als sie an das Wochenende zurückdachte. Da hatte sie nun also mit verschiedenen dunkelhäutigen Exemplaren beider Geschlechter geschlafen und war dabei ziemlich brutal durchgewalkt worden - na und? Eigentlich war es doch bloß ein lateinamerikanischer Aufguß ihrer düsteren Vergangenheit. Wie konnte es ihr dann trotzdem soviel ausmachen?
Sie ließ sich ein Glas Sekt bringen und bemühte sich, das bedrückende Gefühl abzuschütteln. Wirklich bemerkenswert war nur die Montes-Episode; was hatte die wohl zu bedeuten? Zur Sicherheit übertrug sie schnell die Telefonnummer von seiner Visitenkarte in ihr Adreßbuch und schrieb LOUISA MOUNT dazu. Dann zerriß sie die Karte und ließ die Schnipsel unter ihren Sitz verschwinden. Sie wußte, daß Pope in ihren Privatsachen herumschnüffelte, während sie schlief, und mißtrauisch, wie er war, würde der Name Louis Montes ihn sicher auf irgendein Verwandtschaftsverhältnis zu Cristina schließen lassen.
Sie war sich selbst nicht recht darüber im klaren, warum sie die Nummer aufbewahrte. Aber nach all dem, was sie in Rio erlebt hatte, war ein Mann mit dem Wunsch, Tobias Pope den Garaus zu machen, vielleicht genau das Accessoire, das ein aufgewecktes Mädchen dieses Jahr am besten brauchen konnte.
Gerhard Zwerenz
Großer Gott Eifersucht (Bea)
Louis Wern war zumute, als fielen Weihnachten und Ostern auf diesen Mittwoch. Das seinen Augen sich darbietende Bild beschleunigte seinen Puls und erfüllte seinen Geist mit frischen Gedanken.
Mit einer mechanischen und unbewußten Bewegung schaute er auf seine Uhr. Danach blickte er wieder auf die Köstlichkeit gegenüber.
Entfernungen über vierhundert Kilometer legte Louis Wern mit dem Flugzeug zurück. Ansonsten nahm er den Intercity. Es sei denn, das Reiseziel lag abseits, dann wählte er den Wagen. Louis Wem war oft unterwegs. Sein Beruf stand in keinem der einschlägigen Verzeichnisse, ja, es gab eigentlich gar keine feste Berufsbezeichnung für das, was er tat und das er selbst nicht ohne einen Anflug von Verlegenheit als prinzipielle freie Mitarbeiterschaft charakterisierte.
Mit etwas loseren Worten pflegte Louis mitzuteilen, daß er für viele Herren arbeite. Da sei ein großes Architekturbüro gewesen, eine internationale Werbeagentur, eine Detektei. Auch führende Bankhäuser wandten sich an ihn. Zur Zeit war er meist für eine Firma unterwegs, die sich mit der Rettung bankrottbedrohter Unternehmen beschäftigte, aber auch den Aufkauf interessanter Objekte betrieb. Allerdings geschahen die Aufkäufe für andere Kunden, große Konzerne meist, die ihre marktbeherrschende Stellung auf die heimliche Weise weiter auszubauen suchten.
Louis Wern jonglierte mit Computern und Rechenmaschinen, er kannte sich in
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