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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gleichgültig, daß ich einen Moment lang fürchtete, er begehre mich in Wirklichkeit gar nicht, sein Verhalten sei nur ein Reflex einer alten, unwiederbringlichen Lust. Vielleicht war ich ihm in all den Jahren doch zu groß geworden.
    Er faßte mich unter den Achseln und richtete mich auf. Nun saß ich aufrecht auf seinen Knien. Dann schlang er seine Arme um mich und küßte mich. Allein schon bei dem Kontakt mit seiner Zunge durchströmte es meinen Körper. Mein Rücken streckte sich. Er ist der Sinn meines Lebens, dachte ich. Ein altbekannter und abgedroschener Gedanke, Hunderte von Malen während seiner Abwesenheit gedacht, in der letzten Zeit dann heftig verworfen, weil es so erbärmlich, so armselig und so pathetisch klang. Es gab und gibt nach wie vor so vielerlei Wichtiges auf der Welt, aber als er mich küßte und ich mich in seinen Armen wiegte, war das die Wahrheit, die reine und einfache Wahrheit, er war der Sinn meines Lebens.
    Ich faßte nach seiner Hand und führte sie an mein Gesicht, bedeckte es mit ihr, hielt sie einen Moment lang still. Ich spürte den Druck seiner Fingerkuppen, ich gab ihm einen langen und feuchten Kuß auf die Handfläche, dann bog ich seine Finger, einen nach dem anderen, schob den Daumen unter die anderen vier Finger, umfaßte seine Faust mit meiner Hand und preßte meine Wangen und Lippen an seine Fingerknöchel.
    Ich wollte ihm zu verstehen geben, daß ich ihn liebte.
    »Ich habe etwas für dich...«
    Sanft schob er mich beiseite, stand auf und ging durchs Zimmer. Aus einer der Schreibtischschubladen zog er eine lange, schmale Schachtel hervor.
    »Das habe ich vor ungefähr drei Jahren in einem Anfall von Schwäche für dich gekauft...« Er grinste mich an. »Erzähl aber keinem davon, jetzt schäme ich mich fast schon, aber damals hatte ich manchmal so verrückte Einfälle, vor allem, wenn ich mich allein fühlte. In solchen Situationen habe ich den Wagen genommen und bin nach New York gefahren, zur Vierzehnten Straße, Ecke Achte, ein ziemlich irrer Ort. Wie soll ich ihn dir beschreiben, damit du eine Vorstellung hast?« Er verstummte nachdenklich, dann erhellte sich sein Gesicht. »Ja, so, die Vierzehnte Straße ist in etwa so wie Bravo Murillo, aber noch viel verrückter, es wimmelt da nur so von Leuten, Bars und Läden. Ich brauchte über zwei Stunden für die Strecke, nur um Thunfischempanadas zu essen und >Asturias, patria querida< zu singen in einer Bar, die einem Typen aus Langreo gehörte. Ich habe getrunken bis zum Umfallen, und dann ging es mir besser. Bei einem dieser blödsinnigen nostalgischen Anfälle habe ich dir das hier gekauft.« Er setzte sich neben mich und überreichte mir die Schachtel. »Auch wenn man so etwas vielleicht nicht sagt, es hat mich eine Stange Geld gekostet, und damals hatte ich nicht viel. Ich habe es dir trotzdem gekauft, weil ich es versprochen hatte. Auf eine merkwürdige Weise habe ich mich all die Jahre über für dich verantwortlich gefühlt. Aber ich traute mich nie, dir das hier zu schicken. Um die Wahrheit zu sagen, ich fürchtete, aus dir wäre inzwischen eine erwachsene Frau geworden, und Frauen wissen solche Spielsachen nicht immer zu schätzen...«
    Die sorgfältig in durchsichtiges Zellophan eingewickelte Schachtel enthielt ein Dutzend Objekte aus weißem, beigem und rotem Plastik, einen elektrischen Vibrator mit gerillter Oberfläche, dazu eine Reihe von Überzügen und anderem passenden Zubehör. In einer Tüte steckten zwei kleine Batterien. Es kostete mich nicht die geringste Mühe, mich erfreut zu zeigen. Ich war überaus zufrieden, und das nicht nur, weil er an mich gedacht hatte.
    »Vielen Dank, das gefällt mir sehr.« Ich grinste ihn breit an. »Aber du hättest es mir schicken sollen, ich hätte es gut brauchen können. Es ist doch meine Größe...«
    Er sah mich an und lachte.
    »Wenn du möchtest, kann ich es ja mal ausprobieren..., jetzt.« Ich riß das Zellophan ab und studierte den Inhalt eingehend. Ohne größere Schwierigkeiten fand ich den Speicher für die Batterien und lud den Vibrator auf. Ich drehte an einem winzigen Rädchen, und er begann zu zittern. Dann drehte ich stärker auf, bis er in meiner Handfläche tanzte. Es war lustig. Es war genauso wie früher am Morgen des Dreikönigstages. Da fing auch eine ganz normale, leblose Puppe an, zu sprechen und den Kopf zu bewegen, nachdem ich zwei Batterien in ihren Rücken gesteckt hatte. Ich merkte, daß ich lächelte. Ich sah Pablo an, er lächelte

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