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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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cognacfarbener Anzug und asymmetrische milchkaffeebraune Augen von aggressiver Intelligenz. Oberstaatsanwalt Dr. Richard Weber bekam, obgleich emotional sparsam veranlagt, seine Verblüffung nur mühsam in den Griff.
    Aber kein Vergleich zu mir, die ich äußerst verschwenderisch mit Leidenschaften um mich werfe. Glücklicherweise war ich zu gelähmt, um »Richard, du lebst!« zu juchzen und ihm um den Hals zu fallen. Aber mein Kampfsportvereinsausweis rutschte mir aus den starren Fingern und segelte auf den Teppich.
    Richard war sportlicher als Schorstel und schneller als ich. Er drehte das Kärtchen in den Fingern. »Soooo, Li … Was steht da?« Er kniff weitsichtig die Augen zusammen. »… Netz?«
    »Nerz«, sagte ich artig.
    »Finanzamt Reutlingen?«, wiederholte er gefährlich leise. »Weiß Ihr Vorgesetzter von Ihrer Aktion? Wie heißt er doch gleich?«
    »Äh … Der würde sich schön bedanken, wenn wir ihn mit jeder Routinekontrolle behelligten, Herr …?«
    »Richard Weber, Oberstaatsanwaltschaft Stuttgart.«
    »Freut mich«, sagte ich und streckte meine Hand aus. »Freut mich sogar ungemein.« Meine Stimme entglitt mir dabei ins Glückselige.
    Nicht einmal Richard konnte sich der Suggestivkraft einer ausgestreckten Hand entziehen und gab mir den Kampfsportvereinsausweis zurück.
    »Sehen Sie, Herr Nerz, hier ist nix zu holen«, fuhr Schorstel dazwischen. »Ich stehe sozusagen unter staatsanwaltschaftlicher Aufsicht.« Er lachte.
    Ich kämpfte gegen ein schwachsinniges Lächeln an, das meine Gesichtszüge erobern wollte. »Ich bin dann hier auch schon fertig. Es ist so weit alles in Ordnung, Herr Schorstel. Ein sehr umsichtiges Sekretariat haben Sie, Und nichts für ungut. Letztlich ist es ja auch in Ihrem Interesse, dass wir die schwarzen Schafe dingfest machen.«
    »Ja, ja, natürlich.« Erich Schorstel hatte sich so schnell abgekühlt, wie er sich aufgepumpt hatte. »Hauptsache, alles hat seine Ordnung, gell.« Damit schlug er den offenen Ordner mit den Rechnungen zu.
    »Dann darf ich mich verabschieden«, sagte ich, »und Ihnen noch einen schönen Tag wünschen und viel Erfolg mit Ihrem Unternehmen.« Ich quetschte mich im Krebsgang an den beiden Herren vorbei zur Tür und gewann das Vorzimmer. »Auf Wiedersehen, Frau Bentle. Und danke für den Kaffee, Frau Busen.«
    Es wurde höchste Zeit. Das verschluckte Gelächter hatte mein Gedärm bereits zerrissen und begann mir den Hals heraufzugurgeln. Kichernd wankte ich die Treppe hinunter.
    Die Haustür war noch nicht hinter mir ins Schloss geschwungen, da klingelte bereits mein Handy. Keine Nummer.
    »Hallo!«, schepperte Richards Stimme. Ich stellte den Lautsprecher leiser. Aber er sagte nichts mehr.
    »Kannst du reden?«, giggelte ich. Wie sollte er auch so schnell die beiden Damen und Schorstel vertrieben haben?
    »Nein.«
    »Okay. Dann machen wir Folgendes: Ich fahre nach Laichingen hinein und warte im Café deli auf dich. Allerdings nicht länger als dreiundzwanzigeinhalb Minuten. Uhrenvergleich.« Ich musterte meine Patek Philippe. Sie sah nicht nach Funkuhr aus. »Nach Braunschweiger Zeit ist es jetzt …« Ich war absolut sicher, dass Richard da oben im Sekretariat auf seine Uhr blickte.
    »Ach, Unsinn!«, blaffte er. »Wie war das, wo sollen wir …?«
    »In dem Café gleich neben dem Hotel Krehl ›zur Ratstube‹ .«
     

12
     
    An einem zugigen Tischchen auf der Straße vor dem Ca fé beschäftigte ich mich eine geschlagene Stunde damit, Wolken über die Dächer und Passanten übers Pflaster ziehen zu sehen, bis Richard endlich vom Markt her um die Ecke bog und leichten Schrittes herankam. Er war nur eins neunundsechzig groß, aber gebaut wie ein Ringer. »Weißt du, wie man das nennt?«, fragte er, während er sich setzte.
    »Amtsanmaßung«, antwortete ich fromm.
    »Wie konntest du mich in so eine Lage bringen!«
    »Erstens habe ich nicht wissen können, dass du mit Schorstel Golf spielst …«
    »Ich spiele nicht Golf, wie du weißt.«
    »… und plötzlich auftauchst. Und zweitens: Du hättest mich ja entlarven können.«
    »Einen Kaffee bitte«, sagte er zu der jugendlichen Bedienung.
    »Für mich nichts mehr, danke«, lehnte ich ab. Ich hatte schon einen Kaffee und zwei Mineralwasser zu mir genommen und gluckerte.
    »Und wie hätte das gehen sollen?«, wandte sich Richard wieder an mich. »Darf ich vorstellen, Herr Schorstel, das ist Lisa Nerz, Journalistin beim Stuttgarter Anzeiger mit etwas ungewöhnlichen Recherchemethoden.«
    »Das

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